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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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schnellstmöglich, um ins Krankenhaus gefahren zu werden. Glücklicherweise haben wir in dem nicht allzu großen Ort, in dem ich wohne, ein nettes, kleines Krankenhaus mit sehr guten Ärzten. Ich weiß nicht, ob ich es bis in die nächste große Stadt geschafft hätte.
    Als die Ärzte uns wiedersahen, handelten sie sofort. Glücklicherweise war mein Nachbar nun auch dort, der Arzt ist. Er erkannte die Lage sofort und gab mir Morphium, und ja, ich muss sagen, in so einem Moment sind Drogen ganz sicher eine tolle Sache! Im Rollstuhl wurde ich dann in ein Zimmer gebracht und erneut untersucht. Man stellte nun rasch eine sehr große Zyste am Eierstock fest. Das kommt bei Frauen recht häufig vor, doch meine war nicht wie üblich mit Wasser, sondern mit Blut gefüllt und hatte mittlerweile die Größe eines Tennisballs erreicht. Wenn sie platzte, würde das Blut in meinen Bauch gelangen, und das wäre lebensgefährlich gewesen!
    Es ging nun alles sehr schnell. Schon lag ich auf dem OP-Tisch und sollte rückwärts zählen: „10 – 9 – 8 –7 ... “, und weg war ich.
    Die Operation lief sehr gut, und ich erwachte auf der Intensivstation. Abgesehen von der Tatsache, dass ich einen Riesenhunger hatte, aber nichts essen durfte, ging es mir eigentlich recht gut. Immer wieder musste ich erbrechen, aber im Vergleich zu den Schmerzen, die ich vorher durchlitten hatte, war das wirklich nicht schlimm.
    Meine Familie war etwas überrascht von der Wirkung, die das Morphium auf mich hatte. Sie waren sehr besorgt um mich gewesen und hatten tatsächlich ständig an meinem Bett gewacht. Trotzdem beschwerte ich mich bei ihnen über ihre Abwesenheit oder erkannte sie einfach nicht. Ich fuhr meinen Bruder, der mich mehrmals besucht hatte, an: „Wieso warst du eigentlich nie da?“
    Als ich wieder auf die normale Station kam, hielt ich es nur wenige Stunden aus, bis ich in den Park floh. Dort telefonierte ich übers Handy wieder mit Neville; ich konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen. Aufgrund meiner OP hatte ich den Flug nach Bratislava verschieben müssen, doch er war sehr verständnisvoll und klang besorgt um mich. Wie lieb von ihm!
    Nach einem weiteren geschmacksneutralen Essen im Krankenhaus rief ich verzweifelt bei einem Freund an, der mir zur Rettung eilte. Unauffällig schlichen wir, ich in meinem Schlafanzug, uns raus zum Dönerstand und zogen dann noch um die Häuser, bevor ich abends mit einem leichten Sonnenbrand wieder in mein Bett kroch. Und das im März! Es war der wärmste März, an den ich mich erinnern kann. Die Ärzte waren ziemlich überrascht, mein sonnengebräuntes Gesicht zu sehen, doch sie grinsten nur.
    Ich langweilte mich endlos in meinem tristen Krankenzimmer. Immerhin hatte ich endlich mal Zeit, ein Buch zu lesen, und so nahm ich mir passend zu meinen Plänen das Buch „Seine Wege“ von Xavier Naidoo vor. Doch was musste ich dort erfahren? Ich dachte, ich würde ohnmächtig werden! Da stand doch tatsächlich folgender Satz: „Ich habe keine Geschwister!“
    Aber ... was ist mit Neville? Das muss doch ein Witz sein? Vielleicht will er nur seine Familie vor der Öffentlichkeit schützen? Lass das nicht schon wieder ein Reinfall sein! Das darf doch nicht wahr sein!
    Wieder rannte ich raus in den Park und rief bei Neville an. Die Handykosten nach Bratislava waren mir in dem Moment ziemlich egal. Doch er ging nicht dran. Als hätte er es geahnt! Nach mehreren Versuchen schrieb ich ihm eine SMS: „Wieso hast du mich belogen?“
    Ich habe von diesem Tag an nie wieder etwas von ihm gehört. Rausgefunden habe ich danach nur, dass er wohl ein Bordell in Bratislava besitzt. Der Schock war krass! Ich war auch total entsetzt über meine eigene Naivität. Diese Zyste und die Notoperation waren für mich also die Rettung! Was wäre passiert, wenn ... ich möchte gar nicht drüber nachdenken.
    Die drei Narben, die ich von der Operation noch habe, werden mich ein Leben lang daran erinnern, dass ich vor großem Unheil bewahrt worden bin.
Zurück zur falschen Liebe
    Und was tat ich, um mich über meinen Kummer hinwegzutrösten? Ich rannte wieder dorthin, wo ich genauso verletzt worden war: zu Toni. Wieder einmal saß ich stundenlang vor dem Restaurant, in der Hoffnung, er würde irgendwann rauskommen. Nie im Leben hätte ich ihn angesprochen,

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