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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sehen, wie sich die Sache entwickelt, Schatz«, sagt sie mit flacher Stimme. »Du solltest dich still verhalten und dir einen Anwalt besorgen. Ich kann dir keinen Agenturanwalt vermitteln – jedenfalls nicht direkt. Wenn im Fibe bekannt wird, dass du involviert bist… Und schau dir mal dein Konto an, Schatz. Seine Verwaltung hat die Überweisung rückgängig gemacht. Für all unsere Schwierigkeiten haben wir eine dicke, fette Null bekommen.«
    Die Verbindung endet abrupt.
    Alice steht im Wohnzimmer, starrt auf den sanft leuchtenden leeren Bildschirm und kann keinen klaren Gedanken fassen. Die PD-Beamtin ist immer noch in der Warteschleife. Alice stellt das Pad wieder auf den Wohnzimmertisch, dreht sich um, als wollte sie mit Twist reden, nachsehen, wie es ihr geht, bis sie innehält und das Pad wieder in die Hand nimmt.
    »Entschuldigung, dass Sie warten mussten«, sagt sie zur Beamtin. »Ich hatte gestern Abend ein Call-in und wir sind uns begegnet, als ich gegangen bin. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Kannten Sie Ihren Klienten?«
    »Ich mache keine Call-ins… normalerweise. Meine Agentur hat ihn überprüft. Er wollte nicht, dass ich weiß, wer er ist.«
    »Sie haben so etwas noch nie zuvor für ihn getan? Und Sie sind ihm nie zuvor begegnet?«
    »Niemals. Wie ich schon sagte, ich mache keine Call-ins.«
    »Sein Name war Terence Crest. Ein Milliardär, in der Stadt recht bekannt. Kannten Sie ihn vor Ihrem Call-in?«
    »Das habe ich bereits verneint«, sagt Alice. »Er hat speziell um mich gebeten. Ich weiß überhaupt nichts über ihn. Und ich weiß auch Ihren Namen nicht. Ich war abgelenkt, als Sie sich vorstellten.«
    »Fourth Mary Choy, Seattle PD.«
    »Ja, gut, wenn ich also verdächtig bin, brauche ich wohl einen Anwalt, bevor ich irgendetwas sage.«
    »Wir wissen, dass Crest alles auf Vid aufgezeichnet hat. Sie sind höchstwahrscheinlich in der Aufzeichnung zu sehen.«
    »Oh, natürlich«, sagt Alice wütend, bestürzt und mit gerötetem Gesicht.
    »Genauso wie wir, denke ich – die PD, die Medos. Wir werden uns von Citizen Oversight und Crests Nachlassverwaltung die Erlaubnis holen, das Vid auszuwerten, um die Abfolge der Ereignisse zu rekonstruieren. Ich verstehe Ihre Besorgnis, Alice, aber wenn Sie unschuldig sind, haben Sie nichts zu befürchten.«
    »Vielleicht leben Sie auf einem ganz anderen Planeten, Mary Choy. Wenn es nach seinen Verwaltern geht, werde ich nicht einmal meine Bezahlung für gestern Abend erhalten.«
    »Ich verstehe.«
    Den Teufel verstehst du. Du wirkst sehr integriert, Mary Choy.
    »Ich würde mich gerne mit Ihnen treffen«, sagt die Beamtin, »natürlich in Anwesenheit Ihres Anwalts. Nur um die losen Enden zu verknüpfen. Im Grunde mache ich mir gar keine großen Sorgen wegen dieses Falls, wenn es sich um einen Selbstmord handelt, wie es den Anschein hat. Aber er wird Schlagzeilen machen, vor allem in der Finanzwelt, und ich möchte, dass meine Dienststelle keinen Fehler macht. – Ich hoffe sehr, dass Ihre Agentur Sie jetzt nicht fallen lässt, Alice.«
    Alice schluckt. Eine knallharte Frau, die sich um Freundlichkeit bemüht. Trotzdem ist es am besten, sich alle Optionen offen zu halten. »Geben Sie mir Ihre Sig, und ich melde mich wieder bei Ihnen, wenn ich über alles nachgedacht habe.«
    »Natürlich.«
    Mary Choy lächelt sie an. Alice trennt die Verbindung.
    Twist kommt aus der Küche herein und reibt sich mit einem Waschlappen das Gesicht ab. Alice steht völlig reglos auf dem metabolischen Teppich, mit hängenden Schultern, gesenktem Kopf, das Gesicht in konzentrierter Nachdenklichkeit angespannt.
    »Keine guten Neuigkeiten?«, fragt Twist.
    Alice zuckt zusammen, richtet sich auf und versucht wieder die Rolle der gefassten Freundin in diesem düsteren Duett zu spielen. Aber es gelingt ihr nicht. Sie schüttelt den Kopf.
    »Nun, ich weiß, was wir jetzt brauchen«, sagt Twist. »Eine Party, die wirklich top-spin ist. Wir müssten eigentlich in der Lage sein, eine ausfindig zu machen, nicht wahr?«
    Alice nickt. Sie muss lange und intensiv nachdenken, um eine Verteidigung gegen diese Bedrohung zu errichten. Sie hat es so lange gut gehabt, dass es ihr beinahe gerecht vorkommt. Das ist das wahre Leben, das für den Ausgleich der Bilanz sorgt. »Manchmal kommt es hart auf hart«, sagt sie. »Aber ich habe dir gesagt, dass ich dich für eine Therapie anmelden will.«
    »Es geht mir schon besser. Der Kaffee scheint zu helfen. Komisch, nicht wahr?« Trotz ihrer

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