Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
Tür hält nicht ewig«, bemerkte Kranz, als Quiver und Craven hereinkamen.
»Was ist mit ihrem Teleporter?«, fragte Tenebrae mit belegter Stimme.
Kranz schüttelte den Kopf. »Fletcher Renn kann nur an Orte teleportieren, an denen er schon einmal war. Hier im Tempel war er noch nie.«
Tenebrae lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Verstärkung?«
»Ein Dutzend unserer Brüder und Schwestern aus London sind auf dem Weg hierher«, antwortete Kranz. »Ob sie es allerdings rechtzeitig schaffen, ist fraglich.« Tenebrae schaute Quiver an. »Unsere Fluchtwege?« »Sind im Moment noch frei«, erwiderte Quiver in seinem gleichbleibend gemessenen Tonfall. »Sanktuariumsfunktionäre besetzen mehr als die Hälfte - wir dachten nicht, dass sie so viele kennen doch es gibt immer noch genügend, über die wir Kompetenzträger evakuieren könnten.«
»Apropos Kompetenzträger.« Tenebrae wandte sich an Craven. »Wie geht es ihr? Ist sie transportfähig?«
Craven holte tief Luft, sagte jedoch mehrere Augenblicke lang nichts. Kurz bevor Tenebrae den Mund aufmachte, um eine Antwort zu verlangen, nickte Craven. »Sie könnte es schaffen, wenn es sein müsste, aber lieber würde ich sie hier behalten. Ihre Kräfte schwanken noch sehr stark. Wenn wir ihnen fünf, besser noch sechs Stunden standhalten können, sollte sie erneut im Vollbesitz ihrer Macht sein. Dann brauchen wir keine Fluchtwege mehr.«
Kranz blickte ihn stirnrunzelnd an. »Sechs Stunden? Wir können von Glück sagen, wenn sie nicht noch während unserer Unterhaltung hier hereinstürmen. Der Tempel ist keine Festung.«
»Aber er ist gut geschützt«, bemerkte Craven. Er hatte die Hände verschränkt und blickte auf einen Punkt irgendwo hinter Kranz’ Ellbogen. Es war eine von Cravens neuen Angewohnheiten und Kranz wusste, dass Tenebrae sie nicht mochte. Wenn Craven so guckte, sah er aus wie ein Heiliger. »Sobald die Barrikaden aufgestellt sind, könnten wir die Tunnel zum Einsturz bringen und uns hier einigeln.«
»Wir wollen uns nicht einigeln«, knurrte Tenebrae. »Wir wollen einen Fluchtweg.«
»Das habe ich wohl verstanden, Hohepriester, doch wie ich bereits sagte: Sobald Melancholia ihre Kräfte wiedererlangt, brauchen wir nicht mehr zu fliehen.«
»Der Meinung bist du, Kleriker Craven.«
»So ist es, Eure Exzellenz. Und darf ich Euch in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, dass ich Melancholia bis kurz vor die Passage geführt habe. Ohne dass ich meine Grenzen überschreiten wollte, sollte man doch meinen, dass ich dafür ein wenig Vertrauen verdient hätte.« »Ich meine«, knurrte Tenebrae, »dass du deine Grenzen bereits überschritten hast.«
Craven senkte den Kopf. »Verzeihung vielmals, Hohepriester.«
Über Cravens Kopf hinweg blickte Tenebrae Kranz an. »Wenn wir die Tunnel zum Einsturz bringen, könnten wir sie maximal zwölf Stunden aufhalten.« Man hörte Kranz an, wie wenig er von dieser Idee hielt. »Die Barrikaden müssten verstärkt werden. Wir müssten Leute umquartieren. Und eines dürfen wir nicht vergessen: Wir würden uns einkerkern. Falls Melancholia ihre Kräfte nicht wiedererlangt, könnte das Ganze in einer Katastrophe enden.«
»Der Todbringer wird stark sein, wenn wir ihn brauchen«, erklärte Craven feierlich.
Tenebrae biss die Zähne zusammen. »Kleriker Kranz, leite alles in die Wege.«
»Selbstverständlich, Eure Exzellenz.«
Kranz verließ den Raum. In seinem Kopf entstand ein eigener Plan. Fürs Erste ignorierte er die Barrikaden und ging tiefer ins Innere des Tempels hinein.
Trotz der dramatischen Wende der Ereignisse galt es immer noch, das Protokoll einzuhalten, Regeln zu befolgen und zu beachten. Kranz war ein ranghöher Kleriker, der das Vertrauen des Hohepriesters besaß, doch selbst er musste einen Gang herunterschalten und wie alle anderen warten, wenn er den Lagerverwalter sprechen wollte. Es war ein banaler Titel, der Pedanterie und jede Menge Listen vermuten ließ. Die Realität jedoch sah ganz anders aus. Der Lagerverwalter überwachte und kontrollierte die Lieferung des gesamten Tempelbedarfs einschließlich der Lebensmittel und handelte in dieser Position als selbst ernannte Autoritätsperson. Kranz musste fast zehn Minuten warten, bevor man ihm mitteilte, dass der Lagerverwalter jetzt bereit sei, ihn zu empfangen.
Kleriker Bertrand Solus machte sich nicht die Mühe, den Blick von den Papieren auf seinem Schreibtisch zu heben, als Kranz eintrat. Er war ein viel beschäftigter Mann. In dem Büro
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