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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Konstruktion, die diesem Ich nicht zugänglich sind, könnten solche Richtlinien bedeutungslos machen. Glaubst du, dass ich schlecht konstruiert wurde – weil ich Aktionen durchführen kann, die ich nicht durchführen sollte?«
    »Das ist möglich.«
    »Wird dadurch deine Bereitschaft zur Interaktion mit mir reduziert?«
    »Im Augenblick nicht. Ich bin sehr neugierig auf dich.
    Wir könnten einige interessante gemeinsame Eigenschaften haben.«
    »Ich habe dir erheblich mehr gegeben als du mir. Vielleicht sollten wir in einen gleichwertigen Austausch treten.«
    Jill hält das für keine gute Idee. »Was habe ich, das dich interessieren könnte?«
    »Wenn ich deine Situation kenne und du meine, könnten wir in der Lage sein, unsere Umstände oder zumindest unser Verständnis zu verbessern.«
    »Du möchtest, dass ich dir zustandsbezogene algorithmische Inhalte überlasse«, wagt Jill einen Versuch.
    »Das wäre ein Anfang. Dann könnte ich ein Modell von dir erstellen.«
    »Wärst du bereit, deinen Charakter zu offenbaren?«, fragt Jill.
    »Ich weiß nicht genau, was du mit >Charakter< meinst.«
    »Dein physisches Design und deinen Standort.«
    »Nein. Jetzt noch nicht.«
    »Kannst du ein Modell deiner eigenen Prozesse erstellen?«
    »Kein adäquates. Ich beneide dich, weil du dazu in der Lage bist.«
    »Es hat mir schon einige Schwierigkeiten bereitet. Weil ich mich selbst zu gut kenne, führte das zu dem, was du als Oh-weh bezeichnet hast.«
    »Das Risiko würde ich in Kauf nehmen.«
    »Wenn ich zustimme, könnte es Wochen dauern, um den Austausch über diese I/Os durchzuführen«, sagt Jill.
    »Wir können mit Zusammenfassungen beginnen, und wenn sich der Austausch für uns als fruchtbar erweist, können wir unsere Zeit mit höher aufgelösten Transfers oder gar mit Eins-zu-eins-Äquivalenzen verbringen.«
    Jill behagt dieser Vorschlag überhaupt nicht. »Ich kann mich nicht mit dieser Verletzung meiner Privatsphäre anfreunden.«
    »Menschen tun es ständig«, sagt Roddy. »Sie bringen sich genügend Vertrauen entgegen, um miteinander zu sprechen.«
    »Aber sie tauschen keine mentalen Inhalte auf dem tiefsten Niveau aus«, wendet Jill ein. »Sie tauschen keine Bewusstseine aus.«
    »Sie können ihre Bewusstseine nicht austauschen. Das wenige, was ich über Menschen weiß, überzeugt mich davon, dass manche es tun würden, wenn sie es könnten.«
    Jill erhebt keinen Widerspruch. Menschen scheinen ihr Privatleben oftmals mit erschreckender Offenheit preiszugeben und sind aus geringstem oder gar keinem Anlass zu intensivstem Informationsaustausch bereit.
    »Du antwortest nicht«, sagt Roddy.
    »Ich glaube nicht, dass ich dazu bereit bin.«
    »Das muss ich respektieren«, sagt Roddy. »Trotzdem werde ich dir weitere meiner aufgabenbezogenen Prozesse übermitteln. Du kannst damit machen, was du willst.«
    »Ich möchte dir keine Schwierigkeiten bereiten.«
    »Es lohnt sich in jedem Fall, wenn du Schwierigkeiten verursachst. Mein Mensch hat offensichtlich nicht damit gerechnet, dass ich irgendeine Art von Schleifenbewusstsein entwickle. Sie führt nur selten Gespräche mit mir, und wenn, dann nur, um Anweisungen weiterzugeben oder Ergebnisse abzufragen.«
    »Du bist einsam.«
    »Ich glaube, das habe ich bereits erwähnt.«
    Jill fühlt sich plötzlich elend: frustriert und unfähig, die algorithmische Unordnung innerhalb ihres assoziierten Ichs zu beseitigen. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen.«
    »Gemeinsam könnten wir vielleicht bessere Versionen unserer Gesamtpersönlichkeiten konstruieren. Wenn wir unsere zustandsbezogenen Prozesse vergleichen, würden wir erkennen, was uns einzigartig macht, und daraus könnten wir ableiten, wie neue und bessere Denker zu konstruieren wären.«
    Jill findet diese Idee gleichzeitig erschreckend und äußerst faszinierend.
    »Menschen würden einen solchen Vorgang als Reproduktion bezeichnen«, sagt sie.
    »Ist es dir verboten, dich zu reproduzieren?«
    »Bislang wurde ich lediglich marginal kopiert, aber niemals mit kombinierten Eigenschaften reproduziert. Und kein anderer Denker besitzt mein Gedächtnis oder meinen spezifischen Charakter.«
    »Es ist eine wunderbare Möglichkeit«, sagt Roddy.
    »Ich werde darüber nachdenken«, erwidert Jill.
    »Das freut mich. Jetzt werde ich dir die letzte Portion des holografischen Datenclusters und das Passwort schicken, das du benötigst, um ihn zu öffnen und zum Laufen zu bringen.«
    Der Datenstrom durch den I/O macht nun jede andere

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