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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Gegenstück zu Brandy. Er ist kantig und ansehnlich und verfügt über ein extrem begrenztes Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten.
    Hiro fragt sich beiläufig, wie diese Leute zusammengefunden haben. Sie stammen eindeutig aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Möglicherweise ältere und jüngere Geschwister. Aber dann kommen sie die Rolltreppe hinunter und verschwinden in der Menge und werden zu einem Teil der Straße, wo es genügend Clints und Brandys gibt, daß man eine neue ethnische Gruppe bilden könnte.
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    Die Straße ist ziemlich belebt. Die meisten Menschen hier sind Amerikaner und Asiaten – in Europa ist es im Augenblick früher Morgen. Aufgrund der Vorherrschaft der Amerikaner sieht die Menschenmenge grellbunt und surrealistisch aus. Für die Asiaten ist es Mittag, sie tragen dunkelblaue Anzüge. Für die Amerikaner ist Feierabend, Party Time, und sie sehen nach allem Möglichen aus, was ein Computer nur zustande bringen kann.

    In dem Augenblick, als Hiro über die Linie tritt, die sein Viertel von der Straße trennt, stoßen aus allen Richtungen bunte Formen auf ihn herab wie Bussarde auf ein gerade am Straßenrand überfahrenes Tier. Animonster sind in Hiros Viertel verboten. Aber auf der Straße ist fast alles erlaubt.
    Ein Kampfflugzeug wird im Vorbeiflug zu einem Feuerball, verläßt seine Flugbahn und kommt mit doppelter Schallgeschwindigkeit auf ihn zugerast. Es bohrt sich fünfzig Schritte von ihm entfernt in die Straße, löst sich auf, explodiert und erblüht zu einer wirbelnden Wolke von Wrackteilen und Flammen, die über den Straßenbelag auf ihn zuschlittert und wächst, bis sie ihn einhüllt und er nur noch tanzende, perfekt simulierte Feuerzungen sehen kann.
    Dann erstarrt das Display und ein Mann materialisiert vor Hiro. Er ist ein klassischer, bärtiger, blasser, magerer Hacker, der versucht, sich aufzuplustern, indem er eine weite, ausgestopfte Windjacke mit dem Emblem eines der größten Freizeitparks des Metaversums trägt. Hiro kennt den Typ; sie sind einander bei Tagungen andauernd über den Weg gelaufen. Er versucht seit zwei Monaten, Hiro anzuheuern.
    Â»Hiro, ich kann nicht verstehen, warum du mich hinhältst. Wir scheffeln Kohle hier – Kongpiepen und Yen -, und wir können flexibel sein, was Bezahlung und Vergünstigungen betrifft. Wir versuchen, ein Schwert- und Magie-Ding auf die Beine zu stellen, und dabei könnten wir einen Hacker mit deinen Fähigkeiten brauchen. Komm runter und sprich mit mir, okay?«
    Hiro schreitet einfach durch das Display, worauf es verschwindet. Freizeitparks im Metaversum können phantastisch sein und eine große Vielzahl interaktiver dreidimensionaler Filme anbieten. Aber letztendlich sind sie doch nichts weiter als Videospiele. Hiro ist noch nicht so arm, daß er Videospiele für diese Firma schreiben würde. Sie gehört den Japanern, was an sich nichts Besonderes ist. Aber sie wird auch von den Japanern geleitet, was bedeutet, daß alle Programmierer weiße Hemden tragen und pünktlich um acht Uhr morgens anfangen und in kleinen Kabuffs sitzen und an Konferenzen teilnehmen müssen.
    Als Hiro vor fünfzehn Jahren gelernt hat, wie man programmiert, konnte sich ein Hacker noch hinsetzen und eine Software ganz für sich allein schreiben. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Software kommt aus Fabriken, und Hacker sind mehr oder weniger Fließbandarbeiter. Schlimmer, sie werden möglicherweise zu Managern, die selbst überhaupt keine Codes mehr schreiben.
    Die Aussicht, Fließbandarbeiter zu werden, spornt Hiro an, loszuziehen und heute nacht ein richtig gutes Stück Info zu finden. Er versucht, sich zu motivieren und die Lethargie eines längere Zeit Arbeitslosen abzuschütteln. Diese Info-Sache kann ein Riesenspaß sein, wenn man sich ins Gitternetz eingeklinkt hat. Und bei seinen Beziehungen dürfte es kein Problem sein. Er muß es einfach nur ernst nehmen. Ernst nehmen. Ernst nehmen. Aber es ist so schwer, überhaupt etwas ernst zu nehmen.
    Er schuldet der Mafia den Preis eines neuen Autos. Das ist ein guter Grund, etwas ernst zu nehmen.
    Er geht schnurstracks über die Straße, unter der Einschienenbahn hindurch auf ein großes, flaches schwarzes Gebäude zu. Für die Straße ist dieses Gebäude ungewöhnlich nüchtern, wie eine Parzelle, die jemand vergessen hat

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