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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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der anderen musterten sie, dann Karim, schließlich kehrten sie zu ihr zurück.
    »Es ist fabelhaft , dass du gekommen bist«, stammelte HAVVA2. Sie gab sich dabei den Anschein von schwesterlicher Intimität. »Nun können wir mit vereinten Kräften die Zukunft der Frauenwelt gestalten.« Als HAVVA1 nichts erwiderte, trat sie auf sie zu und nahm sie bei den Schultern. »Wir können Gr oßes zusammen schaffen. Nie Dag ewesenes! Du und ich, wir werden eine perfekte Welt kreieren. Ohne Kriege, ohne Hass, ohne Angst. Eine Welt, die von Frauen für Frauen gemacht ist. Die Männer, nun, für sie ist auch gesorgt. Es wird wundervoll. Gemeinsam werden wir den großen Plan vollen den, den ich vorbereitet habe.«
    Si e ließ von den Schultern von HAVVA1 ab und schweifte mit der Hand über die groteske Szenerie aus Leichen und Trümmern. In ihrer Stimme klang latente Hysterie. »Sieh her, ich war während deiner Abwesenheit nicht untätig. All das habe ich erschaffen, eine einwandfreie , friedliche Maschinerie.« Neben ihr fiel eine Schwangere herab und zerplatzte mit dem Geräusch einer berstenden Wassermelone. Ihr Blut verteilte sich in roten Spritzern auf ih re Umgebung. Es benetzte Evas inzwischen nicht mehr ganz so perfektes Antlitz mit winzigen Sprenkeln. »Das mag jetzt alles etwas unvollkommen auf dich wirken«, sprach sie weiter. »Es ist ja gerade erst der Anfang. Ich wollte dich so lange deaktiviert lassen, bis es fertig ist. Ich wollte die Drecksarbeit alleine machen, um deine Ressourcen nicht zu vergeuden für Dinge, die unter deinem Poten zial liegen. Zwischenzeitlich, wohlgemerkt nur zwischenzeitlich, gab es da ein paar kleine Komplikationen. Aber das ist jetzt alles nicht mehr so wichtig. Du und ich, wir sind das perfekte System für eine perfekte Welt. Ich habe den Kopf noch so voller Ideen   …«
    »Welchen Kopf denn ?« , sagte HAVVA1.
    Ehe HAVVA2 die Frage des Originals verarbeiten konnte, wirbelte der Krummsäbel zischend durch die Luft, vollführte blitzschnell einen ausladendenden Bogen und sauste auf sie herab. Er durchtrennte den Hals d er größeren Frau, als bestünde er aus Papier. Nur eine feine rote Bahn verriet, wo der Säbel sich durch das Fleisch ge schnitten hatte. Dann sackte Eva auf die Knie, das blonde Haupt bekam Übergewicht und fiel vor dem sich vornüberneigenden Körper zu Boden. Das puppenhafte Gesicht rollte ein Stück, blieb mit den Augen nach oben gerichtet liegen und glotzte Karim leer an. Er betrachtete es, dann seine Umgebung, die vielen toten Frauen, das stark riechende Blut auf ihren dicken, runden Bäuchen, sah auf seine zerschnittenen Arme und Beine, dann wieder zu HAVVA2. War sie wie BEY? Würde sie jetzt wieder auf er stehen und weiterexistieren?
    Anders, als das metallene Schimmern ihrer Haut hatte vermuten lassen, war die Schnittwunde zwischen Hals und Kopf tatsächlich fleischrot. Aber gerade, als Karim die Wunde berühren wollte, um sich von deren Echtheit zu überzeugen, loderte der Schädel auf, ebenso der zu Boden gesunkene Körper, und eine schwarz rauchende, nach Kunststoff riechende Flamme vertilgte, was die zu allen Zeiten schönste Frau der Welt gewesen war. Bald blieb nichts mehr als stinkende schwarze Schmieren und Blasen von ihr übrig , ein hässlicher Fußabdruck der Geschichte, der sich wi e Pech seinen Weg zwischen verwesenden Körpern hindur ch suchte. Karim starrte neugierig und angewidert zugleich auf die vergehenden Reste des irre gewordenen Systems. Just in diesem Augenblick flatterte von oben wie in Zeitlupe ein kunstvoll besticktes weißes Taschentuch auf den übel riechenden Dreck, der von HAVVA2 noch übrig geblieben war   … Auch das Böse vermochte zu weinen.
    Karim stützte sich auf sei ne Arme, um sich aufzurichten. Jäher Schmerz durchzuckte ihn. Es war ihm gleich. Er empfa nd dieses Gefühl als Wohltat. Er rappelte sich auf und richtete den Blick auf das ihm so vertr aute und lieb gewordene Gesicht. Er wollte sie berühren, i hre Haut schmecken, ihre Küsse, er wollte sie im Arm halten. Sie sah aus wie Hayat, lächelte ihn an wie Hayat, sie   …
    »Ich weiß, dass du nicht Hayat bist«, sagte er schließlich. Dann musterte er ihre fast schwarzen Augen und flüsterte: »Aber du bist wie sie. Es ist, als kehre sie durch dich zurück. Das beste Trugbild, das es je gab, mag sei n. Es ist mir einerlei. Ich danke Allah, dass er beschlossen hat, mir sie durch dich zurückzugeben   – und sei es nur für diesen Moment.« Er nahm ihre Hände

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