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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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einem Vorort von Chicago, jeder mit seinem eigenen Laptop. Aber wahrscheinlich werden sie nicht miteinander reden, ebensowenig wie sie es in der Wirklichkeit tun würden. Das sind anständige Kinder, sie werden nicht mit einem einzelnen Mischling mit einem schicken maßgeschneiderten Avatar reden, der zwei Schwerter bei sich trägt.
    Das eigene Avatar kann aussehen, wie man es selber haben will, bis an die Grenzen der eigenen Ausrüstung. Wenn man häßlich ist, kann man sein Avatar zu einer Schönheit machen. Wenn man gerade aus dem Bett aufgestanden ist, kann das Avatar trotzdem wunderschöne Kleidung und professionell aufgelegtes Make-up tragen. Man kann im Metaversum wie ein Gorilla oder ein Drachen oder ein gigantischer sprechender Penis aussehen. Wenn man nur fünf Minuten die Straße entlanggeht, wird einem das alles begegnen.
    Hiros Avatar sieht genau wie Hiro aus, mit dem Unterschied, was immer Hiro in der Wirklichkeit auch trägt, sein Avatar ist in einen schwarzen Lederkimono gekleidet. Die meisten Hacker stehen nicht auf aufgedonnerte Avatars, weil sie wissen, es erfordert
weitaus mehr Können, ein glaubwürdiges Gesicht zu erzeugen als einen sprechenden Penis. So wie Leute, die sich mit Textilien auskennen, die feinen Unterschiede zwischen einem billigen grauen Baumwollanzug und einem maßgeschneiderten teuren grauen Baumwollanzug bemerken.
    Man kann nicht einfach irgendwo im Metaversum materialisieren, so wie Captain Kirk, der sich von oben runterbeamen läßt. Das wäre verwirrend und ärgerlich für die Leute um einen herum. Es würde die Metapher zunichte machen. Aus dem Nichts zu materialisieren (oder wieder in der Wirklichkeit zu verschwinden), wird als private Funktion betrachtet, die man am besten in der Abgeschiedenheit des eigenen Hauses erledigt. Heutzutage sind die meisten Avatars anatomisch korrekt und nackt wie ein Baby, wenn sie zum erstenmal erzeugt werden, daher muß man sich auf jeden Fall etwas Anständiges anziehen, bevor man sich auf die Straße wagen kann. Es sei denn, man wäre im tiefsten Inneren unanständig, und es wäre einem egal.
    Wenn man ein Besucher ist, der kein Haus besitzt, zum Beispiel jemand, der in einer öffentlichen Schalterhalle materialisiert, dann tut man das in einer Schleuse. Es gibt 256 Expreßschleusen auf der Straße, die gleichmäßig in Abständen von 256 Kilometern ringsum verteilt sind. Jede dieser Strecken ist darüber hinaus mit 256 Lokalschleusen unterteilt, die alle einen Kilometer auseinander stehen (geflissentliche Studenten der Hackersemiotik werden die zwanghafte Wiederholung der Zahl 256 bemerken, die die achte Potenz von 2 oder 2 8 ist-und selbst diese acht ist ziemlich saftig und tropft vor 2 2 zusätzlichen 2en). Die Schleusen erfüllen eine ähnliche Funktion wie Flughäfen: Hier betritt man, von anderswo kommend, das Metaversum. Ist man erst einmal in einer Schleuse materialisiert, kann man zu Fuß die Straße entlangschlendern, auf die Einschiene hüpfen oder was auch immer.
    Die Paare, die von der Einschienenbahn kommen, können sich keine maßgeschneiderten Avatars leisten und wissen nicht, wie man sich seine eigenen schreibt. Sie müssen Avatars von der Stange kaufen. Eines der Mädchen hat ein ziemlich hübsches. In
den Kreisen des K-Tel Set würde man es wahrscheinlich als modisch betrachten. Sieht aus, als hätte sie den Avatar-Baukasten R gekauft und ihr eigenes individuelles Modell aus verschiedenen Versatzstücken zusammengesetzt. Und ihr Typ sieht auch nicht gerade schlecht aus.
    Das andere Mädchen ist eine Brandy. Ihr Typ ist ein Clint. Brandy und Clint sind beides beliebte Modelle von der Stange. Wenn weiße High-School-Schlampen zu einem Rendezvous ins Metaversum gehen, landen sie fast unweigerlich in der Computerspieleabteilung des örtlichen Wal-Mart und kaufen eine Brandy. Die Anwenderin kann zwischen drei Brustgrößen wählen: Unwahrscheinlich, unmöglich und grotesk. Brandy verfügt über ein begrenztes Repertoire an Gesichtszügen: niedlich und schmollend; niedlich und mürrisch; kokett und interessiert; lächelnd und aufmerksam; niedlich und zertsreut. Ihre Wimpern sind über einen Zentimeter lang, und die Software ist so billig, daß sie wie solide Ebenholzbalken aussehen. Wenn eine Brandy mit den Wimpern klimpert, kann man fast den Luftzug spüren.
    Clint ist einfach nur das männliche

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