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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Reinigungsblase, als sich die zielstrebigen Schaumwolken vom Swanjet zurückziehen. Das private Charterflugzeug glänzt weiß, grau und mattsilbern, mit feinen roten Streifen auf der vorderen vertikalen Höhenflosse. Das Flugzeug ist ein geniales Deltoid, dessen zentrale Wölbung des Passagierabteils sanft in die Krümmung messerspitzer Flügel übergeht. Zehntausende winziger nanokontrollierter Buckel auf den oberen und unteren Flügeloberflächen weisen auf das radikale Design hin. Die Buckel können winzige Höcker oder Dellen in der Flügeloberfläche bilden, mit denen sich der Reibungskoeffizient der vorbeistreichenden Luft regulieren lässt, sodass der Auftrieb der Flügel ohne Querruder einstellbar ist. Die einzige niedrige Höhenflosse erstreckt sich fast bis zur Nase, sie erhebt sich aus der Pilotenkanzel unmittelbar hinter der Sichtscheibe, weicht zurück und krümmt sich weiter hinten wieder nach vom. Sie ist für die typische Schwanenform und damit für den Namen dieses Flugzeugs verantwortlich. Die Swans wurden erst vor fünf Jahren allgemein eingeführt und haben seitdem den Luftreiseverkehr revolutioniert.
    Im Augenblick ist Jonathan noch allein in seiner Blase. Er wartet darauf, dass Marcus und die übrigen Reisebegleiter zurückkehren. Er blickt durch die Membran zum perlmuttblauen Himmel hinauf. Ein kribbelndes Gefühl der Erwartung neuer Dinge ist heute das Äußerste seiner Emotionen. Er kommt sich ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt vor.
    Der Reinigungsschaum hat sich in den Aufbewahrungsbehälter zurückgezogen, wo er nun den Schmutz von der Hülle des Flugzeugs verdauen oder absondern wird.
    Für einen kurzen Moment ist Jonathan vor Aufregung schwindlig. Er befürchtet, er könnte umkippen und davonschweben, denn das Licht ist so gleichförmig und der glatte graue Zement des Flugplatzes unter der Blase unterscheidet sich so wenig von der Farbe des Himmels, dass es scheint, als würde er schwerelos neben dem Swan im Perlmuttblaugrau treiben.
    Jonathan kneift sich mit wohlmanikürten Fingernägeln in den Handrücken. Seine augenblickliche Situation hat nichts Schwindelerregendes oder Belustigendes. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hat er sich mit Männern verbündet, die es todernst meinen, und er zweifelt nicht – zumindest jetzt nicht mehr – an der Radikalität ihrer Entschlossenheit und Hingabe. Er weiß immer noch fast nichts über das, was eigentlich geschieht, was die Gruppe plant, aber er ist keineswegs unbedarft, was den Umgang mit mächtigen Menschen betrifft.
    Er muss sich von nun an sehr umsichtig verhalten.
    »Jonathan!«
    Es ist Marcus. Jonathan dreht sich um und sieht seinen Mentor in Begleitung zweier Männer und einer Frau. Er erkennt Jamal Cadey und sein zuversichtliches Lächeln wieder. Der zweite Mann ist etwa einsachtzig groß, hat feines blondes Haar und einen abwesenden Blick in den blassblauen Augen. Die Frau ist so groß wie Jonathan; ihr pechschwarzes Haar ist ordentlich auf mittlere Länge geschnitten. Ihr Gesicht ist streng und attraktiv, unter den hervorstehenden Wangen leicht eingefallen, aber mit großen, aufmerksamen grünen Augen. Sie sieht Jonathan an, ohne ihn wirklich zu sehen – vorläufig.
    Sie nähern sich und Marcus hält sein Pad hoch. Die Tür des Swans gleitet lautlos nach unten und bildet eine Treppe aus. »Alles ist automatisch«, sagt Marcus. »Ich ziehe normalerweise menschliche Piloten vor, aber meiner hat heute frei.«
    Sie besteigen den Swan, die Frau zuerst, und nehmen in der Passagierkabine Platz. Jeder der sechs drehbaren Sitze ist an drei Punkten mit der Flugzeugzelle verbunden, an zwei dicken Streben im Boden und einem Träger in der Wand.
    Das Cockpit ist vom Innenraum abgetrennt, aber ein breites Fenster zeigt den Blick durch die vordere Sichtscheibe. Jonathan schaut durch die Scheibe, als er Cadey und dem Blondschopf folgt. Im Cockpit gibt es einen Sitz auf der Steuerbordseite; links davon ist das dunkelblaue Gehäuse eines INDA montiert. Die Tür wird wieder eingefahren und schließt sich zischend hinter Marcus.
    »Komfort und Luxus«, stellt Marcus mit todernster Miene fest, während er gebeugt mitten in der Kabine steht. »In einer Stunde sind wir in Moskau… in Moscow, Idaho«, fügt er ohne die Spur eines Lächelns hinzu. Marcus scheint in schlechter Laune zu sein. Jonathan fragt sich, ob er Ärger mit Beate hatte.
    »Mein Name ist Burdick, Alfred Burdick«, sagt der blonde Mann zu Jonathan, als sie auf

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