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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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erwidert Marcus. »Jonathan hat die Chance auf volle Mitgliedschaft erhalten, weil es zu einem bedauerlichen Todesfall gekommen ist.«
    »Crest«, sagt Burdick.
    Marcus wirft ihm einen kurzen Seitenblick zu, der kühl und sachlich wirkt, aber Jonathan weiß, wie dieser Ausdruck zu deuten ist. »Ja«, sagt Marcus nach einem Moment respektvollen Schweigens, wie es scheint. »Mr. Crest. Nach Lage der Dinge glaube ich, dass Jonathan sich als wesentlich effektiveres und obendrein diskreteres Mitglied erweisen wird.«
    »Crest hat über eine Milliarde investiert, nicht wahr?«, bemerkt Burdick und diesmal reagiert Marcus mit unverhohlener Gereiztheit.
    »Wir haben es nicht nötig, dass der Beitrag jedes unserer Mitglieder an die große Glocke gehängt wird.«
    »Entschuldigung«, sagt Burdick.
    Calhoun berührt Burdicks Arm und blickt ihn eindringlich an. Burdick versteht den Hinweis und verstummt, ohne sein kontinuierliches Lächeln aufzugeben, das ihm als Verteidigungsmaßnahme dient.
    Cadey beugt sich vor. »Es gibt noch so viel zu tun. Angesichts einer wahren Leistung fällt es schwer, die Ruhe zu bewahren.«
    »Auf welchem Gebiet liegen Ihre Fertigkeiten, Mr. Bristow«, möchte Calhoun von Jonathan wissen.
    »Ich arbeite für die Verwaltung von Nutrim – Design und Verwaltung«, sagt er.
    »Dann wissen Sie ja, wie man unsere kleinen Sklaven füttert, nicht wahr?«, fragt Calhoun.
    Marcus mischt sich wieder ein. »Jonathan hat noch keine Ahnung vom Gesamtbild. Ich möchte ihn nach und nach in die großen Themen einführen, um nicht zu prahlen oder vorzeitig zu viel zu offenbaren. Er hat noch sehr viel zu verdauen.«
    »So ist es«, sagt Cadey. »Ich habe Monate gebraucht, um zu verdauen, was ich weiß… Die verblüffenden persönlichen Konsequenzen sowie das allgemeinere Gesamtbild.«
    Jonathan ist bereits in der Lage, eine leichte Empörung zu verspüren. Nur schwach, aber sie ist vorhanden. »Ich denke, man sollte mir so viel sagen, wie ich wissen muss, so schnell wie möglich. Es geht schließlich nicht um die Abenteuer des Grafen von Monte Cristo.«
    Marcus beobachtet ihn eine Weile, während er sich mit dem Sitz hin und her dreht. Dann beugt er sich vor, verhakt seine beiden Zeigefinger ineinander und sagt zu Jonathan: »Du weißt, dass ohnehin alles den Bach runtergeht. Das gesamte sorgfältig ausbalancierte Finanzsystem. Die Datenfluss-Kultur. Wir leben in einer Nation der Schafe. Nimm die Hirten weg und alle werden sterben. Nun, die meisten der Hirten sind inzwischen selbst zu Schafen geworden. Irgendwer muss durchhalten, um den Zusammenbruch zu überleben. Unsere Gruppe rechnet damit, dass uns bestenfalls noch fünfzehn Jahre bleiben, bevor wir alle wichtigen Dinge den INDAs und Denkern überlassen… und uns den Lebensabend mit Yox versüßen. Träumende Junkies. Du hast die Zahlen gesehen – die Hälfte aller amerikanischen Bürger glaubt bereits, dass Yox realer und lebenswerter als das wirkliche Leben ist. Großer Gott! Die Hälfte!«
    »Nicht von den Leuten, die ich kenne«, erwidert Jonathan sanft, um nicht den Eindruck zu erwecken, er wolle ihm widersprechen.
    »Nein. Bestimmte soziale Gruppen… unterstützen unsere Position. Sie haben etwas Besseres verdient, als zu einer Randerscheinung in der Datenfluss-Kultur zu werden. Wer heutzutage nicht ständig im Yox ist, kann überhaupt nicht mehr mitreden.«
    »Zu wahr«, sagt Darlene Calhoun.
    »Amen«, fügt Jamal Cadey hinzu.
    »Ehepaare verlinken sich über Sex-Yox – einen intimeren Kontakt gibt es nicht mehr«, bemerkt Burdick.
    »Frauen gebären nicht mehr, sondern lassen sich die Arbeit von Maschinen abnehmen«, sagt Marcus angewidert.
    »Weil es nicht so schmerzhaft ist«, entgegnet Jonathan.
    »Schmerzen gehören zur Herrlichkeit des Lebens«, sagt Darlene Calhoun völlig ernst – eine wahre Pionierin mit ihren hohen Wangenknochen, der fein geschnittenen Nase und der tadellosen, teuren Kleidung.
    »Haben Sie…?«, setzt Jonathan an, doch Marcus unterbricht seine Frage.
    »Ich kann voller Stolz behaupten, dass ich noch die Errichtung der Fundamente miterlebt habe. Die eifrigsten Visionäre unter uns begannen damit, die Regeln zu entwerfen und die finanzielle Basis zu schaffen. Dann konnten die Bauarbeiten beginnen.«
    »Ein Unterschlupf zum Schutz vor der Eiszeit«, sagt Cadey. Sein Gesicht strahlt vor Enthusiasmus. Endlich springt die Begeisterung über, die nun auch Jonathan empfindet. Weg von allem! Es wäre wirklich schön, wenn man

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