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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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geschaffen haben. Dazu müssen wir keine Nationen erobern, keine Bomben werfen… wir müssen nur in aller Ruhe abwarten.«
    Jonathan starrt Marcus an, als hätte er den Verstand verloren. »Was?«
    »Hundertausende, vielleicht Millionen von uns. Die Ewigkeit.«

 
2 /
     
    Der Mann, der sich heute in Martins Büro eingefunden hat, ist breitschultrig und auf phlegmatische Weise attraktiv.
    Beim Eintreten wirkte sein Gang effizient, doch beinahe trippelnd, da seine Beine ein wenig zu kurz für einen so kräftigen Körper sind. Er strahlt Selbstbewusstsein, Zuversicht, Entspannung und gleichzeitig Wachsamkeit aus. Er trägt einen blassbraunen Longsuit in einem Schnitt, der ein wenig aus der Mode gekommen ist, und seine Augen sind ungefähr von derselben Farbe wie der Anzug: blassbraun und durchdringend, aber nicht anzüglich. Er fügt sich nahtlos in jede professionelle Umgebung ein, schätzt Martin.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Burke. Mein Name ist Philip Hench.« Er schiebt seinen rechten Hemdsärmel hoch, um ihm ein offizielles Tattoo zu zeigen. Es funkelt in grünen und roten Punkten auf seinem Unterarm. »Vom FBI.«
    Martin starrt ihn an, nachdem er die nötigen höflichen Erwiderungen auf diese Begrüßung gemurmelt hat.
    »Sie haben sich gestern im Gebäude der Northwest Inc. aufgehalten, als es dort zu einer Datenflussinvasion kam.«
    »Ja.«
    »Ich würde gerne wissen, warum Sie dort waren, Mr. Burke.«
    »Ms. Carrilund – Dana Carrilund – bat mich, die Organisation wegen eines Problems zu beraten, das keinen Bezug zur… äh… Invasion hatte.«
    »Haben Sie nach der Invasion mit ihr gesprochen?«
    »Nein. Sie war sehr beschäftigt.«
    »Und was haben Sie gestern nach diesem Vorfall gemacht?«
    »Ich wurde aus dem Gebäude geführt. Offensichtlich hatte man dort andere, wichtigere Probleme. Ich kehrte in mein Büro zurück und fuhr abends nach Hause.«
    Hench nickt mitfühlend. »Ein paar meiner Kollegen aus der Abteilung für Freie Daten beschäftigen sich mit dieser Invasion. Aber eigentlich bin ich wegen einer ganz anderen Angelegenheit hier. Sie erhielten gestern Besuch von Terence Crest.«
    Martin braucht einen Moment für eine Erwiderung. »Ja«, sagt er schließlich.
    »Was wollte Mr. Crest von Ihnen?«
    »Ich kann leider keine Informationen über…«
    »Crest war kein Patient. Oder?«
    »Nein, aber für mich bezieht sich die Schweigepflicht auf jeden, der durch diese Tür tritt, einschließlich Ihnen, Mr. Hench.«
    »Gut«, sagt Hench ungerührt. »Er hatte Probleme. Sein Gewissen plagte ihn. Hat er Ihnen den Grund dafür genannt, Mr. Burke?«
    »Wie ich bereits sagte, möchte ich darüber nicht reden.«
    »Hat er die Aristos erwähnt?«
    Martin verschränkt die Hände auf dem Schreibtisch. Zuerst Carrilund und nun dieser Mann.
    »Er gehörte einer Gruppe an, die sich als Aristos bezeichnet«, spricht Hench weiter, ohne auf Martins Antwort zu warten.
    »Das wusste ich nicht«, sagt Martin.
    »Er hat sie nicht erwähnt?«
    »Nein«, sagt Martin.
    »Hat er über Ihre Therapieinstrumente gesprochen, Mr. Burke? Hat er Sie vor irgendetwas gewarnt?«
    Martins Körper fühlt sich steif an. Im Nacken spürt er ein Ziehen. »Keine Warnungen, keine Drohungen. Er ist ein sehr bekannter Mann, Mr. Hench.«
    »Ja, ein Milliardär.« Hench wölbt die Lippen vor. Sein Gesicht ist überraschend beweglich und für einen kurzen Moment ähnelt er einem Schimpansen. Die Verwandlung kommt völlig unerwartet und die Anspannung in Martins Nacken nimmt zu.
    »Reiche Leute haben nicht unbedingt viele Freunde«, sagt Hench. »Zu viel Macht, zu viel Freiheit und dennoch zu viele Einschränkungen. Es verzerrt sie.«
    »>Die Reichen sind nicht wie du und ich<«, zitiert Martin.
    »>Denn sie haben mehr Geld<«, ergänzt Hench das Zitat. »Fitzgerald und Hemingway, wenn ich mich recht entsinne. Crest wurde vor kurzem geschieden, ohne jede Publicity, aber unter großem Druck.«
    »Ich vermute, das hier ist offiziell«, sagt Martin und räuspert sich.
    »Ja. Und es hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun. Sie haben keine Schwierigkeiten mit meiner Behörde, Mr. Burke, doch wenn Sie ein anständiger Mann sind, wird Ihnen in den nächsten Minuten etwas unwohl in der Magengegend sein. Haben Sie für den Rest des Tages frei?«
    »Nein, ich habe Termine.«
    »Sagen Sie sie ab«, fordert Hench ihn auf, während er gedankenverloren Daumen und Zeigefinger aneinander reibt, als wollte er ein Insekt

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