So kuesst nur ein Millionaer
unbedingt gewinnen musste, weil er es hasste zu verlieren. Und auch nicht darum, dem Vater einen Erben zu präsentieren, damit er ihm die Firma überschrieb.
Dies hier war ein lebendes Wesen, für das er verantwortlich war. Und er würde alles tun, was in seiner Macht stand, um es zu schützen.
Und Nicole? Er sah sie an und traute seinen Augen nicht. Sie war in Tränen aufgelöst, blickte aber weiterhin konzentriert auf den Monitor. Offenbar war sie mindestens so gerührt wie er.
Erst jetzt wurde ihm klar, dass er sie vollkommen falsch eingeschätzt hatte. Er hatte geglaubt, sie würde das Kind zur Welt bringen und es dann relativ leichten Herzens an ihre Schwester übergeben. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie litt schon jetzt darunter, und es konnte durchaus sein, dass sie ihre Meinung ändern würde und das Baby behalten wollte.
Das würde auch seine Chancen mindern. Also war es besser, die Strategie zu ändern. Wenn er nicht auf sein Kind verzichten wollte, musste er sich wohl verstärkt um Nicole bemühen. Wenn er ihre Pläne durchschaute, wäre er in der Lage, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Nicole hastete aus dem Gebäude, als könne sie so auch all ihren Zweifeln und inneren Qualen entkommen. Durch die Ultraschalluntersuchung war das Kind plötzlich real geworden und hatte in ihr mütterliche Gefühle geweckt, die sie verzweifeln ließen.
Einerseits war es ihr unvorstellbar, auf das Kind zu verzichten. Andererseits wollte, ja, musste sie den Vertrag einhalten, den sie mit Beth und Patrick geschlossen hatte. Denn wenn nicht, würde sie die ganze Familie gegen sich aufbringen. Da die Mutter absolut unzuverlässig war, galt Beth als älteste Tochter schon lange als Matriarchin der Familie. Alle würden auf ihrer Seite stehen.
Ihr Verstand sagte Nicole, dass es richtig war, Beth und Patrick das Kind, nach dem sie sich schon so lange sehnten, zu geben. Dann würden sich sicher auch die ehelichen Spannungen legen.
Aber das linderte nicht den Schmerz, der ihr das Herz zerriss.
Erst kurz vor dem Parkplatz hatte Ryan sie eingeholt und ergriff sie beim Arm. Die Wärme seiner Hand breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt, aber sie traute sich nicht. Ihre Reaktion auf die Berührung verunsicherte sie.
Dennoch tat seine Fürsorge ihr wohl. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und versuchte ein Lächeln.
Doch sie konnte ihn nicht täuschen. „Geben Sie mir die Schlüssel“, sagte er leise. Sein Blick war voll Mitgefühl und Verständnis. Kein Wunder, fiel ihr ein, er hatte so etwas ja auch schon mal durchgemacht. Er hatte ein Kind verloren, auf das er sich neun Monate lang gefreut hatte. „Sie sind nicht in der Verfassung zu fahren“, fügte er hinzu.
Sie nickte nur und gab ihm den Autoschlüssel. Als sich ihre Hände berührten, zuckte sie kurz zusammen, als habe sie einen elektrischen Schlag bekommen. Sie biss sich auf die Lippen. Wieso hatte Ryan eine solche Wirkung auf sie? Weil er nicht zu durchschauen war?
Zweifellos gab er ihr Rätsel auf. Einerseits gab er sich verständnisvoll, andererseits war er rücksichtslos. Er hielt Türen auf, zog Stühle heran, setzte sich erst, wenn sie saß. Der perfekte Gentleman alter Schule. Und dann suchte er sich eine Leihmutter und nutzte die moderne Technik, um ein Kind in die Welt zu setzen.
Seine Reaktion auf die ersten Bilder seines Kindes hatte Nicole überrascht. Vielleicht würde er doch kein so schlechter Vater sein. Sie hatte den Eindruck gehabt, er liebe das Kind bereits jetzt und wolle es auf keinen Fall verlieren.
Genau so wie sie.
Aber konnte jemand, der Aufregung und Spannung in seinem Leben brauchte – denn warum hätte er sonst ein Motorrad und ein Rennboot? –, wirklich ein verlässlicher Partner für ein Kind sein? Ihre Eltern waren ein Beispiel dafür, dass das nicht möglich war. Auch sie suchten ständig nach Abwechslung in ihrem Leben und einem gewissen Nervenkitzel. Deshalb brauchte die Mutter laufend neue Männer und der Vater neue Kasinos.
Ryan öffnete die Beifahrertür und riss Nicole damit aus ihren Gedanken. Sie stieg ein, er schloss die Tür und ging um den Wagen herum. Während er sich hinter das Lenkrad setzte, fragte er: „Wann haben Sie heute Ihren nächsten Termin?“
„Den Nachmittag werde ich am Schreibtisch verbringen. Ich habe noch eine Menge aufzuarbeiten. Warum?“
„Weil wir noch etwas zum Lunch essen sollten, bevor ich Sie wieder
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