Sniper
Als ich das erste Mal einige verletzte Soldaten auf eine Ranch eingeladen hatte, führte ich sie vor dem Schießtraining auf die Veranda, um ihnen eine kleine Einweisung zu geben.
»Na gut«, sagte ich und nahm mein Gewehr in die Hand. »Nachdem keiner von euch bei den SEALs war, sollte ich euch erst einmal ein paar ganz grundlegende Dinge erklären. Das hier nennt man Abzug.«
»Klappe, du Idiot!«, riefen sie und von da an war das Eis gebrochen und wir zogen gegenseitig über uns her.
Was Kriegsinvalide auf jeden Fall nicht brauchen, das ist Mitleid. Sie müssen als die Männer behandelt werden, die sie sind: als Ebenbürtige, als Helden und Menschen, die der Gesellschaft immer noch viel zu geben haben.
Wenn Sie ihnen helfen möchten, dürfen Sie das nicht vergessen.
Es ist seltsam, aber das gegenseitige Aufziehen und Scherzen bekundet mehr Respekt als ein bedauerndes »Ach herrje, wie geht’s dir?«.
Wir haben im Grunde erst mit dieser Art von Arbeit angefangen, aber wir konnten bereits einige Erfolge verbuchen und die Krankenhäuser auf unsere Seite bringen. Wir haben das Programm dahingehend erweitert, dass nun auch die Partnerinnen der Verwundeten an den Veranstaltungen teilnehmen können. Wir planen für die Zukunft, vielleicht zwei Workshops pro Monat anzubieten.
Durch unsere Arbeit habe ich gelernt, in größeren Dimensionen zu denken. Ich könnte mir vorstellen, mit den Jungs eine Reality-Show zu machen, in der wir auf die Jagd gehen – das könnte sicher viele Amerikaner motivieren, mehr für die Veteranen und ihre Familien zu tun.
Füreinander da zu sein – dafür steht Amerika.
Ich finde, dass Amerika seinen Bürgern bereits eine Menge Unterstützung bietet. Das ist wunderbar für all jene Menschen, die wirklich hilfsbedürftig sind. Aber ich denke auch, dass wir andererseits Abhängigkeiten geschaffen haben, indem wir jenen Leuten Geld in den Rachen werfen, die gar nicht arbeiten wollen, und zwar sowohl in anderen Ländern als auch hier bei uns zu Hause. Hilfe zur Selbsthilfe – so sollte es sein.
Ich möchte gerne die Gelegenheit nutzen und auf das Elend all jener Amerikaner hinweisen, die unserem Land treu gedient haben, bevor Millionen verschwendet wurden, um Faulenzern und Nutznießern ein schönes Leben zu machen. Sehen Sie sich nur mal die vielen Obdachlosen bei uns an: Viele von ihnen sind Veteranen. Wir schulden ihnen mehr als nur unseren Dank. Sie waren bereit, ihr Leben für ihr Land zu lassen. Um jemanden, der bereit war, dieses Opfer zu bringen, sollten wir uns besser kümmern.
Ich sage nicht, dass wir den Veteranen Almosen geben sollen, sondern vielmehr moralische Unterstützung – in Form von Chancen und praktischer Hilfe.
Ein Kriegsinvalide, den ich auf einem der Ranch-Workshops kennengelernt habe, hatte eine Idee, wie man obdachlosen Veteranen helfen könnte, wieder auf die Beine zu kommen, nämlich indem man sie eigene Wohnungen bauen oder renovieren lässt. Ich finde, das ist eine hervorragende Idee. Vielleicht werden sie nicht für immer in dem Haus leben, das sie selbst bauen, aber es wäre zumindest ein Anfang.
Arbeit. Ausbildung – es gibt viel, was wir tun können.
Ich weiß, dass manche Leute sagen werden, dass so manch einer dieses Angebot sicher missbrauchen wird. Dann ist es eben so. Aber deswegen sollte man den anderen trotzdem eine Chance geben.
Es besteht kein Grund, warum jemand, der für sein Land gekämpft hat, obdachlos oder arbeitslos sein sollte.
Wer ich bin
Es hat zwar eine Weile gedauert, aber ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich mich nicht mehr über mein Dasein als SEAL definiere. Ich bin jetzt in erster Linie ein Ehemann und Vater.
Mein Leben als SEAL hat mich maßgeblich geprägt. Ich fühle mich der Truppe immer noch verbunden. Gerne hätte ich beides miteinander in Einklang gebracht – Beruf und Familie. Aber es war nun einmal so, dass der Beruf dies nicht zuließ.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es auch zugelassen hätte. Jedenfalls musste ich mich erst gründlich von meinem Beruf distanzieren, um der Mann sein zu können, den meine Familie braucht.
Ich weiß nicht, wo oder wann der Sinneswandel eintrat. In jedem Fall geschah es erst, nachdem ich das Militär verlassen hatte. Aber zunächst musste ich eine Phase der Verbitterung und des Wandels durchlaufen. Ich musste all die positiven und negativen Dinge erfahren, um an den Punkt zu kommen, an dem ich alles hinter mir lassen und etwas Neues beginnen konnte.
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