So schoen kann die Liebe sein
sowie die Jeans, die er hier damals vergessen hatte. Es waren alles Erinnerungsstücke aus der Vergangenheit, die er hüten würde wie einen Schatz. Doch als er seinen Koffer öffnete, lag darin bereits ein Erinnerungsstück. Eines aus der Gegenwart.
Es war ein Foto, fast das Gleiche wie das von ihm, Andrea und Paul, nur dass diesmal Joe seinen Onkel ersetzte. Tess hatte es Anfang der Woche aufgenommen, und Sam glaubte zu wissen, dass Andrea es ihm als Andenken in den Koffer getan hatte.
Andrea.
Er wäre jetzt gern zu ihr gegangen, um sich zu bedanken und sie ein letztes Mal in die Arme zu nehmen. Doch er bezwang sich. Erstens verdiente er sie nicht, und zweitens würde sie ihn ohnehin abweisen wie die Tage davor.
Er nahm das Foto aus dem Koffer heraus und betrachtete noch einmal das Gesicht der Frau, die er immer geliebt hatte, und das des Kindes, das er in den letzten Tagen so lieb gewonnen hatte. Morgen würde er sich von ihnen beiden verabschieden, ihnen alles Gute wünschen und dann in sein Land zurückkehren, als wäre nichts geschehen und als hätte sich nichts verändert. Dabei hatte sich in der Zwischenzeit so vieles verändert, vor allem er selbst.
„Gefällt dir das Foto?” fragte Andrea von der Tür her.
Sam nickte, während er das Foto zusammen mit den anderen Sachen in den Koffer legte.
Dann schloss er sorgfältig den Deckel und damit auch ein Kapitel seines Lebens.
Erst jetzt drehte er sich zu ihr um. „Ich werde es immer in Ehren halten. Danke.”
Sie trat zögernd näher und blieb dann mitten im Zimmer stehen. „Es ist nicht viel, aber es kommt von Herzen.”
„Ich freue mich sehr darüber.”
Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen, bis er schließlich die Arme ausbreitete und sagte: „Komm.”
Sofort kam sie zu ihm, legte ihm die Wange auf die Brust und fragte sich, wessen Herz lauter schlug. Seins oder ihres? Aber ihr Herz war dabei zu zerbrechen.
Dieser Gedanke ließ sie all ihren Mut zusammennehmen, um ihm das zu sagen, was sie bisher immer vermieden hatte. „Ich liebe dich, Sam.”
Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände, hob es an und küsste sie auf die Braue. „Ich liebe dich auch.”
Die Freude über seine Worte linderte den Schmerz in ihrem Herzen ein wenig. „Dann bleib hier.”
„Du weißt, dass ich das nicht kann.”
„Dann liebst du mich nicht wirklich.”
Er seufzte voller Bedauern auf. „Doch, das tue ich, mehr, als du denkst. Aber das ändert nichts an der Lage.”
„Wenn du es wirklich wolltest, ginge es.”
„Wenn es doch nur so wäre.” Er führte sie zum Bett, setzte sich darauf und zog sie zu sich herunter, bevor er ihre Hände in seine nahm. „Ich liebe auch unseren Sohn, und deshalb habe ich mich entschieden, dass er niemals erfahren soll, wer sein Vater ist.”
Genau das hatte sie befürchtet. „Aber was ist, wenn du irgendwann zurückkommst?”
Er wich ihrem Blick aus. „Ich werde nicht zurückkommen.”
Ihr Herz setzte für einen Moment aus, nur um dann umso schneller zu schlagen. „Aber du musst wieder kommen. Joe braucht dich. Ich brauche dich”, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Du musst dein Leben ohne mich weiterleben. Du musst einen anderen finden, der sich um dich und unseren Sohn kümmert. Jemand, der deine Liebe verdient.”
„Ich will aber keinen anderen. Ich will dich”, beharrte sie, während ihr nun die Tränen ungehemmt über die Wangen rannen.
„Das sagst du jetzt, aber du wirst deine Meinung ändern, wenn ich weg bin.”
Er nahm sie in seine starken Arme und wiegte sie wie ein Kind. Wenn ich doch nur etwas von seiner Stärke aufnehmen könnte, dachte sie verzweifelt. Wenn ich doch nur geahnt hätte, wohin das alles führt. Nein, sie hatte es geahnt, sie hatte es nur verdrängt gehabt.
Sie hob den Kopf und wischte sich die Tränen fort, entschlossen, es noch einmal zu versuchen. „Selbst wenn du alles aufgeben würdest… deinen Reichtum, deinen Anspruch als Regent … schau doch nur, was du dafür bekämst.”
„Ich weiß es nur zu gut.”
„Warum muss es dann sein? Warum musst du gehen? Warum? Und … was verheimlichst du mir?”
Einen Moment lang schwieg er. Dann holte er tief Luft, ehe er sagte: „Ich soll eine andere heiraten.”
9. KAPITEL
Sam war darauf vorbereitet gewesen, dass sein Geständnis Andrea erschüttern würde, nicht aber auf diese verhaltene Wut, die sich nur in ihren zusammengekniffenen Augen äußerte.
„Und das hast du die ganze Zeit gewusst?” Ihr Ton war
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