Skulduggery Pleasant 6 - Passage der Totenbeschwörer
versprochen. Wenn du sagst, dass es okay ist, sagen alle anderen auch, dass es okay ist, das weiß ich.«
»So funktioniert das nicht.«
»Was redest du da? Natürlich funktioniert es so.«
»Nicht mehr. Über gewisse Dinge weißt du nicht Bescheid, Vaurien.«
»Welche Dinge? Die Leute in dieser Stadt machen immer noch, was du sagst, oder?«
»Seit die Qual hier ist, ist das alles anders geworden. Er hat angefangen herumzureden, er und seine Freunde. Sie haben angefangen, den Leuten von ihren hochgestochenen Ideen zu erzählen ... Du glaubst doch nicht, dass es Zufall war, dass Roarhaven als neuer Standort für das Sanktuarium ausgewählt wurde? Du glaubst doch nicht, dass es nicht Teil ihres Plans war?«
»Teil von wessen Plan?«
Cassian seufzte. »Hör zu, Vaurien, wir kennen uns seit Langem.«
»Wir sind Freunde.«
»Wir sind keine Freunde, aber trotzdem kennen wir uns seit Langem. Wenn du ein paar Wochen hier bleibst, wird wohl niemand allzu heftig protestieren.«
»Danke, Cassian. Und ich schwöre dir, dass wir nicht länger als ein paar Monate bleiben. Maximal ein Jahr.« »Wochen, Vaurien.«
»Richtig. Ja.«
»Versuche, niemandem auf die Nerven zu fallen, und versuche ... du weißt schon, bleib von den Leuten weg. Niemand mag Zombies.«
Scapegrace lachte in sich hinein. »Das geht mir genauso.«
»Du bist ein Zombie.«
»Ja, aber ich habe Thrasher gemeint.«
»Wer ist Thrasher?«
Thrasher beugte sich auf seinem Hocker vor. »Hallo.« Cassian machte einen Satz nach hinten. »Aah! Wie hat er das gemacht? Ich habe ihn gar nicht gesehen. Ist er eine Art Ninja?«
»Nein«, antwortete Scapegrace traurig. »Er verschmilzt nur wirklich gut mit dem Hintergrund. Ich gebe dir mein Wort, Cassian, wir machen keinen Ärger. Danke.« »Schon gut«, erwiderte Cassian. »Sieh zu, dass ich es nicht bereue.«
»Das wirst du ganz bestimmt nicht.« Hinter seinem Rücken kreuzte Scapegrace die Finger. Er muss sie allerdings zu fest gekreuzt haben, denn einer brach ab und fiel auf den Boden. Er wartete, bis Cassian draußen war, bevor er ihn aufhob. Dann machte er sich auf die Suche nach etwas Eis.
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DIE BELAGERUNG DES TEMPELS
Kurz nach zwölf Uhr mittags hielt der erste Lastwagen am Tor zum Friedhof. Die hinteren Türen gingen auf und Sensenträger sprangen leise heraus. In lockerer Aufstellung bewegten sie sich zwischen den Reihen von Grabsteinen hindurch auf die Krypta zu, dem Eingang zum Tempel der Totenbeschwörer. Einer von ihnen drehte die beiden Hälften einer Tarnkugel gegeneinander. Eine mit Energie gefüllte Blase bildete sich und wurde immer größer. Sobald sie die Umfassung des Friedhofs erreicht hatte, fuhr der zweite Lastwagen vor. Weitere Sensenträger stiegen aus und stellten sich entlang der Mauer auf.
Kranz und Tenebrae beobachteten die Sensenträger auf einem großen, in Quadrate unterteilten Bildschirm. Jedes dieser Quadrate zeigte eine andere Kameraeinstellung. Die Kameras würden nicht mehr lange senden, aber sie lieferten wenigstens einen Anhaltspunkt, was auf die Totenbeschwörer zukam. Wie es aussah, kam eine ganze Menge auf sie zu.
Zu den Sensenträgern gesellten sich Männer und Frauen, Elementezauberer wie auch solche fortgeschrittener Disziplinen, Agenten des Sanktuariums, Funktionäre und Detektive. Diese Leute trugen keine Uniformen und keine Abzeichen. Einige waren bewaffnet, andere nicht. Durch die Adern aller flossen übernatürliche Kräfte.
Sieben Minuten, nachdem der erste Sensenträger vom ersten Lastwagen gesprungen war, sah Kranz, wie Walküre Unruh hinter Skulduggery Pleasant den mit kaputten Platten belegten Weg zur Krypta herunterkam. Unter einer Kamera blieben sie stehen und schauten direkt hinein.
»Mein Name ist Skulduggery Pleasant«, stellte das Skelett sich vor. Seine Stimme kam laut und deutlich aus den Lautsprechern. »Ich habe einen Haftbefehl bei mir, ausgestellt auf Melancholia St. Clair. Sie wird beschuldigt, eine Sanktuariumsangestellte angegriffen zu haben. Wir nehmen sie bis zur Verhandlung in Haft. Wird diese Tür nicht unverzüglich geöffnet, sehen wir uns gezwungen, sie aufzubrechen.«
Pleasant wartete genau fünf Sekunden, dann nickte er. Kranz’ flackernder Blick ging in dem Moment zu einem anderen Bildschirmquadrat, als ein Rammbock in Position gebracht wurde. Zwei Sensenträger ließen ihn in einem langsam schwingenden Rhythmus gegen die Kryptatür donnern.
Die Bildschirme wurden schwarz. So viel zu moderner Technologie.
»Die
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