So erregend rätselhaft (German Edition)
Tür. Eine Sekunde lang hoffte sie schon, dass es funktionieren würde.
Aber natürlich tat es das nicht.
Schnell nahm er ihren Arm, um sie aufzuhalten. Sein Griff war beinah schmerzhaft.
„Ist sie von mir?“
Verdammt. Warum konnte sie nicht die Sorte Frau sein, die eine solche Frage schamlos mit einer Lüge beantwortete?
Als sie zögerte, fuhr er fort: „In zwei Wochen habe ich das Ergebnis des Vaterschaftstests. Dann weiß ich es sicher.“
„In zwei Wochen?“ Der Gedanke daran, was dann womöglich passierte, schnürte ihr das Herz ab.
„Ja. In zwei Wochen. Derek und ich haben Proben eingeschickt, und es dauert anscheinend etwas länger, bis das Ergebnis feststeht, wenn die infrage kommenden Väter Brüder sind.“
„Ich war nicht überrascht, dass es so lange dauert. Was mich überrascht, ist die Tatsache, dass du schon einen Test gemacht hast. Das ging wirklich schnell. Vater zu werden würde dein Leben wohl ganz schön durcheinanderbringen, oder?“
„Ist sie von mir, oder ist sie es nicht?“
„Sie ist von dir.“
„Warum hast du dann gezögert?“
„Ich dachte, wenn du nicht weißt, dass sie deine Tochter ist, lässt du uns vielleicht einfach gehen.“
„Selbst wenn sie nicht von mir wäre – du hast sie immerhin ausgesetzt.“
Mit einer solchen Diskussion hatte Lucy nicht gerechnet.
Eigentlich hatte sie geglaubt, dass Dex so froh sein würde, Isabella loszuwerden, dass er sie ihr widerstandslos übergeben würde.
Langsam wurde sie wütend und drückte Isabella noch fester an sich. Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen und brachte das einzige Argument vor, das sie hatte, um ihn zu überzeugen: „Du kannst sie unmöglich behalten wollen. Selbst wenn sie von dir ist.“
„Ob ich sie will oder nicht, spielt keine Rolle. Es hat seinen Grund, warum es strafbar ist, ein Kind auszusetzen. Du bist als Mutter offenbar ungeeignet.“
Trotzdem hatte er nicht die Polizei gerufen. Das war doch immerhin etwas, oder?
Da sie nicht in der Position war, mit ihm darüber zu streiten, ob sie als Mutter geeignet war oder nicht, drehte sie den Spieß um. „Wie auch immer. Nach dem, was hier los war, als ich vorhin angekommen bin, scheinst du nicht viel besser geeignet zu sein.“
„Du hast recht, ich will kein Baby. Aber wenn sie wirklich mein Kind ist, dann habe ich keine Wahl. Ehrlich gesagt, habe ich nicht die leiseste Ahnung, was ich mit ihr anfangen soll. Aber du anscheinend schon.“
„Ich bin ihre Mutter. Natürlich weiß ich, was zu tun ist.“ Und einen Moment lang glaubte sie tatsächlich, sie würde doch so einfach davonkommen. Zunächst musste sie ihn überzeugen, dass er ihr Isabella wirklich anvertrauen konnte. Aber wie sollte sie das anstellen, wenn sie selbst aus tiefstem Herzen missbilligte, was Jewel getan hatte?
Sie versuchte, sich vorzustellen, was ihre Schwester dazu gebracht haben könnte, ihr Kind einfach auszusetzen. Während sie Isabella immer noch in den Armen wiegte, sah sie Dex an. Hoffentlich merkte er, dass sie die Kleine abgöttisch liebte.
„Alleinerziehende Mutter zu sein ist schwerer, als ich dachte. Ich versorge sie jetzt seit fünf Monaten. In dieser ganzen Zeit hatte ich einmal das Gefühl, es nicht mehr zu schaffen, nur ein einziges Mal. Sie vor deine Tür zu stellen war idiotisch, aber auch Eltern dürfen einmal einen Fehler machen. Selbst wenn es ein großer ist.“
Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort. Wenn er sie jetzt nicht mit Isabella gehen ließ, wusste sie nicht weiter.
„Du hast recht. Ich bin eindeutig nicht darauf eingestellt, mich um einen Säugling zu kümmern. Aber ich werde dir die Kleine auch nicht einfach aushändigen. Da die Agentur, bei der ich heute Morgen ein Kindermädchen angefordert habe, anscheinend nicht in der Lage ist, kurzfristig jemanden zu schicken, kannst du hierbleiben, bis ich jemand Geeignetes gefunden habe.“
Ehe Lucy auch nur erleichtert aufatmen konnte, musterte er sie erneut mit kühlem Blick.
„Vergiss nicht, das ist eine vorläufige Lösung. Und ich werde dich ganz genau beobachten.“
Dreißig Minuten später war Lucy auf dem Weg zu ihrer Eigentumswohnung. Normalerweise war sie eine umsichtige Fahrerin – wenn auch vielleicht übervorsichtig. Aber das brachte ihr Beruf mit sich. Schließlich verbrachte sie ihre Tage damit, Zahlen zusammenzutragen und die Risiken eines tödlichen Verkehrsunfalls zu berechnen. Im Allgemeinen waren Versicherungsmathematiker sehr sichere Autofahrer.
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