Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück
dann brach das Rohr aus der Wand, und Scapegrace flog rückwärts. Sein Triumphgeschrei verstummte jäh, als er mit dem Kopf auf den Boden knallte. Einen Moment lang lag er da - endlich wieder frei - und versuchte, nicht zu weinen. Dann stand er auf, die Handschellen baumelten am Handgelenk. Die Fußfesseln konnte er allein nicht lösen, deshalb schlurfte er rasch zur Tür.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass weder das Skelett noch das Mädchen in der Nähe waren, trat er aus dem Haus. Seine Schritte waren lächerlich klein, und wahrscheinlich sah er aus wie ein geistesgestörter Pinguin, als er davonwatschelte. Er würde jemanden finden, der ihm half, jemanden, der die Fesseln lösen konnte. Schließlich konnte nicht die gesamte Einwohnerschaft von Roarhaven ihm den Tod an den Hals wünschen, das war ausgeschlossen.
Er watschelte in der Nähe des Sanktuariums von Roarhaven um eine Ecke und erstarrte. Einen Augenblick lang war er so verblüfft, dass er nicht einmal grinsen konnte. Doch dann breitete sich das Lächeln auf seinem Gesicht aus, und der Tag war gerettet. Die Qual zielte mit einer Pistole auf Pleasant und Unruh.
Kichernd schlurfte Scapegrace hinüber. Der Schädel des Skeletts war so ausdruckslos wie immer, doch das Mädchen sah aus, als könnte sie nicht glauben, was die Qual gerade gesagt hatte. Auf Scapegrace achtete keiner.
„Das ist nicht dein Ernst“, sagte Walküre.
Scapegrace fand es genial, wie die Qual sie ignorierte und nur mit dem Skelett sprach. „Bring das Kind um“, sagte er, „erschieße es meinetwegen. Steck es in Brand. Erwürge es. Mir ist es egal.“
Wenn es Scapegrace möglich gewesen wäre, hätte er auf der Stelle einen Freudentanz aufgeführt.
„Ich werde Walküre nicht töten“, sagte Pleasant.
„Was ist ein Leben im Vergleich zu Millionen, toter Mann? Und wenn die Gesichtslosen wiederkommen, werden Millionen sterben, das weißt du.“
„Mag sein, aber ich töte sie nicht.“
„Das sind meine Bedingungen.“
„Es muss doch noch etwas anderes geben“, versuchte Skulduggery es, „etwas Akzeptables, das ich tun kann.“
„Ich mache es dir einfach.“
Die Qual warf Skulduggery seine Pistole zu. Der fing sie auf und richtete sie auf die Stirn der Qual. Scapegrace' Grinsen erlosch. Das Blatt hatte sich ganz plötzlich gewendet.
„Hier stirbt niemand“, sagte Pleasant, „mit Ausnahme von dir vielleicht. Wo ist das Groteskerium?“
„Ich bin die Qual, toter Mann. Glaubst du wirklich, ich hätte Angst vor dem Tod?“
Die Pistole blieb noch ein paar Augenblicke länger auf ihr Ziel gerichtet, dann ließ Skulduggery den Arm sinken. Scapegrace konnte wieder atmen, und die Qual nickte zufrieden.
„Du brauchst meine Hilfe“, sagte er, „du kennst meine Bedingungen. Bring das Kind um.“
„Du kannst doch nicht -“
„Die Zeit läuft.“
„Aber das ist doch verrückt. Sie hat nichts getan -“
„Tick“, sagte die Qual, „tack.“
Das Skelett schaute das Mädchen an, und Scapegrace sah den Zweifel in ihren Augen.
Sie zeigte auf die Qual. „Schlag ihn zusammen. Schlag ihn zusammen oder ... oder sonst was. Schieß ihm in den Fuß.“
Das Skelett schüttelte den Kopf. „Mit Drohungen kommen wir nicht weiter.“
„Mit leeren Drohungen nicht, aber wenn du Ernst machst und ihm in den Fuß schießt ...“
„Nein, Walküre. Ich kenne die Sorte Mensch. Jeder kommt mal an seine Grenzen, aber wir haben keine Zeit.“ Pleasant wandte sich wieder der Qual zu. „Woher weiß ich, dass du die Informationen, die ich brauche, wirklich hast?“
„Weil ich es dir sage“, erwiderte die Qual, „und du dir den Luxus, mir zu misstrauen, nicht leisten kannst. Inzwischen wird Baron Vengeous Lord Viles Rüstung gefunden haben. Dir läuft die Zeit davon wie Sand in der Faust. Sie rinnt dir durch die Finger, toter Mann. Bringst du das Kind um?“
„Das wird er nicht tun!“, meldete Walküre sich trotzig. „Sag ihm das, Skulduggery!“
Scapegrace konnte kaum an sich halten vor Freude, als Pleasant schwieg.
Walküre Unruh starrte das Skelett an und wich einen Schritt zurück. „Du denkst doch nicht im Ernst darüber nach? Das kannst du nicht machen!“
„Hast du dein Handy dabei?“
„Was?“
„Du musst deine Eltern anrufen und dich verabschieden.“
Ein Augenblick verstrich, dann drehte Walküre sich um und wollte davonlaufen, doch Pleasant war schneller. Er packte sie am Handgelenk und drehte ihr den Arm auf den Rücken, und sie fiel auf die
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