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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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dem Rückweg bemerkte ich unzählige Kirchen links und rechts von der Straße. In mir kam ein wohliges Gefühl auf, das ich nie vergessen werde: „Du kannst am Ende der Welt sein, eines ändert sich nie. Dieses Zuhause hast du überall.“
    Ich war von klein auf in verschiedene Gemeinden gegangen und hatte überall das gleiche wohlige Gefühl der Zusammengehörigkeit erfahren. Uns Christen eint ja neben dem gemeinsamen Glauben auch die Tatsache, dass wir sozusagen alle von Gott adoptiert wurden und damit Geschwister sind. Und das fühlt sich auch wirklich so an! Egal, wo du herkommst, egal, wie reich, oder arm du bist, hier wirst du geliebt.
    Und in genau diesem Moment wusste ich, dass ich auch in diese Kirche dort reinlaufen könnte, auf einem anderen Kontinent und im Grunde unter Fremden, und trotzdem würde ich herzlich empfangen werden und man würde sich um mich kümmern.
    Einmal zum Beispiel war ich in Australien unterwegs und brauchte eine Übernachtungsmöglichkeit. Doch es gab kein Hotel weit und breit ... aber eine Kirche. Ich sagte zu meinen Freunden, mit denen ich unterwegs war: „Kommt, wir gehen hier rein, hier wird uns geholfen.“
    Ich war einfach überzeugt davon. Meine übermüdeten Freunde dachten, dass ich verrückt geworden sei. Doch kaum hatten wir den Saal betreten, begrüßte uns der Pastor lächelnd und kümmerte sich wie selbstverständlich um uns. Und ich wusste, dass es hier genauso sein würde.
    Dennoch war ich ziemlich froh, als wir endlich wieder daheim gelandet waren. Außerdem war ich so aufgeregt wegen dem, was Neville mir geschrieben hatte.
    Doch leider kam alles ganz anders. Kaum war ich wieder in Deutschland, klangen seine SMS plötzlich anders. Es ging los mit: „Hey, Süße, ich habe dir mehrere E-Mails geschickt, sie sind aber alle zurückgekommen. Habe mir schon Sorgen gemacht, dir wäre was passiert. Du kommst ja am Wochenende zu mir. Ich habe mir überlegt, mit dir in einen Club zu gehen (wollen wir da über das Gospelprojekt sprechen?). Aber ich weiß, du bist ja eine heilige Person, wir könnten auch einfach nur Essen gehen und reden. Ich habe viele Fragen.“
    Ja, die hatte ich jetzt auch! Unser abgemachtes Wochenende sagte er mit der Begründung ab, sein Opa sei gestorben. Aber irgendwas fühlte sich nicht richtig an. Neville meldete sich für die nächsten sieben Tage ab und ich versank wieder in meiner Einsamkeit. So ein bisschen hatte er mich ja schon aus meinem Loch gezogen und mit dem Ausblick, im kommenden Jahr große Auftritte zu haben, hatte ich einen kleinen Hoffnungsstrohhalm, an dem ich mich jetzt festhielt.
    Tagebucheintrag vom 16. März 2003
    Bin immer noch einsam. Ich weiß nicht, aber ich kann gar nicht beschreiben, wie es mir in letzter Zeit geht. Dann esse ich momentan auch wieder mehr, aus Frust. Dabei sollte ich im Sommer wenigstens eine Normalfigur haben, wenn ich auf der Bühne stehe.
Die lebensrettende Zyste
    18. März 2003 – mein 20. Geburtstag. Es hätte ein schöner Tag werden sollen. Wie immer, wenn einer aus der Familie Geburtstag hat, saßen wir alle zum Geburtstagsfrühstück zusammen, und es gab meinen heiß geliebten Marmorkuchen.
    Blöderweise hatte ich aber solche Bauchschmerzen, dass ich es nicht schaffte, überhaupt etwas zu essen. Die Schmerzen wurden so extrem, dass ich es schließlich nicht mehr aushielt. Wir fuhren direkt ins Krankenhaus. Dort untersuchten mich mehrere Ärzte, ich wurde geröntgt und komplett durchgecheckt. Immer noch hatte ich schlimme Schmerzen und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Doch zum Schluss wurde ich mit Verdacht auf Blinddarmentzündung wieder entlassen.
    Die Schmerzen wurden jedoch nicht besser, und kurz vor dem Mittagessen wurden sie unerträglich. Ich konnte kaum noch auf Toilette, da es so wehtat. Ich erinnere mich, wie ich mich ans Waschbecken lehnte und einen Schmerzensschrei von mir gab. Der war zum Glück so laut, dass er durch das ganze Haus hallte und meine Mutter mich hörte. Im nächsten Moment war ich auch schon ohnmächtig geworden und gegen die Tür geknallt. Meine Mutter war sofort da und ich war auch gleich wieder zu mir gekommen, doch der Schock war groß, so wie die Schmerzen!
    Ich konnte weder aufstehen noch sitzen, es tat fürchterlich weh, doch ich musste es irgendwie bis ans Auto schaffen und das

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