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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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und darauf warten, dass hübsche junge Männer vorbeikommen…«
    »Alles Quatsch«, sagt Alice.
    »So viele Frauen machen sich jetzt hübsch, es gibt so viel Konkurrenz. Sie lassen sich etwas Fett wegnehmen, das Haar glätten, die Haut aufpolieren. So viele Frauen mit glatter, makelloser Haut…«
    Alice ist nicht klar, in welche Richtung sich das Gespräch bewegt, aber sie weiß, dass es ihr nicht gefällt. »Es gibt einige Dinge, die die Genies nicht antasten können.«
    »Was? Unsere Seele? Auch daran manipulieren sie längst herum.« Twist setzt sich auf, atmet tief durch, um sich dann vorzubeugen und behutsam den Kopf auf den Tisch zu legen, genau auf das Ohr, ohne ihre Hände als Kissen zu benutzen. Sie wirkt so ausgelaugt und fern, dass Alice einen plötzlichen Stich der Furcht verspürt. Falle auch ich in ein genauso tiefes Loch?
    »Ich mag meine Seele nicht«, sagt Twist. »Sie ist braun wie Scheiße.«
    Der Hausmonitor meldet einen Anruf. Alice beobachtet Twist eine Weile, die sich aufrichtet und ihre Tasse nimmt. Schnell setzt sie sie zurück, starrt Alice ruhig an und sagt: »Vielleicht ist es ein Auftrag.«
    »Das bezweifle ich«, sagt Alice, wendet sich aber trotzdem an den Hausmonitor. »Okay, leg den Anruf auf mein Pad.« Sie mag es nicht, in aller Offenheit Anrufe entgegenzunehmen, wenn sie Besuch hat.
    Die Anfrage ist noch frisch und der Anrufer hat geduldig gewartet. Alice klappt das Pad auf und starrt mit einem irritierenden Schauder auf das Gesicht, das sie gehofft hatte niemals wiederzusehen.
    »Spreche ich mit Alice Grale?«, fragt die Frau. »Dem Vid-Star?« Es ist die Beamtin, der sie nach dem Call-in vor dem Fahrstuhl begegnet ist, die große, kräftig aussehende Frau mit der glänzenden Mahagonihaut.
    »Ja«, sagt Alice.
    »Wir sind uns gestern Abend unter ungewöhnlichen Umständen begegnet. Mein Name ist…«
    Alice entgeht der Name, weil gleichzeitig ein weiterer dringender Anruf eingeht. Ein Schlüsselzeichen in der oberen Ecke des Pads verrät Alice, dass die zweite Anfrage von Lisa aus der Zeitarbeitsagentur stammt.
    »…und ich hatte gehofft, dass Sie mir und dem Seattle PD einige Fragen beantworten können.«
    Alice reagiert nicht besonders schnell, wenn so viele Dinge gleichzeitig auf sie einstürmen. »Könnten Sie bitte einen Moment warten? Ich muss… ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
    Sie stellt die Beamtin in die Warteschleife und beantwortet Lisas Anruf. Lisa wirkt verzweifelt. Ihr Gesicht hüpft im Rahmen des Pad-Bildschirms hin und her und ihre Haut glüht hinter übermäßig roten Lippen und hastig aufgetragenem Augentöner. Lisa sollte niemals die Beherrschung verlieren. Sie sieht auf einmal so alt aus.
    Aber Lisa hat nicht nur die Beherrschung verloren, sie hat Angst.
    »Mein Gott, Alice, was ist passiert? Unsere Überweisung für letzte Nacht wurde storniert, und ich wurde von der Citizen Oversight angerufen. Der Mann ist tot! Was, um Himmels willen, ist geschehen?«
    »Nichts«, sagt Alice. Sie bemüht sich, völlig ruhig zu bleiben und entfernt sich von der Küche, damit Twist nicht mithören kann. »Ich habe meinen Auftrag erfüllt. Es war keineswegs angenehm, Lisa, das kann ich dir sagen…«
    Dann hält Alice inne, als die Information bei ihr angekommen ist, und sie murmelt: »Tot?«
    »PD hat vor zwei Stunden die Einzelheiten veröffentlicht. Das Apartment ist vereist und die Gerüchteküche brodelt.«
    »Wer war der Mann, Lisa?«
    »Sein Name war Terence Crest.«
    Der Name sagt Alice nichts.
    »Hat er etwas mit dir angestellt?«, fragt Lisa, auf der Suche nach Informationen, die sie möglicherweise zur eigenen Verteidigung benutzen kann, zur Verteidigung der Agentur. »Ich meine, sodass du nicht anders konntest…«
    »Er lebte noch, als ich ihn verließ«, erwidert Alice mit leichter Hysterie in der Stimme. »Du hast es arrangiert, und er war sehr unheimlich, und ich hoffe bei Gott, dass du mich nie wieder zu einem derartigen Auftrag zu überreden versuchst.«
    »Er war ein sehr reicher und wichtiger Mann, Alice, und ein Mord wird nicht ausgeschlossen. Ich habe die gesamte Agentur im Nacken.«
    »Ich weiß nicht einmal, wie er ausgesehen hat. Sein Gesicht war eine furchtbare Leere…«
    »Wir können uns keine Pannen erlauben, Alice.«
    »Mein Gott, Lisa!«, sagt Alice. »Du hast den Auftrag vermittelt, du hast mich dazu überredet! Ich habe den Mann nicht getötet!«
    Lisa antwortet ihr mit einem Blick voll professioneller Verachtung. »Wir müssen einfach

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