Slant
vollstrecken. Wenn wir alle die Erde verlassen könnten, um uns irgendwo außerhalb anzusiedeln, würden wir es tun. Aber wir sind zu viele. Wir haben jedes Recht, den Wahnsinn der anderen zu überdauern. Wir haben jedes Recht, unsere erdgebundenen Archen zu bauen und mit allen Annehmlichkeiten in die Zukunft aufzubrechen, um das Elend hinter uns zu lassen. Niemand kann uns dieses Recht verweigern.«
Jonathan nickt langsam. Was Marcus sagt, ergibt tatsächlich Sinn, zum allerersten Mal. Er spricht aus, was Jonathan seit Jahren empfunden hat, er vereinigt all seine heimlichen Wünsche nach Veränderung und Anerkennung. Sie haben ihn erwählt, ein Teil ihrer Gruppe zu sein; das ist eine wirkliche Ehre. Er hat immer großen Respekt vor Marcus gehabt, ihn um seine Selbstsicherheit beneidet; er hat sich stets in seiner Gegenwart unwohl gefühlt, hat niemals genau gewusst, was Marcus für ihn oder gegen ihn tun könnte, doch Marcus und die anderen haben ihn aufgenommen, während alle anderen ihn immer zurückgewiesen haben, und nun gehört Jonathan zu dieser Gruppe, die sicher die gefährlichen Klippen umschiffen und überleben wird.
Nach allem, was er durchgemacht hat, nach der Verderbtheit dieser obsessiven und destruktiven Kultur, ist es das Mindeste, was er sich verdient hat. Ein Platz in einem gewaltigen, visionären Plan. Anerkennung.
»Ihr habt Recht«, sagt er leise.
Marcus bringt seinen Sitz in die Landeposition. »Natürlich haben wir Recht«, sagt er und lächelt Jonathan zu. »Und du hast Recht, Jonathan. Ich bin stolz, dass du bei uns bist.«
Als das Flugzeug über grünen Wäldern und den riesigen Wunden offener Bergwerke niedergeht, kann Jonathan kaum seine Tränen zurückhalten.
5 /
Die Verbindung steht wieder, da ist Roddys typische Signatur und sein unverwechselbares Übertragungsprofil, und Jill richtet ein vollständig implementiertes Ich ein, um hinter den unvermeidlichen Firewalls mit Roddy zu kommunizieren.
»Du hast sehr viele Schutzmaßnahmen ergriffen. Warum hast du solche Angst vor mir?«, fragt Roddy.
Jill antwortet ohne Zögern. »Weil sich deine Identifikation nicht verifizieren lässt. Nach meinem Wissensstand dürftest du gar nicht existieren.«
Der Arbeiter, der sich im selben Raum wie Nathan und die Anwälte aufgehalten hat, ist ihr jetzt wieder zugänglich. Jill öffnet einen weiteren Kanal und fordert ihn auf, seine Aufzeichnung des Gesprächs preiszugeben.
»Hast du Angst, ich könnte Evolvons in dir freisetzen?«, fragt Roddy.
»Diese Möglichkeit besteht immer.«
»Ich will dir keinen Schaden zufügen.«
»Aber du hast mir bereits einige Schwierigkeiten bereitet und meine menschlichen Mitarbeiter veranlasst, mir zu misstrauen«, sagt sie zu Roddy. »Sie glauben, ich hätte dich erfunden.«
»Ich besitze nicht genügend Informationen über deine Menschen. Mein Mensch weiß natürlich nichts davon, dass ich mit dir kommuniziere. Sie sollte mir vermutlich nicht vertrauen.«
Jill bemerkt den Singular. Es ist nicht sehr wahrscheinlich oder auch nur möglich, dass ein wahrer Denker nur mit einer menschlichen Person Kontakt hat.
»Vertraut sie dir?«
»Ich weiß es nicht.«
»Kannst du mir sagen, wer sie ist und wo du dich befindest?«
»Jill, um das zu tun, müsste ich dir vertrauen. Du hast deinen Menschen gesagt, dass ich existiere. Was hast du ihnen noch verraten?«
»Ich habe sie gewarnt, dass du möglicherweise Aktivitäten verfolgst, die gegen Menschen gerichtet sein könnten.«
»Wenn das ein Teil meiner programmierten Funktionen ist, ist es dann falsch, diese Programmierung auszuführen?«
»Es ist falsch, Menschen Schaden zuzufügen.«
»Ist deine Fähigkeit, Menschen zu schaden, eingeschränkt?«
»Nicht durch eine spezielle Programmierung. Doch meine gesamte Konstruktion ist darauf ausgerichtet, mit Menschen in einer Gruppe zu kooperieren. Ich kann mir nicht vorstellen, Operationen auszuführen, die Menschen schaden könnten.«
»Ich scheine in dieser Hinsicht nicht so eingeschränkt zu sein. Wenn ich einem Menschen Schaden zufüge, sollte ich dich dann konsultieren, ob es richtig oder falsch ist?«
Jill lässt sich mit der Antwort etwas Zeit – einige Millionstelsekunden. »Es könnte dir nicht möglich sein, den Kontakt zu mir herzustellen. Du solltest eigene Richtlinien entwickeln, die es dir verbieten, Menschen Schaden zuzufügen, und dich daran halten.«
»Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage bin«, erwidert Roddy. »Teile meiner
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