So schwer, sich leicht zu fuehlen
schlanker oder sonst etwas ÃuÃerliches wäre.
Und wieder einmal redete ich mir ein, dass ich Toni brauchte. Er hatte mich so oft schlecht behandelt, unter Druck gesetzt und verletzt, aber dennoch war er meine groÃe Liebe â wenn es auch eine total verdrehte Form von âLiebeâ war, die ich da empfand.
Tagebucheintrag vom 18. Mai 2003
Nein, jetzt kann ich wirklich nicht mehr! Ich bin mit einem Freund ins Restaurant gefahren. Als wir uns nach einem freien Tisch umsahen, kam Toni und brachte uns an den schönsten, der eigentlich reserviert war: âFür dich. Das ist ein schöner Platz.â Alles war perfekt. Auch sein Lächeln. Ich habe es so genossen â bis sein Auto ohne ihn vorfuhr! Ich scherzte noch: âGuck mal, jetzt kommt seine Freundin.â Und so war es! Zum Glück war die Säule direkt zwischen mir und ihrem flüchtigen Kuss! Es war genau die, die letztes Mal gefragt hatte: âWer ist das?â und mich giftig angeguckt hatte.
Meine Stimmung war natürlich im Keller. Ich konnte mich zwar gut verstellen, doch mir war zum Heulen zumute. Ach, meine Welt bricht zusammen! Ich kann es nicht fassen. Dabei ist sie gar nicht so perfekt, wie er es immer wollte! Eher klein und mollig. Und ich trau mich wegen meinem Gewicht nicht unter seine Augen! Und jetzt ist es zu spät! Zu spät! Gute Nacht â goodbye, Toni!
Tagebucheintrag vom 19. Mai 2003
Ich könnte um ihn kämpfen, würde vielleicht sogar gewinnen. Aber dann? Dann kommen wir ja wieder auf die eigentlichen Probleme zurück, die wir früher schon hatten. Wir haben keine gemeinsame Basis, ganz im Gegenteil, er hat immer über meinen Glauben, meine Einstellung zu vielen Dingen gelacht. Auch wenn ich viele Fehler mache und vieles noch nicht verstanden habe, weià ich, dass das der Punkt ist, der meinem Leben immer Halt gegeben hat, und ich weiÃ, dass ich immer zu Gott zurückkommen darf. Das gibt es sonst nirgendwo. Gott war auch der Grund, weshalb ich die Magersucht überstanden habe, auch wenn ich immer noch unter Essstörungen leide. Aber ich lebe. Das ist ein Geschenk und ein Wunder!
Das sehe ich heute auch noch so. Dieser Abend, an dem meine Eltern für mich gebetet haben, hat bei mir alles verändert. Ich habe in dieser Nacht erkannt, was die Wahrheit ist und dass es um mehr geht im Leben als um ÃuÃerlichkeiten. Gott sieht durch alles ÃuÃere hindurch auf mein Herz â das ist es, was ihm wichtig ist. Und er liebt mich bedingungslos, ganz egal, wie viel ich wiege, was ich für Mist baue oder wie sehr ich ihn ignoriere. Er geht mir nach, und er liebt mich sogar noch mehr, als meine Eltern es tun â und wie sehr die mich lieben, ist mir auch in dieser Nacht aufgegangen.
Meine Eltern haben ihr ganzes Vertrauen und all ihre Hoffnung auf Gott gesetzt. Irgendwann mussten sie einsehen, dass sie mir nicht helfen konnten, und so haben sie mich und ihre Sorgen um mich zu ihm gebracht. Und eigentlich hat er ja sofort reagiert, indem ich dieses Gebet mit angehört habe und dadurch so tief berührt wurde, dass ich endlich bereit war zuzuhören.
Durch meinen Neuanfang mit Gott habe auch ich damals einen neuen Halt in meinem Leben gefunden. Etwas, das stärker war als meine Krankheit. Er war für mich greifbar, spürbar, obwohl ich ihn nicht sehen konnte. Doch diese Kraft, die ich plötzlich hatte, die konnte ich mir nicht anders erklären.
Leider dauerte es danach noch eine ganze Weile, bis diese ganzen Erkenntnisse von meinem Kopf in meinem Herzen angekommen waren und ich sie wirklich glauben konnte. In der Zwischenzeit tappte ich noch ganz schön oft im Dunkeln â und holte mir einige blaue Flecken auf der Seele ...
Etwas später schrieb ich dann:
Das ist dann die letzte Seite dieses Tagebuchs. Es enthält leider praktisch nichts Positives. Schade. Wenn ich Toni bloà loslassen könnte. Es ist so schwierig zu glauben, dass es noch jemanden wie ihn für mich gibt ... oder besser ... (wie blind, blind, blind ich doch war!)
âThe show must go onâ
Zu dieser Zeit spielte ich meiner Familie mal wieder eine einzige groÃe Seifenoper vor. Heute tut mir das enorm leid. Meine Eltern dachten, ich hätte häufig Nachtschichten auf der Arbeit, doch stattdessen war ich fast durchgehend auf Achse. Schon vor Feierabend hatte ich mit Kolleginnen im Restaurant den ersten Sekt geköpft, bevor es dann auf die Piste
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