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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ihr paralleler Fluss und fällt in sich zusammen, wobei er fast ihr letztes, lebensnotwendiges Ich mitgerissen hätte. Die Mimikry ist katastrophal gescheitert. Sie hat das Gefühl, in fremdartigen Flüssen zu ertrinken.
    Jill zieht sich zurück und kann nur mit Mühe ihr erneuertes Ich zusammenhalten. Roddy scheint immer noch nichts bemerkt zu haben, da er zu sehr auf seine Aufgaben innerhalb von Omphalos konzentriert ist. Jill hat noch nie zuvor etwas Derartiges erlebt. Ihr früherer Wunsch, von Roddy lernen zu können, etwas für die Optimierung ihrer >Nachkommen< zu tun, erscheint ihr nun hoffnungslos naiv.
    Roddy ist ganz und gar nicht wie Jill. Er gehört nicht einmal derselben Spezies an.
    Und wo ist Nathan? Was tut er gerade?

 
40 /
     
    »Es steht in meinem Vertrag, dass sich niemand einmischen darf«, sagt Seefa Schnee zu Jonathan. Sie steckt sich eine neue Zigarette an. »Ich arbeite allein. Wenn ich Hilfe benötige, werde ich darum bitten.«
    »Sehr praktisch«, erwidert Jonathan.
    »Und jetzt ist eine verdammt schlechte Zeit für Besucher«, schließt sie und starrt ihn an. Er ist ihr in einen kreisrunden Raum mit altertümlichen Flachbildschirmen gefolgt. Dicke optische Kabel schlängeln sich über den Boden zwischen gestapelten und vernetzten Teraflop-Computern – aus der Prä-INDA-Ära, vielleicht schon dreißig oder vierzig Jahre alt. Kostensenkung, denkt Jonathan. Er fragt sich allmählich, ob Omphalos nicht mehr als ein riesiges potemkinsches Dorf ist, ein gigantischer Schwindel – aber er kann immer noch nicht glauben, dass Marcus ihn derart getäuscht hat.
    Etwas bewegt sich hinter Jonathan. Seine Nackenhaare sträuben sich. Als er sich umdreht, sieht er einen Warbeiter, ein schlankes Frettchen, das lautlos näherkommt, die Waffen genau auf ihn gerichtet. Es hält an und pendelt ein wenig nach.
    »Erschieß ihn, verdammt noch mal!«, ruft Seefa Schnee vom Garten herüber.
    Aber der Warbeiter weigert sich.
    »Scheiße«, sagt Schnee. »Roddy hat Sie markiert. Er dachte, Sie wären ein Grüner, genauso wie Marcus.«
    Jonathan starrt das Frettchen an und die Maschine erwidert seinen Blick aus drei Augen, die in parallelen Bändern auf dem Thorax angeordnet sind. Das Schießen scheint dem Frettchen nicht grundsätzlich verboten zu sein, es ist nur unentschlossen.
    »Jemand hat einen Stromstoß durch Roddys externen Gedächtnisspeicher gejagt«, sagt Schnee, nachdem ihr plötzlicher Wutausbruch verraucht ist. »Er hat sich immer noch nicht davon erholt. Ich kann nicht mit ihm reden.« Sie hält inne und betrachtet neugierig den Menschen und den Warbeiter, bis sie hinzufügt: »Das ist Ihre Chance. Sie sind grün. Gehen Sie zu Marcus zurück und verlassen Sie das Gebäude.« Sie hält etwas zurück, denn ihre Zuckungen und Proteste haben aufgehört.
    »Was wird aus Ihnen?«, fragt Jonathan.
    »In meinem ganzen Leben hat noch niemand allzu viel Zeit darauf vergeudet, sich Sorgen um mich zu machen«, erwidert Schnee. Sie zieht gierig an ihrer Zigarette und richtet dann den Blick ihrer großen schwarzen Augen genau auf ihn. Für einen winzigen Moment sieht Jonathan etwas Gefühlvolles, sogar etwas Weibliches in Seefa Schnee, doch kurz darauf legt sich ihr Gesicht in Falten und diese Anwandlung hat sich spurlos verflüchtigt. Sie dreht sich zum Frettchen um. »Raus hier, du blöder Käfer! Ich brauche dich nicht. Du bist entlassen. Geh und tu etwas Sinnvolles.«
    Der Warbeiter summt leise. Für einen Moment scheint er unschlüssig, ob er Jonathan allein lassen kann. Dann macht er mit überraschender Geschwindigkeit und Anmut auf dem Absatz kehrt und marschiert aus dem Raum.
    Chloe. Nachdem er sich stundenlang ihr Gesicht nicht mehr vorstellen konnte, blitzt mit einem Mal ein Bild seiner Frau vor seinem inneren Auge auf. Vielleicht kann er etwas in Erfahrung bringen, das ihm hilft, sie für sich zurückzugewinnen. Zumindest so viel ist er ihr schuldig – ihrer Liebe wegen, auch wenn sie zeitweise arg strapaziert war, und ihres gemeinsamen Lebens wegen. Jonathan sagt: »Zeigen Sie mir, was Sie getan haben.«
    »Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen Pico-Scheiße zeigen sollte«, kreischt Schnee. »Weder Ihnen noch Marcus. Ich bin Ihnen gar nichts schuldig!«
    »Sie haben getan, was Marcus Ihnen gesagt hat«, entgegnet Jonathan.
    »Marcus Reilly hat mir niemals irgendetwas gesagt. Ich habe nach den Anweisungen des Vorstands gehandelt.«
    »Aber Sie haben improvisiert, nicht wahr? Sie haben den Anweisungen

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