So schoen kann die Liebe sein
Rashid fragen hörte: „Werden Sie also nie mehr zurückkommen?”
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Er schaute über die Schulter zu seinem treuen Gefährten der letzten sieben Jahre und lächelte. „Das liegt ganz an meinem Vater. Und an der Überredungskunst meiner Mutter.”
Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte auch Rashid. „Ich würde mein Leben auf die Fähigkeiten Ihrer Mutter setzen.”
Lachend winkte Sam ihm zu und nahm die beiden letzten Stufen in einem Satz. Seit Jahren hatte er sich nicht mehr so frei gefühlt. Voller Freude sah er seinem Leben mit Andrea und seinem Kind entgegen.
Das hieß, wenn Andrea ihn noch wollte. Sollte sie ihn zurückweisen, würde er nichts unversucht lassen, sie umzustimmen.
„Das war der dritte Anruf in drei Tagen.” Andrea wandte sich vom Telefon zu ihrer Tante um, die am Küchentisch saß.
„Noch mehr Arbeit, vermute ich.”
„Ja, es war Adam Cantrell. Er hat ein aussichtsreiches Pferd und möchte, dass ich es trainiere.”
Tess stand auf. „Wurde ja auch endlich Zeit, dass die Leute erkennen, was für eine gute Trainerin du bist.”
Andrea kaute auf ihrer Unterlippe. „Aber woher wissen alle das so plötzlich?”
„Es hat sich eben schnell herumgesprochen, nehme ich an.”
„Oder Sam steckt dahinter.”
Tess runzelte die Stirn. „Wie kommst du auf die Idee, dass Sam etwas damit zu tun haben könnte?”
„Weil er mir gesagt hat, dass er mir gern helfen würde, meine Karriere zu fördern. Das sähe ihm ähnlich.”
„Und was wäre so schlimm daran, wenn er von zu Hause aus ein paar Fäden zieht?”
„Ich möchte es allein schaffen, Tess. Ich möchte mir selbst einen guten Ruf aufbauen.”
„Da du gerade von Aufbauen sprichst”, wechselte Tess das Thema. „Du wirst zusätzliche Unterstände brauchen, wenn es so weitergeht.”
Das hatte Andrea während der vergangenen Woche, seit Sams Abreise, sich auch schon gesagt. „Ich weiß, aber erst einmal muss ich das Geld dafür verdienen.”
„Es geht mich ja nichts an, aber was ist mit dem Geld, das Sam dir überwiesen hat?”
„Das möchte ich für Joes Ausbildung zurücklegen. Und dann weiß man ja auch nie, wie seine Krankheit verläuft.”
„Darf ich fragen, wie viel es eigentlich war?”
„Sagen wir mal so, ich hatte noch nie so viele Nullen auf meinem Konto.”
Tess hob erstaunt die Augenbrauen. „So viel?”
Andrea nickte.
Das Dröhnen eines Wagens, der auf den Hof gefahren kam, lenkte ihre Aufmerksamkeit nach draußen. Andrea ging zum Fenster. „Wer könnte das sein? Erwartest du jemanden?”
Tess stellte sich hinter sie. „Nein, keine Ahnung, aber auf jeden Fall ist es ein schicker Pick-up.”
Andrea band sich ihren Pferdeschwanz neu und klopfte sich das Stroh vom T-Shirt. „Ich sehe schrecklich aus. Geh du und schau, wer da etwas will.”
Tess zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst. Aber wenn es ein netter, allein stehender junger Mann ist, dann werde ich ihn hereinbitten.”
„Wehe!” rief Andrea, doch Tess war schon zur Tür hinaus.
Andrea sah wieder aus dem Fenster und beobachtete, wie ein junger Mann aus dem Wagen stieg und Tess einen kleinen weißen Umschlag überreichte. Der Mann kam ihr bekannt vor, 130
doch sie konnte sich nicht erinnern, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte.
Als Tess in die Küche zurückkam, reichte sie Andrea den Umschlag. „Für dich. Das war einer von den Masters-Söhnen. Er hat anscheinend einen Job in der Nähe angenommen.”
Neugierig riss Andrea den Umschlag auf und holte eine Karte heraus. Sie las sie schweigend, bis Tess sich räusperte. „Darf ich fragen, worum es geht?”
„Es ist eine Einladung zu irgendeinem Empfang auf der alten Leveland Farm. Sie heißt jetzt Galaxy Farm. Ein hochtrabender Name, finde ich.”
„Ich dachte, auf der Farm lebt niemand.”
Das hatte Andrea auch gedacht. „Jemand muss sie gekauft haben, obwohl auf der Einladung kein Name steht.”
„Auf jeden Fall wohl jemand mit Geld”, meinte Tess. „Diese Farm eignet sich übrigens hervorragend für Pferdezucht.”
Andrea nickte.
Tess lehnte sich gegen den Küchentresen und sah Andrea erwartungsvoll an. „Und?”
„Was und?”
„Gehst du hin?”
Andrea warf die Karte auf den Tisch. „Nein.”
„Warum nicht?”
Weil ihr im Moment nicht nach Geselligkeit zu Mute war. Sie war lieber allein mit ihrem Sohn. „Erstens ist es schon heute Abend, und das ist ja wohl ein bisschen kurzfristig.
Zweitens habe ich nichts Vernünftiges anzuziehen.”
„Du hast
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