Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück
antwortete Walküre. „Ich hab nie einen Sinn darin gesehen.“
„Typisch“, murmelte Carol, und Crystal bemühte sich betont auffällig, nicht zu lachen. „Wir gehen dann besser wieder. Oh, und ich rate dir, uns nicht zu verpfeifen. Du hältst die Klappe, ja?“
„Wie du meinst.“
Die Zwillinge schauten sich triumphierend an und marschierten ohne ein weiteres Wort hinaus.
Echo-Gordon richtete sich durch den Tisch hindurch auf und trat heraus. „Ah, die Zwillinge. Ich werde nie den Tag vergessen, an dem sie geboren wurden.“ Sein Lächeln verflog, als er fortfuhr: „Wie sehr ich mich auch bemühe ...“
Er merkte, dass Walküre wieder aus dem Fenster sah.
„Angst ist eine gute Sache“, meinte er leise.
„Sie fühlt sich aber nicht gut an.“
„Aber sie hält dich am Leben. Mut ist auch nicht die Abwesenheit von Angst. Mut ist die Anerkennung und die Überwindung von Angst.“
Sie lächelte. „Ich glaube, ich habe das mal hinten auf einer Cornflakes-Packung gelesen.“
Echo-Gordon nickte. „Gut möglich. Daher habe ich meine ganze Weisheit.“
Sie wandte sich vom Fenster ab und schaute durch die Tür auf ihre Verwandtschaft, die lachte und redete und trank und tanzte.
„Ich habe Angst“, sagte sie. „Ich habe Angst vor Schmerzen, und ich habe Angst vor dem Sterben. Aber am meisten habe ich Angst, meine Eltern zu enttäuschen. Andere Kinder in meinem Alter finden ihre Eltern peinlich, das erlebe ich ganz oft. Weil die Mutter ständig um sie herumgluckt oder weil der Vater sich für witzig hält und es nicht ist. Aber ich liebe meine Eltern, sie sind echt in Ordnung. Wenn wir hier versagen, wenn wir Vengeous und das Groteskerium nicht aufhalten können, werden meine Eltern ...“ Plötzlich und unerwartet brach ihre Stimme. „... sterben.“
Das Abbild ihres Onkels schaute sie wortlos an.
„Ich kann nicht zulassen, dass es so weit kommt“, sagte sie.
Echo-Gordon wandte den Blick nicht ab, und sie sah alles in seinen Augen, er brauchte gar nichts zu sagen. Er nickte nur und murmelte: „Nun denn.“
Als er sich wieder den Partygästen zuwandte, kehrte sein breites Lächeln zurück. „Ich fürchte, es wird Zeit, dass du mich in die Schachtel zurücksteckst. Du hast zu tun, nicht wahr?“
„Ja, das habe ich.“
Sie nahm den Stein und legte ihn in die Schachtel.
„Danke für das alles“, sagte Echo-Gordon. „Es war schön, wieder mal im Kreis der Familie zu sein. Daran merke ich, wie sehr ich sie nicht vermisse.“
Sie lachte und klappte die Schachtel zu.
„Pass auf dich auf“, sagte er und verblasste.
Sie ging hinaus in den Festsaal, wo ihr Vater mit Fergus und einem weiteren Mann redete. Ihre Mutter saß an einem Tisch und gab vor zu schlafen. Beryl stand abseits und schaute sich um wie ein erschrockener Reiher. Als sie jemanden erspähte, mit dem sie noch nicht getratscht hatte, stürzte sie sich mit beängstigendem Eifer auf ihn.
Carol und Crystal kamen aus einem Nebenzimmer wieder herein. Carol war etwas grünlich im Gesicht, Crystal dagegen war rot und kämpfte mit einem Hustenanfall.
Walküre öffnete die Glastüren und trat auf den kleinen Balkon, sie spürte die frische Brise und schaute hinaus auf den Golfplatz. Dahinter lagen die Dünen und der Strand und das Meer. Sie hatte beide Hände auf die Balkonbrüstung gelegt und holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
Etwas huschte über den dunklen Golfplatz.
Sie blinzelte. Einen Augenblick lang hatte es ausgesehen wie ein Mensch in geducktem Lauf, doch jetzt war niemand mehr da. In jeder anderen Nacht hätte sie sich vielleicht eingeredet, dass ihre Augen ihr einen Streich gespielt hatten. Aber das war nicht jede andere Nacht.
Die Vampire kamen.
EIN UNVOLLENDETES VORHABEN
Tanith saß im Bentley und bemühte sich, nicht herumzuzappeln. Ihr Körper war es nicht gewohnt, still zu sitzen und nichts zu tun. Skulduggery neben ihr war der Inbegriff von Ruhe und unerschütterlicher Geduld. Sie versuchte, sich zu entspannen, doch immer wieder hatte sie einen Adrenalinschub, und ihr rechtes Bein kickte, ohne dass sie es wollte, in die Luft. Es war ihr höchst peinlich.
Sie hatten den Wagen auf einem leicht überhängenden Plateau abgestellt, von dem aus man das Golfgelände überblicken konnte. Sie hatten auch das Klubhaus im Blick, waren jedoch so weit entfernt, dass Dusk den Bentley nicht erkennen konnte. Sobald sie etwas Verdächtiges sahen, konnten sie die schmale Straße hinunterbrausen und den Vampir abfangen, bevor
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