Small World (German Edition)
Elvira.
»Er hat abgesagt.«
Elvira wußte sofort, wen er meinte. »Das kann er sich doch gar nicht leisten.«
»Er nicht, aber die Witwe von Röbi Fries. Er läßt sich jetzt von ihr aushalten.«
»Weißt du das bestimmt?«
»Ich war in ihrer Wohnung. Er wohnt auch bei ihr.«
»Und daß er nicht mehr trinkt, stimmt das?«
»Bevor ich kam, schon.« Thomas lachte. »Aber als ich ging, war er so besoffen wie immer.«
»Und trotzdem hat er dir abgesagt.«
»Da steckt die Frau dahinter.«
»Und was machst du jetzt?«
»Ich fliege allein.«
»Daß er dich jetzt hängenläßt, nach allem, was wir für ihn getan haben. Und immer noch tun.«
»Wieviel ist das?«
»Schöller hat die Zahlen, soll er sie dir geben?«
»Lieber nicht. Ich ärgere mich nur.«
Zehn Minuten später meldete sich Schöller. »Wollen Sie es detailliert oder pauschal?«
»Pauschal.«
»Rund hundertfünfzigtausendsechshundert im Jahr.«
»Wie bitte?«
»Wollen Sie doch die Monatsdetails?«
»In dem Fall schon.«
»Essen: tausendachthundert, Wohnen: tausendeinhundertfünfzig, Versicherung und Krankenkasse: sechshundert, Kleider: fünfhundert, Diverses: fünfhundert, Taschengeld: achttausend. Aufgerundet und im Schnitt.«
»Achttausend Taschengeld?« rief Thomas aus.
»Wurde im März von Frau Senn erhöht. Vorher waren es zwölfhundert.«
»Hat sie erwähnt, warum?«
»Nein, hat sie nicht.«
Thomas legte auf und schenkte sich Bier nach. Es klopfte.
»Ja«, rief er ärgerlich. Urs trat ein.
»Ich höre, du verreist.«
»Kannst du dir vorstellen, warum Elvira das Taschengeld von Koni im März von dreihundert auf zweitausend die Woche erhöht hat?«
»Hat sie das?«
»Eben hat Schöller es mir gesagt.«
»Zweitausend! Das gibt eine ganze Menge Schnaps.«
»Damit kann sich einer totsaufen.«
Urs fiel etwas ein. Er lächelte in sich hinein.
»Was gibt es zu grinsen?«
»Deswegen hat sie es ihm vielleicht erhöht.«
Thomas brauchte einen Moment. »Du glaubst, damit… nein, das traust du ihr zu?«
»Du nicht?«
Thomas überlegte. Dann lächelte er. »Doch, schon.«
Kopfschüttelnd saßen Vater und Sohn zwischen den Kleidern und Gepäckstücken und grinsten.
Zwei Stunden später stand Thomas Koch in der Tür des Penthouse von Rosemarie Haug.
»Kann ich dich unter vier Augen sprechen?« fragte er Konrad, ohne Rosemarie eines Blickes zu würdigen.
»Ich habe keine Geheimnisse vor Frau Haug.«
»Bist du da sicher?«
»Absolut.«
»Kann ich reinkommen?«
Konrad schaute zu Rosemarie. »Darf er reinkommen?«
»Wenn er sich benimmt.«
Konrad führte Thomas Koch ins Wohnzimmer. »Kann ich Ihnen etwas anbieten, Herr Koch?« fragte Rosemarie.
»Ein Bier.«
Sie brachte ein Bier für Koch und Mineralwasser für sie beide. Dann setzte sie sich neben Konrad aufs Sofa.
Thomas warf ihr einen irritierten Blick zu. Dann entschloß er sich, sie zu ignorieren.
»Ich finde, du bist es mir schuldig mitzukommen.«
»Warum?«
»Korfu, zum Beispiel.«
»Das mit Korfu tut mir leid. Aber ich bin dir nichts schuldig.«
»Und hundertfünfzigtausend im Jahr? Hundertfünfzigtausend nennst du nichts?«
»Für euch ist es nichts. Und für mich ist es nicht Verpflichtung genug, um alles liegenzulassen, wenn du pfeifst.«
»Du wirst noch erleben, was nichts heißt.«
»Ich kann dich nicht daran hindern.«
»Und dann lebst du von ihr? Glaubst du, ihr macht es Spaß, einen alten Säufer durchzufüttern?«
Konrad Lang schaute Rosemarie an. Sie nahm seine Hand.
»Konrad und ich werden heiraten.«
Für einen Moment verschlug es Thomas Koch die Sprache. »Röbi Fries wird sich im Grab umdrehen«, fiel ihm schließlich als Antwort ein.
Rosemarie stand auf. »Ich glaube, es ist besser, Sie gehen jetzt.«
Er schaute sie ungläubig an. »Sie schmeißen mich raus?«
»Ich bitte Sie zu gehen.«
»Und wenn ich nicht gehe?«
»Rufe ich die Polizei.«
Thomas Koch griff nach seinem Bier. »Sie ruft die Polizei«, lachte er. »Hast du das gehört, Koni? Deine Zukünftige will deinen ältesten Freund von der Polizei aus der Wohnung schmeißen lassen. Hörst du das?«
Konrad stand wortlos auf und ging zu Rosemarie, die an der offenen Wohnungstür wartete.
Tomi knallte das Bierglas auf das Clubtischchen, sprang auf, stürmte zur Tür und baute sich vor Konrad auf.
»Du kommst also nicht mit, ist das dein letztes Wort?« schrie er ihn an.
»Ja.«
»Wegen der?«
»Ja.«
»Ohne mich wärst du ein Bauernknecht, hast du das
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