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Small World (German Edition)

Small World (German Edition)

Titel: Small World (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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öffnete er die Augen. Das Fenster war offen, aber die Vorhänge waren zugezogen. Es war Tag. Er hatte einen Kater. Was noch?
    Ich trinke ja gar nicht!, durchfuhr es ihn. Er schloß die Augen wieder. Was noch?
    Tomi! Was noch?
    Aus der Küche drang ein Geräusch. Dann hörte er Schritte. Und dann eine Stimme.
    »Hilft dir Alka Seltzer?«
    Rosemarie!
    Er öffnete die Augen. Rosemarie stand neben dem Bett mit einem Glas, in dem es schäumte.
    Konrad räusperte sich. »Drei. Drei helfen ein wenig.«
    »Das sind drei.« Rosemarie hielt ihm das Glas hin. Er stützte sich auf den Ellbogen und trank es in einem Zug leer.
    Bariloche!
    »Ich fahre jetzt nach Hause. Wenn du willst, kannst du kommen, wenn es dir bessergeht.« An der Tür blieb sie stehen. »Nein: Bitte komm, sobald es dir bessergeht.«
    Als Konrad Lang am Nachmittag aus dem Haus ging, kam Bruhin gerade von seiner Frühschicht zurück. »Was die Frauen an Ihnen finden«, sagte er im Treppenhaus.
    »Wie meinen Sie das?«
    »So besoffen und vollgekotzt, und die stehen immer noch auf Sie.«
    »Vollgekotzt?« Konrad hatte keine Spuren davon vorgefunden.
    »Von oben bis unten. Kein schöner Anblick.«
    Konrad ließ das Taxi vor einem Blumenladen halten und kaufte einen großen Strauß bunter Freilandrosen, die ihm fast zu stark dufteten für seinen immer noch etwas labilen Magen.
    Rosemarie lächelte, als er mit den Rosen an der Tür stand. »Wir beide lassen kein Klischee aus.«
    Dann machte sie ihm eine Bouillon mit Ei, setzte sich zu ihm an den Tisch und schaute zu, wie er sie vorsichtig mit zittriger Hand löffelte. Als er fertig war, trug sie die Tasse hinaus und kam mit einer Flasche Bordeaux und zwei Gläsern zurück. »Oder brauchst du ein Bier?«
    Konrad schüttelte den Kopf. Rosemarie schenkte die Gläser voll, und sie stießen an.
    »Scheiße«, sagte er.
    »Scheiße«, antwortete sie. Dann nahmen beide einen Schluck.
    Danach erzählte ihr Konrad das mit Bariloche.
    Jetzt saßen sie beim dritten Glas.
    »Nur für zehn Tage«, sagte er.
    »Und wenn er anschließend nach Acapulco will, sagst du dann nein?«
    »Klar.«
    »Das tust du nicht. Ich habe dich gesehen, als er kam. Du sagst dem nicht nein. Nie und nimmer.«
    Konrad erwiderte nichts.
    »Du mußt es wissen.«
    Konrad drehte am Stiel seines Glases.
    »Es ist dein Leben.«
    Jetzt schaute er auf. »Eine Weile hatte ich gedacht, es sei unser Leben.«
    Rosemarie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Er zuckte zusammen. »Ja, glaubst du denn, ich nicht?« schrie sie ihn an.
    Konrads Augen füllten sich mit seinen raschen Tränen. Rosemarie legte ihren Arm um ihn. Er lehnte den Kopf an ihre Schulter und weinte hemmungslos.
    »Entschuldige«, schluchzte er immer wieder, »ein alter Mann, und heult wie ein Kind.«
    Als er sich beruhigt hatte, meinte sie: »Sag ihm nein.«
    »Ich lebe von ihm.«
    Rosemarie schenkte ihm nach. »Dann leb von mir.«
    Konrad antwortete nicht.
    »Geld ist da.«
    Er trank einen Schluck.
    »Das muß dir nicht peinlich sein.«
    »Das war mir noch nie peinlich. Leider.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung.«
    »Ja. Aber was sage ich ihm?«
    »Leck mich.«
    Thomas Koch saß in seinem Schlafzimmer zwischen halbgepackten Koffern und Taschen und stürzte ein kaltes Bier runter. Auf dem Telefontischchen stand ein Tablett mit zwei vollen Bierflaschen. Er hatte eine Stinkwut. Koni hatte vorhin angerufen und ihm mitgeteilt, er komme nicht mit nach Argentinien.
    »Was heißt, du kommst nicht mit?« hatte er amüsiert gefragt.
    Konrad Lang antwortete nicht gleich. Thomas hörte, wie er Luft holte. »Ich habe keine Lust mitzukommen. Rechne nicht mit mir.«
    »Du bist eingeladen.«
    Wieder eine Pause. »Ich weiß. Ich schlage die Einladung aus. Herzlichen Dank.«
    Thomas wurde langsam sauer. »Sag mal, spinnst du?«
    »Ich bin ein freier Mensch. Ich habe das Recht, eine Einladung auszuschlagen«, sagte Koni. Aber es klang schon nicht mehr so überzeugt.
    Tomi lachte. »War ein guter Witz. Morgen um neun. Ich schicke den Chauffeur. Wir fahren von hier aus gemeinsam zum Flughafen.«
    Eine Weile blieb es still. Dann sagte Koni: »Leck mich!« und legte auf.
    Thomas rief sofort zurück. Die Witwe von Röbi Fries antwortete.
    »Geben Sie mir Koni«, befahl er.
    »Lang«, meldete sich Koni.
    »Mir legt man nicht den Hörer auf«, brüllte Thomas.
    »Leck mich«, antwortete Konrad und legte auf.
    Thomas Koch schenkte sich ein neues Bier ein und stürzte es runter. Dann wählte er die interne Nummer von

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