So schwer, sich leicht zu fuehlen
dafür war die Zeit noch nicht reif, aber ich wollte ihn unbedingt sehen!
Tagebucheintrag vom 30. April 2003
Neuanfang oder Ende des Toni-Kapitels in meinem Leben? Wie abgemacht bin ich mit Estelle ins Restaurant rein. Zuerst war ich ja doch enttäuscht, als nur seine Mutter da war. Immer, wenn jemand reinkam, schrie Estelle: âDa kommt er!â, und dann war es doch jemand anders.
Doch dann wurde sie sehr ernst: âOh, oh!â Mehr brauchte sie auch nicht zu sagen. Tony, ganz in Schwarz gekleidet, kam herein ... Ich wurde wohl so blass, dass Estelle dachte, ich würde vom Stuhl kippen. Mein Herz spielte verrückt, und es fiel mir schwer, zu ihm rüberzuschauen. Er meinte sofort: âHab ich doch richtig gesehen!â und setzte sich an unseren Tisch. Ich war ja so nervös und durcheinander. Er meinte: âIch bin ja mal bei dir zu Hause gewesen, da war aber nur dein Bruder da.â
Toni, bei mir? Das hatte er getan? Ich bin mir sicher, dass meine Brüder mich in dem Moment beschützen wollten. Vor meinen eigenen Gefühlen für einen kaputten Menschen. Denn sie hatten nie etwas von seinem Besuch erwähnt.
Ich erzählte Toni von meinem tollen Job als Flugbegleiterin und davon, wie die Piloten sich im Sommer immer auf die Saisonflugbegleiterinnen aus Schweden freuten. Seine Reaktion war: âVon dir haben sie sicher die Finger gelassen, oder?â
Wie hat er das gemeint? Weil ich zu dick bin? Wieder einmal hatte er es geschafft, mich innerhalb von Minuten zu verletzen, und ich musste schwer mit mir kämpfen, um nicht loszuheulen. Dieses eigentlich schöne Wiedersehen mit ihm reduzierte sich in meinem Kopf auf den letzten Satz. Und wieder einmal stand für mich fest: Du bist dick. Du bist nichts wert. Und dann verabschiedete er sich schon wieder von uns. Super!
Was weià ich jetzt? NICHTS! Nicht einmal ein: âKönnen wir uns mal wiedersehen?â Oder âHier hast du meine Handynummer.â Ob er eine Freundin hat? Ich denke, ich bin ihm zu dick! Sicher sagen seine Eltern jetzt zu ihm: âWie sieht die denn aus?â
Tagebucheintrag vom 1. Mai 2003
Weit und breit keine Spur mehr von Toni. (Déborah, was denkst du dir eigentlich?) Ich bin so verliebt in ihn, doch eines ist klar: Ich bin ihm zu dick. Würde ja so gern abnehmen. Doch was, wenn ich dann wieder zunehme? Dann lässt er mich auch wieder fallen!
Ich kämpfte mit mir. So genau ich eigentlich wusste, dass es keinen Sinn machte, um ihn zu kämpfen, so schwach war ich dann wieder, wenn es darum ging, meine Gefühle zu beherrschen. Irgendetwas in mir wollte immer wieder zurück zu Toni. Ich hoffte nach wie vor auf ein Wunder.
Doch erst einmal flog ich spontan nach Südfrankreich zu einem befreundeten Ehepaar, bei dem wir jedes Jahr Urlaub machten, und diesmal brauchte ich das besonders dringend. Sie taten mir immer gut, und ich hatte dort einen Freundeskreis, der sich sehr lieb um mich kümmerte.
Tagebucheintrag vom 6. Mai 2003
Heute liege ich auf der anderen Terrasse. Es ist so schön hier. Ich bin so frei! Darf und kann mich freuen. Hier werde ich akzeptiert, so wie ich bin. Keiner spricht über mein Aussehen. Habe heute nicht einmal an Toni gedacht ...
Tagebucheintrag vom 10. Mai 2003
Die Stunden sind gezählt, noch liege ich am Strand, aber in Kürze werde ich im Flugzeug sitzen. Es war eine wirklich schöne, sorglose und entspannte Woche. Wurde sogar im Badeanzug angemacht! Das ist gut für mein nicht vorhandenes Selbstbewusstsein.
Tagebucheintrag vom 11. Mai 2003
Back in Germany. Ich bin am Nachmittag gleich mit einem Freund ins Restaurant zu Toni. Jetzt, wo ich so schön braungebrannt bin, muss ich mich zeigen. Er saà erst drinnen, doch plötzlich kam er mit einer Riesenportion Erdbeer-Sahne-Eis heraus: âFür dich, Déborah.â ER bringt MIR ein Eis? Wow. Und dieses Lächeln. Doch als ich später auf Toilette war, sah ich dieses blonde Wesen am Tresen stehen. Sie gehörte da nicht hin, ich hatte sie noch nie gesehen. Ich hörte, wie sie zischte: âWer ist das?â Am liebsten hätte ich mich rumgedreht und gesagt: âTonis Ex.â Doch ich befürchte, dass sie die aktuelle Freundin ist, und jetzt verstehe ich seine Zurückhaltung. Es tut so weh. Ich glaube mehr und mehr, dass ich nach Australien gehen und an der Hillsong-Uni Musik studieren sollte.
Herz weg, Job weg
Zur gleichen Zeit musste meine
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