So erobere ich dein Herz
nicht mag.“
„Du sollst ihn ja auch nicht mögen, sondern für ihn arbeiten.“
„Er stellt sich da etwas anderes vor, und das weißt du, Henry.“ Shanna seufzte. „Wie konntest du mir das nur antun? Du siehst doch, wie er mich anstarrt. Ich werde kündigen müssen, Henry. Mir bleibt gar nichts anderes übrig“, fuhr sie fort, bevor er protestieren konnte. „Keine Angst, ich werde die Frist einhalten. Mit etwas Glück überlässt er die Leitung des Magazins einem seiner Manager.“
Dabei wusste sie, dass er das nicht tun würde. Sie war nicht so eingebildet zu glauben, er habe Fashion Lady nur ihretwegen gekauft. Aber das war genau die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Und er würde sie nutzen. Shanna musste in Zukunft vor Rick Dalmont auf der Hut sein. Er hielt sich nicht an Regeln, zumindest an keine, die sie kannte.
Als Shanna am Montagmorgen in ihrem Büro ankam, war alles beim Alten. Niemand überfiel sie aufgeregt, um sie über den neuen Chef zu unterrichten. Gloria, ihre Sekretärin, saß wie immer hinter dem Schreibtisch und reichte ihr die Morgenpost mitsamt den bereits eingegangenen Nachrichten.
Shanna selbst allerdings war anders als sonst. In ihrem Innern tobte ein Gefühlstumult. Sollte Rick Dalmont hier hereinstürmen und sie überraschen wollen, so würde sein Plan nicht funktionieren. Sie hatte vor, ihn kühl und distanziert wie immer zu begrüßen. Sie würde sich nicht von ihm überrumpeln lassen.
„Gloria“, sie drückte den Knopf der Sprechanlage, „verbinden Sie mich mit Mr. Dalmont von Dalmont Industries. Er ist im ‚Excellence‘ untergekommen, soweit ich weiß.“
„Rick Dalmont?“
„Ja, genau der, Gloria.“ Shanna ließ den Knopf los. Gloria war eine gute Sekretärin. Sie hatte schon für den vorherigen Chefredakteur gearbeitet und war so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Doch der Name Rick Dalmont hatte seine Wirkung auch auf sie – wie auf die meisten Frauen – nicht verfehlt. Und da bei Fashion Lady hauptsächlich weibliche Angestellte arbeiteten, machte sich Shanna auf einen Ausbruch von Heldenverehrung im Hause gefasst, sobald bekannt wurde, wer der neue Chef war.
„Mr. Dalmont, Shanna“, kündigte Gloria wenige Minuten später das Telefonat an.
Shanna nahm das blaue Telefon zur Hand, das auf ihrem Schreibtisch stand. Das gesamte Büro war in Blau und Weiß gehalten, ebenso wie das Cover von Fashion Lady. Außerhalb ihrer Arbeit mied Shanna daher die Farbe Blau.
„Mr. Dalmont?“
„Shanna“, tönte es samten durch den Hörer.
„Ich denke, wir sollten uns treffen, Mr. Dalmont“, sagte sie geschäftsmäßig.
„Sie haben also mit Henry gesprochen?“
Sie sah sein spöttisch-zufriedenes Grinsen regelrecht vor sich. „Ja, wir haben miteinander gesprochen. Passt Ihnen zwölf Uhr in meinem Büro?“
„Laden Sie mich etwa zum Lunch ein, Shanna?“, fragte er provozierend.
Ihr Mund wurde hart, ihre Augen brannten. „Ich lade Sie für zwölf Uhr in mein Büro ein“, erwiderte sie steif.
„Ich werde da sein“, sagte er nur und legte auf.
Selbst durchs Telefon hatte sie seinen Triumph spüren können. Die erste Runde war an ihn gegangen. Ja, sie würde dafür sorgen, dass Henrys guter Ruf als Geschäftsmann nicht litt, aber was sie anbelangte, sollte Rick Dalmont niemals triumphieren können. Von nun an würde sie ihm immer einen Schritt voraus sein. Ihn zu ignorieren hatte nicht funktioniert, mit Höflichkeit war sie nicht weitergekommen, also musste sie schneller und geschickter sein als er.
Sie wies Gloria an, ihr unbemerkt zu signalisieren, wenn Rick Dalmont ankam. Um Punkt zwölf ertönte das Summen der Sprechanlage. Geschmeidig erhob sie sich, gertenschlank in dem schwarzen Kleid, das schwarze Haar im Nacken aufgesteckt, die grünen Augen wie funkelnde Juwelen über den hohen Wangenknochen.
Rick Dalmont bedachte sie mit einem bewundernden Blick, als sie ihn begrüßte. Allerdings hob er angesichts ihrer Förmlichkeit erstaunt die Augenbrauen.
„Kommen Sie herein, Mr. Dalmont.“ Es irritierte sie maßlos, dass Gloria anscheinend nicht aufhören konnte, ihn anzustarren. Zugegeben, er sah gut aus in dem grauen Dreiteiler mit dem blütenweißen Hemd, aber für Shanna war er auch nur ein Mann wie jeder andere. Sie spürte nicht sein Charisma, sah nicht den Zug von Entschlossenheit um den sinnlichen Mund. Vielleicht, wenn sie diese Dinge wahrgenommen hätte …
Shanna öffnete die Tür zu ihrem großzügigen Büro, das mit seinen
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