SMS für dich
Dankbarkeit, die sie überwältigt.
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Sven
Wie konnte ich nur vergessen, dass Kochen so viel Spaß macht, fragt sich Sven, als er stolz seine Füllung für die Grilltomaten
abschmeckt. Er will sie zusammen mit Scampi, Baguette und Champagner servieren, wenn Clara gleich kommt. Seine Dachterrasse
hat er bereits mit Teelichtern in ein nett anzuschauendes Lichtermeer verwandelt, damit sie sich willkommen und hoffentlich
wirklich wohlfühlt.
|222| Allmählich muss er sich beeilen. Immerhin gilt es noch einige Sachen unsichtbar zu machen, wie etwa die Sportsocken in der
Ecke, den Playboy auf dem Nachttisch oder die Zahnpastaflecken im Waschbecken. Er geht schließlich davon aus, Clara werde
die Nacht bei ihm verbringen.
In jedem der Telefonate seit vergangenem Sonntag schwangen Andeutungen mit, sodass Sven der Begegnung regelrecht entgegenfiebert.
Wenn sie pünktlich ist und wider Erwarten auf Anhieb einen Parkplatz findet, könnte sie bereits in fünf Minuten klingeln und
nach einer weiteren Minute hier oben ankommen. Gerade als Sven von der Terrasse aus schauen will, ob er sie womöglich beim
Einparken beobachten und sich schon mal ein paar Macho-Sprüche zurechtlegen kann, klingelt es an seiner Wohnungstür.
Mit spürbar klopfendem Herzen und schnellen Schritten begibt er sich in den Eingangsbereich des Lofts und öffnet schwungvoll
die Tür. Vor ihm steht eine zauberhafte, vor Leben sprühende Clara in einem knielangen Sommerrock und einer Jeansjacke, unter
der Sven ein hautenges, hellgrünes Shirt ausmachen kann. Der Ausschnitt gewährt einen sehr verlockenden Einblick in ihr überaus
verheißungsvolles Dekolleté.
«Wow!», sagt Sven, als er sie hineinbittet.
«Wow!», sagt Clara, als sie das Loft betritt. «So einen guten Geschmack hätte ich dir gar nicht zugetraut.» Sie grinst Sven
an und küsst ihn ganz kurz und sanft auf den Mund.
Sven wünscht, er könnte die Zeit anhalten, um diesen Moment richtig zu realisieren und intensiver zu genießen. Aber er bemüht
sich sofort um einen lässigeren Eindruck |223| und sagt: «Also, wenn ich keinen guten Geschmack hätte, würdest du mir wohl kaum so viel im Kopf rumspuken.»
Clara lächelt verlegen, und Sven kann nicht genau einschätzen, ob sie nur kokettiert oder tatsächlich leicht durch Komplimente
zu verunsichern ist. Er ist ganz wild darauf, mehr von ihr zu erfahren und alle noch offenen Fragen Schritt für Schritt zu
ergründen.
«Sonst würde es wohl auch kaum so lecker duften!», ergänzt Clara und sieht sich neugierig um.
Sven nimmt ihr zuerst die Jacke ab und führt sie dann an der Hand durch sein Reich bis zum gedeckten Tisch auf der Terrasse.
«Ich hoffe, du hast auch Hunger?!», fragt er, um seine Nervosität zu überspielen.
Clara blickt ihn wieder etwas verlegen an und antwortet: «Schon, aber um ehrlich zu sein, bin ich fast ein bisschen zu aufgeregt,
um jetzt sofort etwas zu essen.»
Sie tritt einen Schritt an Sven heran und schaut ihn intensiv an. Es sind ihre Augen, die ihn wieder einmal so tief berühren,
dass er sie einfach nur im Arm halten möchte. Er lächelt und bedeutet ihr mit einer Geste, sich nicht von der Stelle zu bewegen.
Mit eiligen Schritten verschwindet er in der Küche, um den Champagner zu holen, den er extra kalt gestellt hatte. Auf dem
Rückweg fällt ihm das Pink-Floyd-Cover neben seinem Plattenspieler ins Auge. Schnell versteckt er es zwischen den anderen
Platten und legt eine CD mit eingängigen, leichten Klavierstücken ein. Anschließend geht er direkt auf Clara zu, schließt
sie in die Arme und haucht: «Komm her.»
Mit einer Hand umschließt er Claras Nacken, sodass sie eine Zeit lang mit ihrem Kopf an seiner Brust ruht. Als sie |224| wieder aufschaut, nähern sich ihre Lippen, um ihn langsam und intensiv zu küssen.
***
Etwa zwei Stunden und viele Küsse später ist die Flasche geleert. Auch die frisch gegrillten Scampi sind restlos weggeputzt.
Sven hat sich alle Mühe gegeben, Clara liebevoll zu füttern. Jeder Happen war eine Art Belohnung dafür, dass sie brav eine
Frage nach der anderen beantwortet hat. Dennoch betonte sie immer wieder, dass sie an einem Abend wie heute lieber in die
Zukunft statt zurückschauen wolle und er eigentlich dran sei, ein Interview zu geben.
Als Sven irgendwann mit einer Wolldecke und einer Flasche Weißwein nach draußen zurückkehrt, zieht er die Fußstützen seines
Strandkorbes heraus und stellt die
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