So erregend rätselhaft (German Edition)
kannst. Wegen der Vorstandssitzung wirst du ab Dienstag im Büro gebraucht.“
Dex trank noch einen Schluck von seinem Brandy. „Gut, dass du erst mittags abfliegst.“
Misstrauisch sah Derek ihn an. „Warum?“
„Weil wir als Erstes morgen früh einen Vaterschaftstest machen lassen.“
Lucy Alwin log nicht – grundsätzlich nicht. Sie mochte das nicht, und sie war auch nicht gut darin.
Aber heute musste sie das Blaue vom Himmel herunterlügen. Und das sollte sie besser verdammt überzeugend machen. Isabellas Zukunft stand auf dem Spiel.
Ein letztes Mal blickte sie auf den Monitor ihres Navigationssystems und bog dann mit ihrem Toyota Prius in die Briarwood Lane ab. Der Anblick der vielen Villen, die hier standen, trug kaum dazu bei, ihre Nerven zu beruhigen, und unterstrich nur, was sie bereits wusste: Die Messinas waren stinkreich. Und sehr mächtig.
Gegenüber von Hausnummer 122 hielt sie an und verwünschte ihre Zwillingsschwester insgeheim ein weiteres Mal. Vor einem Jahr hatte sie Jewel beschworen, Dex Messina umgehend zu sagen, dass sie schwanger sei. „Er muss erfahren, dass er Vater wird. Denn wenn er später herausfindet, dass du ihn getäuscht hast, setzt er womöglich alles daran, dir dein Baby wegzunehmen.“
Aber hatte Jewel ihren Rat beherzigt? Nein. Stattdessen war sie entschlossen gewesen, das Ganze auf ihre Art zu regeln. Und zwar allein. Natürlich schloss Jewels Definition von „allein“ ein, dass sie sich auf Lucy verließ. Von dem Moment an, als sie ihre süße Nichte zum ersten Mal im Arm gehalten hatte, hatte das Lucy allerdings nichts ausgemacht.
Doch im Laufe des letzten Monats hatte Jewel sich langsam immer mehr von ihr und Isabella zurückgezogen. Und gestern spätabends – Lucy hatte längst geschlafen – hatte sie die kleine Isabella vor Dex’ Tür abgestellt und sich dann aus dem Staub gemacht.
Erst am Morgen hatte Lucy gemerkt, dass die beiden verschwunden waren. Jewel hatte ihr eine Notiz hinterlassen: Sie verlasse die Stadt für ein paar Wochen, Lucy brauche sich aber keine Sorgen zu machen. Sie habe Isabella an einen sicheren Ort gebracht.
Zum ersten Mal in ihrem Leben empfand Lucy Dankbarkeit dafür, dass ihre Schwester so faul war. Jewel hatte sich nicht die Mühe gemacht, Isabellas Kindersitz von Lucys Wagen in ihren eigenen zu bringen. Stattdessen hatte sie sich Lucys Prius ausgeliehen und ihn erst gegen ihr eigenes Auto getauscht, als sie aus der Stadt fuhr. Zum Glück. Jewel hatte mithilfe der im Navigationssystems gespeicherten Routenverläufe Dex’ Haus gefunden. Nur so hatte Lucy erfahren, wohin Jewel Isabella gebracht hatte.
Es hatte Lucy weitere drei Stunden gekostet, einen Plan zu entwerfen und in die Tat umzusetzen, um Isabella zurückzuholen. Einen Plan, der zunächst vorsah, dass sie den Kleiderschrank ihrer Schwester plünderte und sich die Haare schnitt und färbte, um Jewels leuchtendes Rot zu kopieren.
Kurz gesagt, Lucy musste Dex überzeugen, dass sie selbst Isabellas Mom war und einen schrecklichen Fehler gemacht hatte, als sie ihr Baby einfach vor seiner Tür abgestellt hatte. Dazu musste sie ihn allerdings erst einmal überzeugen, dass sie die Frau war, mit der er vor vierzehn Monaten für eine Nacht ins Bett gegangen war.
Wie genau sie das anstellen sollte, war die Frage, die Lucy quälte, seit sie diesen verrückten Plan gefasst hatte. Sie und Jewel unterschieden sich schließlich nicht nur durch ihre Kleidung.
Lucy war vernünftig und durch und durch praktisch, während Jewel exotisch und durch und durch sinnlich-verführerisch war. Mit anderen Worten: Jewel hatte eine Art, Männer zu manipulieren und zu kontrollieren, die sie, Lucy, nie verstanden, geschweige denn schon einmal selbst angewandt hatte.
Falls sich Dex an Jewel erinnerte – und Männer vergaßen eine Frau wie Jewel nie –, dann würde sie, Lucy, alle Register ziehen müssen, um ihn zu überzeugen, dass sie ihre Zwillingsschwester war. Sie hoffte sehr, dass sie so schnell wie möglich wieder von hier wegkam und dass er sie nicht allzu genau anschauen würde.
Natürlich wusste sie nicht, ob ihr dieses Täuschungsmanöver gelang, aber sie musste es wenigstens versuchen. Isabella zuliebe.
Die Messinas waren nicht nur für ihren Reichtum bekannt, sondern auch für ihre Skrupellosigkeit. Für ihre kaltherzige Jagd nach dem allmächtigen Dollar. Auf keinen Fall würde Lucy zulassen, dass sich einer dieser Männer um ihre Nichte kümmerte.
Nein, Isabella brauchte
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