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So berauschend wie die Liebe

So berauschend wie die Liebe

Titel: So berauschend wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Baird
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vierzig Prozent der Firmenanteile verkaufte. Ich war damals noch im Internat, aber offensichtlich waren sich alle Beteiligten einig gewesen, dass Damien und Antonio die Firma als Geschäftspartner gemeinsam führen sollten, wenn mein Vater in den Ruhestand geht. Antonios tragischer Tod machte diese Pläne zunichte.“ Sie verstummte einen Moment, denn jetzt kam der richtig schwere Teil.
    Sie nahm die Finger zu Hilfe, um die einzelnen Punkte aufzuzählen, was ihr half, sich zu konzentrieren. „Also, nach dem Tod meines Vaters hatte ich tatsächlich nicht fünfundzwanzig Prozent vom Unternehmen geerbt. Es waren lediglich fünfundzwanzig Prozent von den verbliebenen sechzig. Das wiederum heißt, zwanzig, nein, fünfzehn …“
    „ Basta ! Genug!“
    Lucy sah vorwurfsvoll auf. „Jetzt haben Sie mich durcheinander gebracht.“
    „Ich bin Bankier und kann rechnen. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf – werden Sie nie Geschäftsfrau.“ Dabei blitzten seine dunklen Augen belustigt auf, ehe er seinen Blick wieder in der gewohnt forschenden unergründlichen Art auf Lucy richtete. „Ihre Zeit ist abgelaufen, deshalb werde ich Sie aus Ihrem Elend erlösen.“ Eine Spur von Sarkasmus schwang in seinen Worten mit. „Ihr Bruder hat sich vor achtzehn Monaten entschieden, einen weiteren Partner mit ins Boot zu nehmen, und fünfzehn Prozent seiner Anteile an Richard Johnson verkauft, der, wie sich herausstellte, als Bauträger tätig ist. Nach dem Tod Ihres Bruders will er nun die Anteile der beiden übrigen Partner aufkaufen, die Fabrik abreißen und auf dem Grundstück Mietshäuser errichten. Ihnen fehlen sechs Prozent zur Anteilsmehrheit, und Sie möchten, dass meine Bank, die jetzt Antonios Investition kontrolliert, mit Ihnen gemeinsam die geplante Übernahme vereitelt.“
    Genau in diesem Moment fasste Lorenzo den Entschluss. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Miss Steadman zu unterstützen. Zum einen war der finanzielle Aspekt für seine Bank eher unbedeutend, und Lorenzo hätte auf diese Weise vermieden, eine Angelegenheit mit seiner Mutter diskutieren zu müssen, die nur ihren Schmerz über den Verlust ihres jüngeren Sohnes erneut aufwühlen würde. Nach dem Tod seines Vaters und noch mehr nach dem Antonios war es ihm ein überwältigendes Bedürfnis, seine Mutter zu beschützen. Sie war eine weichherzige mitfühlende Frau, die das Ergebnis der gerichtlichen Anhörung damals ohne Wenn und Aber akzeptiert hatte, und Lorenzo hatte dafür gesorgt, dass sie nie etwas von seiner Konfrontation mit Damien vor dem Gerichtsgebäude erfahren hatte. Deshalb hatte er sogar dem Reporter, der die Szene mitbekommen hatte, ein Schweigegeld bezahlt.
    Aber Lucy Steadman war keine gute Investition. Wie es aussah, hatte sie sich bei all ihrem Gerede über Gleichberechtigung ganz gern von ihrem Vater und ihrem Bruder in Luxus betten lassen, und nach allem, was er heute vor diesem Termin erfahren hatte, verspürte er nicht die geringste Lust, irgendeinem Steadman zu helfen.
    „Richtig“, bestätigte Lucy nun eifrig seine Darstellung. „Andernfalls wird die Fabrik schließen, und viele Menschen werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Das wäre ein schlimmer Schlag für Dessington, meine Heimatstadt.“
    „Nun, Sie haben kaum eine Wahl. Die Fabrik kommt gerade so über die Runden und wirft für die Partner nur minimale Gewinne ab. Dementsprechend ist sie für diese Bank nicht von Interesse. Mr Johnson hat uns ein lukratives Angebot gemacht.“ Lorenzo konnte sich nicht verkneifen, die Daumenschrauben noch etwas fester anzuziehen. „Kurz und gut: Wenn Sie Ihr Angebot für die Anteile meiner Bank an Steadman’s in den nächsten Wochen nicht deutlich erhöhen, wird der Verkauf an Johnson stattfinden.“
    „Aber das kann ich nicht! Ich habe doch nur meine Anteile.“
    „Und zwei Häuser, wenn ich recht verstanden habe? Vermutlich könnten Sie die bei Ihrer Bank beleihen.“
    „Nein, nicht ganz. Damien hatte auf seines bereits eine Hypothek aufgenommen“, sagte sie leise. Auch das hatte sie erst nach seinem Tod erfahren.
    „Was mich irgendwie nicht überrascht“, meinte Lorenzo zynisch. Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. „Hören Sie auf meinen Rat, Miss Steadman, und verkaufen Sie. Wie Sie bereits sagten, haben Sie kein Interesse an der Kunststofffertigung – und diese Bank auch nicht.“ Er sah hinunter in ihre grünen Augen, die seinem forschenden Blick standhielten. „Wie alt sind Sie? Zwanzig?

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