SMS für dich
okay. Eins zu null für dich. Aber wieso muss ich eigentlich erst die Auskunft nach deiner Privatnummer fragen?»
«Tja, ich werde dir eben nicht all meine Geheimnisse sofort auf dem Silbertablett servieren. Das musst du dir schon alles
einzeln verdienen!»
«Und womit, bitte schön?»
«Och, mit Naturalien. Sanftes Küssen, wohltuende Nackenmassagen, zärtliche Streicheleinheiten …»
|219| «Ja, ja, und dir fällt da sicher noch eine ganze Menge mehr ein.»
«Allerdings.» Sven muss unweigerlich lächeln. «Ich fand’s wirklich schön gestern.»
«Ich auch», haucht Clara in den Hörer zurück. Und dann fragt sie: «Was klapperst du denn da eigentlich?»
«Ich wollte mir gerade einen Kaffee machen. Komm doch vorbei, dann bekommst du auch einen.»
«Jetzt fang nicht schon wieder damit an, du weißt doch, dass –»
«Dass du bis oben hin voll bist mit Arbeit. Kann ich dir denn bei irgendwas helfen?»
«Nein, Quatsch. Außerdem hast du mir mit deinem Artikel schon mehr als geholfen. Und das war noch nicht mal das Beste an unserer
Begegnung.»
Wieder muss Sven vor sich hinschmunzeln. Er greift nach seinem Lieblingsbecher, schüttet den Kaffee und ein wenig Milch hinein,
um es sich danach mit Claras Stimme auf dem Sofa so richtig gemütlich zu machen.
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Clara
Claras Ohr ist ganz heiß von dem langen Telefonat. Dabei wollte sie nur kurz bei Sven «Hallo» sagen und danach im Atelier
weiter an all den Punkten arbeiten, die dringend noch erledigt werden müssen.
Katja hatte sie genötigt, Sven anzurufen. Und Clara fühlt sich nun tatsächlich bestärkt in ihrem Gefühl. Dieser Mann meint
es wirklich ernst mit ihr!
Doch nun ist der halbe Sonntag bereits vorbei, und |220| Clara kann sich auch überhaupt nicht mehr richtig konzentrieren. Kurzerhand beschließt sie, zunächst einfach einen langen
Spaziergang zu machen und ihre Großeltern zu besuchen.
So viele Gedanken wollen sortiert werden. Clara hat das Gefühl, das kribbelige Chaos in ihrem Kopf selbst dann nicht entwirren
zu können, wenn sie jetzt die ganze Welt umrunden würde. Überall lauert Sven. Und alles, was ihr noch vor wenigen Tagen trost-
und hoffnungslos erschien, klart mit einem Mal auf, sodass sie sich kaum noch an dieses dunkle und lähmende Gefühl erinnern
kann. Sie fühlt sich eher wie in einem bunt flimmernden Film, in dem sie zwar die Hauptrolle spielt, den sie aber dennoch
in aller Seelenruhe als Zuschauerin genussvoll betrachten kann.
Selbst Katja behauptet in letzter Zeit immer, dass eine echte, wahrhafte Liebe sich eher still und ruhig bemerkbar machen
würde. Und sie hatte auch gleich ein gutes Beispiel parat: Auch wenn sie wegen Andy derzeit nur noch rosa Wolken sehe, so
sei es in ihrem Inneren doch zum ersten Mal in ihrem Leben ruhig. Ruhig, aber wunderschön. So als hätte sie ihren Frieden
gefunden.
Clara konnte Katja zunächst nicht folgen, als sie von ihren Gefühlen sprach. Sie kapierte einfach nicht, was an der Geschichte
mit Andy anders sein sollte als bei dem emotionalen Wirrwarr mit diesem Robert. Konnte es nicht genauso schnell wieder vorbei
sein? Mit einem Schlag hatte Robert sich disqualifiziert, nachdem Katja seine Frau ausfindig gemacht und sie ziemlich direkt
zu einer angeblichen Trennung befragt hatte. Sie wusste von nichts. Damit war die Sache für Katja geritzt. Fast wirkte sie
erleichtert, dass nach den langen Wochen des Leidens endlich das berühmte |221| Ende mit Schrecken kam. Seitdem hatte sie zumindest Gewissheit.
Mittlerweile glaubt Clara zu verstehen, was Katja mit diesem neuen Lebensgefühl meint. Die Persönlichkeitsveränderung ihrer
Freundin geht sogar so weit, dass diese vorhin am Telefon in einem klitzekleinen Nebensatz das Wort «Wunschkind» erwähnt hat.
Aber weil Clara so sehr damit beschäftigt war, von der Nacht mit Sven zu erzählen, wird ihr die Bedeutung dieser Äußerung
erst jetzt bewusst.
Clara überlegt, ob sie Lisbeth etwas von ihrem Date beichten soll. Doch irgendwie erscheint es ihr noch nicht richtig. Ohnehin
wird sie Sven eines Tages richtig kennenlernen, da ist sich Clara sicher. Und wenn alles weiterhin so wundervoll verläuft,
wie es sich anfühlt, kommt diese Gelegenheit schon sicher sehr bald. Denn Clara hat keine Eile. Sie will einfach alles auf
sich zukommen lassen. Allein dieses Gefühl, wieder darauf zu vertrauen, dass doch das meiste im Leben gut werden kann, erfüllt
sie mit einer tiefen
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