Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
Doktor Nye mit seiner hohen Stimme, »aber wenn du es tust, verblutet deine Freundin. Entscheide dich. Ich habe heute noch jede Menge andere Termine.«
»Was ist los?«, wollte Fletcher wissen. »Wer ist das?« »Lass die Finger von ihr«, befahl Grässlich. »Wir holen einen anderen Arzt.«
»Ein anderer Arzt könnte ihr Leben nicht retten«, erwiderte Nye in gelangweiltem Ton. »Der Täter war völlig enthemmt, als er ihr die Wunden zugefügt hat. Keine Methode, keine Muster, keine Finesse. Aber sie sind tief und es sind viele und auch Organe und Arterien wurden verletzt. Meine Untersuchungen sind abgeschlossen und ich weiß genau, wie ich vorgehen muss. Wenn ihr einen anderen Arzt ruft, muss dieser wieder ganz von vorn anfangen. Bis er fertig wäre, wäre sie tot.«
»Und du kannst sie retten?«, fragte Skulduggery.
»Keine Frage. Und wenn ihr mir erlaubt, dass ich mich sofort wieder an die Arbeit machen kann, bleiben nicht einmal Narben zurück.«
Skulduggery blickte Grässlich an, dann nickte er.
»Mach dich wieder an die Arbeit, Doktor«, sagte Grässlich. »Skulduggery, du willst sicher hierbleiben und aufpassen, dass er keinen Unsinn macht?«
»Ich rühre mich hier nicht vom Fleck«, antwortete Skulduggery. Die Pistole behielt er in der Hand.
»Ich auch nicht«, meldete sich Fletcher.
Grässlich ging hinaus. Die Wut verlieh ihm Flügel. Er fand Madam Misty in ihren Räumen.
»Nye?«, rief er, als er hineinstürmte. »Sie lassen Doktor Nye hier arbeiten? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Nye ist ein Monster!«
Misty blickte ihn durch ihren Schleier hindurch an. »Nur weil der Doktor ein unspezifisches Wesen ist, macht ihn das noch lange nicht zu einem Monster.«
»Ein unspezifisches Wesen? Sie meinen, weil er weder männlich noch weiblich ist? Sie meinen, weil er kein Mensch im engeren Sinn ist? Nein, davon rede ich nicht. Es ist ein Monster, weil es an seinen Gefangenen medizinische Experimente vollführt.«
»Das ist Geschichte.«
»Nye ist ein Kriegsverbrecher!«
»Der für seine Taten bestraft wurde. Ältester Schneider, ich wurde beauftragt, für dieses Sanktuarium das bestmögliche medizinische Personal zu organisieren. Kenspeckel Grouse ist tot. Doktor Nye war der Nächstbeste auf der Liste.«
»Und es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, uns vorher zu fragen? Es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass wir etwas dagegen haben könnten?« »Sprechen Sie, wenn Sie wir sagen, auch vom Großmagier? Denn mit ihm habe ich mich beraten und er war wie ich der Ansicht, dass diese Einrichtung von Nyes Erfahrung nur profitieren könnte.«
Grässlich runzelte die Stirn. »Ravel hat zugestimmt?« »Ja. Wenn Ihnen das Probleme bereitet, sollten Sie sich vielleicht an ihn wenden.«
»Ja«, murmelte Grässlich, »vielleicht sollte ich das.« Grässlich ging nicht mehr ganz so schnell wie vorher die Flure entlang. Ravel war wie er Soldat. Er war im Krieg gewesen, hatte gegen Mevolent gekämpft und Freunde gehabt, die in Gefangenschaft geraten waren. Sie kannten alle die Geschichten von Folter und von diesen grausigen Experimenten. Sie hatten alle von dem Doktor mit den langen Armen und Beinen und mit der verschorften Nase gehört. Jeder hatte von Doktor Nye gehört.
»Grässlich.« Ravel schaute von seinem Schreibtisch auf. »Ist Walküre über den Berg?«
»Sie ist schwer verletzt«, antwortete Grässlich, »aber sie sollte es schaffen. Sie ist jetzt auf der Krankenstation. Darüber wollte ich mit dir reden.«
»Ah.« Ravel lehnte sich zurück. Es war drei Uhr morgens und er sah müde aus. »Nye.«
»Wie konntest du dem zustimmen? Das Ding hat ein paar unserer besten Freunde getötet.«
»Zauberer haben ein langes Leben, Grässlich - wie lange hegen wir einen Groll auf Dinge, die wir im Krieg getan haben?«
»Auf dem Schlachtfeld zu kämpfen ist eine Sache. Gefangene zu Tode zu foltern eine ganz andere.«
»Weißt du, was Nye in den letzten hundert Jahren getan hat? Er hat ganz allein gearbeitet. Im stillen Kämmerlein, von allem abgeschnitten hat er über die menschliche Seele geforscht.« »Will diese Kreatur die jetzt auch foltern?«
»Nein, sie will sie finden. Kannst du dir vorstellen, was das bedeuten könnte? Die Seele ist unser innerstes Wesen - sie ist der stärkste, reinste Teil von uns. Der Zusammenhang zwischen der Seele und unseren wahren Namen wurde oft diskutiert, jedoch nie bewiesen. Aber überlege doch, was wir alles ausrichten könnten, wenn wir diese Kraft
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