So schoen kann die Liebe sein
Vater, der die Hand seiner Tochter festhielt, die Mutter, die stolz lächelte, als ihr Sohn ihn höflich fragte, ob der Platz neben ihm noch frei sei, ehe er sich setzte.
Ein Gefühl wehmutsvoller Trauer überkam ihn, als ihm bewusst wurde, was er hinter sich ließ, weil er diese Art von Beziehung nicht kennen lernen würde. Eines Tages hätte er vielleicht noch mehr Kinder, und er würde sie ebenfalls lieben, aber er würde stets Vergleiche ziehen und sich mit den Fragen quälen, was gewesen wäre, wenn er sich anders entschieden hätte.
Rashid kam auf ihn zugeeilt. „Ihr Flugzeug ist startklar, Prinz Yaman.”
„Ich bin bereit.” Doch er war alles anderes als bereit für diesen Flug und schon gar nicht für das, was ihn zu Hause erwartete.
Während sie den Gang entlang zu Sams Privatflugzeug gingen, begann Rashid, Sam über seine bevorstehenden Termine zu unterrichten. Selbst als Sam bereits auf seinem Platz saß, war er noch nicht fertig mit seiner Aufzählung.
„Ihr Vater sagt, dass Sie sich sofort nach Ihrer Ankunft im Palast einfinden sollen, um die Vereinbarung zu unterzeichnen.”
Nicht überraschend, dachte Sam. „Dann nehme ich an, dass mein Vater anwesend ist.”
„Ja, auch Ihre Braut und deren Vater.”
Das hatte Sam befürchtet. Da er entschlossen war, die Verlobung zu lösen, hätte er lieber erst allein mit seinem Vater gesprochen. „Was noch?” fragte er, obwohl es ihn eigentlich nicht mehr interessierte.
„Sie sollen sich schon morgen mit dem Parlament treffen, um die anstehenden Wahlen zu besprechen.”
„Das ist mir bekannt.”
„Und Ihr Vater wünscht, dass Sie mit Ihrem Bruder reden.”
Sam bedeutete der Stewardess, dass er keinen Drink wollte. „Mit welchem?”
„Jamal. Es scheint so, als hätte der Prinz ein Verhältnis mit einer Frau, deren Identität noch nicht bekannt ist.”
Gut für Jamal. Sam wäre froh, wenn sein Bruder seine eigene Entscheidung bezüglich seiner Lebenspartnerin treffen könnte. „Ich will mich da nicht einmischen.”
Rashid runzelte die Stirn. „Das wird Ihrem Vater nicht gefallen.”
Es wird ihm auch nicht gefallen, dass ich Maila nicht heiraten will, dachte Sam. „Ich werde es klären.”
Rashid schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: „Sie müssen außerdem …”
Sam ließ ihn reden und nickte nur ab und zu, während er in Gedanken woanders weilte.
Bei seinem Kind, das ihn brauchte, bei einer Frau, die ihn liebte.
Das Aufheulen der Triebwerke brachte ihn in die Gegenwart zurück. Mechanisch schnallte er sich an, während das Flugzeug langsam zur Startbahn rollte.
Du kehrst jetzt also zurück, dachte er. Du bist Scheich Samir Yaman, der erstgeborene Sohn des Führers von Barak und hast Verpflichtungen gegenüber deinem Land und deinem Volk. Andererseits bist du Joe Hamiltons Vater …
„Gehen Sie ins Cockpit und sagen Sie dem Piloten, er soll sofort anhalten und zum Terminal zurückkehren!” rief er Rashid zu, öffnete den Sicherheitsgurt und sprang auf.
Rashid sah ihn verwirrt an. „Gibt es ein Problem?”
Ja, er hatte sich von seinen Verpflichtungen völlig blenden lassen. Bis jetzt.
Als Sam nichts erwiderte, ging Rashid nach vorn, um den Befehl an den Piloten weiterzuleiten. Kurz darauf wendete das Flugzeug und rollte zurück. Sobald sie sich dem Terminal näherten, wandte sich Sam an die Stewardess. „Öffnen Sie die Tür.”
Die Stewardess gehorchte zögernd, und Rashid kam zu Sam geeilt. „Scheich Yaman, haben Sie etwas vergessen?”
Sam schaute ihn ernst an. „Ja, Rashid, ich habe vergessen, wer ich bin und was ich als Mensch brauche, nicht als Prinz. Ich habe vergessen, was wirklich wichtig ist im Leben.”
„Wollen Sie damit sagen, dass Sie hier bleiben?”
„Ja. Ich werde hier bei meinem Sohn bleiben und der Frau, die ich zu heiraten gedenke.”
„Aber Ihr Vater…”
„Wird mich wahrscheinlich enterben. Meine Mutter wird in Tränen ausbrechen, doch sie wird mich verstehen. Man wird mich von der Thronfolge ausschließen, aber auf diese Weise Werde ich endlich Frieden finden. Können Sie es mir verdenken, Rashid?”
Rashid schüttelte bedächtig den Kopf. „Nein, doch ich mache mir Sorgen um das Schicksal unseres Landes ohne Sie an der Spitze.”
Sam legte eine Hand auf Rashids Schulter. „Keine Angst, Omar ist der Nächste in der Linie, und er ist mehr als fähig, das Land zu regieren. Er wird seinem Volk gut dienen.”
Sam lief die Treppe hinunter, blieb jedoch noch einmal stehen, als er
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