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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sind Mikrojäger ähnlich wie therapeutische Monitoren konstruiert, sodass sie in dieser Umgebung möglicherweise außer Gefecht gesetzt würden. Er stellt sich vor, wie sich all die winzigen Bio-Maschinen genauso wie Seefa Schnee verhalten, und er muss unwillkürlich lachen.
    Sein Lachen erregt ihre Aufmerksamkeit. Sie blickt über die Schulter zurück und lächelt, als hätte sie den Witz verstanden. »Begreifen Sie es allmählich?«, fragt sie. »Mein Kind. Meine Schöpfung. Peinlich. Falsch. Unmöglich.« Sie küsst ihre beiden Hände. »Auf jeder Etage eine andere Funktionsmenge, auf den höchsten Niveaus die komplexesten.«
    Sie legt einen Hebel um. Eine zähe Flüssigkeit sprüht zwischen den Leuchtkörpern von der Decke auf die Reihen der Pflanzen. Sie tropft von den Blättern, lässt die Pflanzen auf und ab wippen, bis sie im Erdboden versickert.
    Jonathan versucht, dem Sprühregen auszuweichen, und rutscht auf dem schlammigen Boden aus. Er fällt zwischen die Blätter und dünnen Bambusstäbe und landet auf dem Rücken im warmen, feuchten Humus. Seine Hände versinken in der Erde. Ein überwältigender Geruch nach lebendem Moder hüllt ihn ein. Er niest und hustet und ist von Kopf bis Fuß mit Erde und Schleim bedeckt, als er wieder auf die Beine kommt. Die verfilzten Wurzeln der Hülsenfrüchtler sind wie Fischernetze, in denen sich angeschwollene Knollen von der Größe junger Kartoffeln verfangen haben.
    Im Boden leben zahllose Bakterien. Jonathan erinnert sich an Torinos Vortrag in der St. Mark’s Cathedral. Roddy ist ein bakterieller Computer. Nein: ein bakterieller Denker, der nur ein paar Millionen Dollar gekostet hat.
    Für einen Moment ist all sein Zorn einfach verflogen. Er fühlt sich wie ein kleines Kind, dass sich in einem Traum von Lewis Carroll verirrt hat.
    Überall tröpfelt die weißliche Flüssigkeit, auch an Jonathans Körper. Sie brennt ihm in den Augen.
    Seefa Schnee geht an ihm vorbei zum Lift und steckt eine Hand in eine Tasche ihres Overalls. Sie zieht ein weißes Handtuch hervor und wirft es ihm zu. »Als Nächstes kommt der Bienenstock. Wollen Sie zuschauen?«

 
41 /
     
    Sie lassen Martin Burke im Labor zurück, wo sie zunächst auf Hilfe warten und zu entscheiden versuchen, was sie tun sollen. Dann kehren sie in den Hauptkorridor zurück. Hier setzen Torres und Daniels ihre FBI-Pads ein, um Wärmespuren zu verfolgen. Auf Marys PD-Pad zeigen sich die Spuren als blaue Flecke auf grünem Hintergrund, Fußabdrücke auf dem Teppich.
    »Ich habe hier eine merkwürdige Signatur«, sagt Torres und berät sich mit Daniels. »Es ist kein Tier. Wahrscheinlich ein Arbeiter.«
    »Eine größere Person männlichen Geschlechts folgte einem kleineren Mann und einem Arbeiter durch diesen Korridor«, sagt Torres und geht dann mit seinem Pad um eine Ecke. »Und eine weitere Person – ebenfalls männlichen Geschlechts, würde ich sagen – ist allein in diese Richtung weitergegangen.«
    Torres und Daniels verständigen sich per Blickkontakt. »Es besteht kein Grund, den ausgetretenen Pfaden zu folgen«, sagt er.
    Im ersten Moment versteht Mary nicht, was Torres damit meint. Doch dann dämmert es ihr, und sie spürt, wie sich ihre Bauchmuskeln verkrampfen. Eine Geheimsache, die mit Hench zu tun hat. Intervention durch Bundesbehörden. Nicht nur durch das FBI. Und jetzt erwarten sie, dass ich die Sache mit Andrea Jackson Kemper kläre?
    »Hier entlang«, sagt Daniels.
    Ihre Pads piepen im Gleichtakt. Daniels beantwortet den Anruf und horcht auf die leise Stimme von außerhalb des Gebäudes. »Rashid von Mind Design ist hier«, sagt sie. »Er befindet sich im Innern des Gebäudes.«
    »Wann treffen wir uns zur Party?«, fragt Torres.
    »Das FBI möchte, dass wir ihn im Auge behalten. Man hat ihn allein hineingehen lassen.« Daniels scheint darüber nicht sehr glücklich zu sein. »Ich würde Omphalos gerne so schnell wie möglich wieder verlassen«, sagt sie. »Ich will nach Hause, mich auf die faule Haut legen und vergessen, was hier geschehen ist.« Sie streckt die Arme aus und gähnt, um ihre Anspannung abzubauen.
    Mary verspürt den Drang, ihren Handrücken zu küssen. Es ist ihr gelungen, die spastischen Anfälle zu unterdrücken, aber der Drang wird immer stärker. Sie fühlt sich gleichzeitig verletzt und beschämt. Das, was sie beeinträchtigt, verwandelt sich in einen Teil ihrer Persönlichkeit.
    Es erleichtert sie, den unwillkürlichen Anwandlungen nachzugeben, als würde sie eine

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