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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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Markenkleidung und mit ihren teuren Parfüms die Aufmerksamkeit aller Männer bekamen. Es waren unterschiedlichste Nationalitäten und Charaktere dabei, und so kam es oft zu Konfrontationen und Eifersüchteleien zwischen den weiblichen Angestellten.
    Als sich dann noch der Freund einer Angestellten in mich verliebte und sie mir vor allen anderen ein Glas Orangensaft über den Kopf kippte, wusste ich, dass meine Tage dort gezählt waren. Darüber war ich nicht unbedingt unglücklich, denn zu allem Überfluss war es ein nicht gerade ungefährlicher Job. Unser Chef ließ mich oder eine andere Angestellte nachts immer allein warten, bis der letzte Gast gegangen war. Dies hatten die männlichen Besucher sehr bald raus, und neben illegalem Drogenhandel versuchten sie natürlich immer wieder, sich an uns ranzumachen.
    Doch so sehr ich die Umstände hasste, ich hing an diesem Job. Meine Freundin und ich sprachen immer davon, dass wir endlich kündigen sollten. Doch komischerweise taten wir es nicht.
    Für mich begann eine Zeit, in der ich mich so richtig ins Partyleben stürzte. Direkt neben unserem Restaurant befand sich ein angesagter Club, und oft verbrachten wir die Wochenenden komplett dort. Meine Spätschicht endete meist um 1: 00 Uhr morgens, dann schloss ich den Laden ab und ging mit den Kollegen direkt in den Club. Ich entdeckte eine ganz neue Seite an mir, die mir aber nicht wirklich gefiel. Andererseits war der Reiz dieses Lebens sehr groß, und ich genoss die Aufmerksamkeit, die ich bekam – ohne ein Hungerhaken zu sein!
    Als sich dann sogar ein Männermodel für mich interessierte, konnte ich es gar nicht glauben. Ich, das unscheinbare Mädchen? Das war mein erster Gedanke. Doch tatsächlich gingen wir dann oft miteinander aus und er war total charmant und zuvorkommend zu mir. So etwas kannte ich von Toni gar nicht. Als er mich seinen Freunden vorstellte, war ich total nervös. Was bestellt man zu essen, wenn man mit einem Model unterwegs ist? Er lebte von Salat und Fisch. Wie hätte ich da etwas anderes bestellen können?
    Insgeheim hoffte ich, dass das Zusammensein mit ihm mich motivieren würde, wieder etwas abzunehmen. Dabei hatte er nie etwas Negatives über meine Figur gesagt! Im Gegenteil – er fand mich offensichtlich genau richtig. Eines Abends war ich wieder mal mit ihm unterwegs und unterhielt mich gerade mit einem Mädchen, als ich hörte, wie er zu seinem Freund sagte: „Ist sie nicht wunderschön?“ Und er meinte mich!
    Das war für mich ein unglaublicher Moment. Ich zweifelte nach wie vor an seiner Aufrichtigkeit, da in meinen Augen zu so einen schönen Mann auch die perfekte Frau gehört. Doch meine Freunde, die ihn auch schon länger kannten, beruhigten mich: „Déborah, siehst du denn nicht, wie er dich anschaut?“
    Wir trafen uns immer öfter, und als er mich eines Abends nach Hause brachte, saßen wir noch eine Weile zusammen im Auto. Mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, ich würde meine Eltern damit wecken. Er sah mich intensiv an, und ich bekam ganz weiche Knie. Doch bevor er mich berühren konnte, wurde er plötzlich ganz starr und zog die Hand zurück: „Ich kann nicht. Ich kann das einfach nicht. Du hast so was Engelhaftes an dir, das mir verbietet, dich anzufassen.“
    Wow, so etwas hatte ich ja noch nie gehört. Sollte es tatsächlich noch einen Mann geben, der warten kann und der mich als wertvolle Frau sieht? Ich war überrascht und überglücklich zugleich.
    Meine rosarote Brille zersprang aber in tausend Scherben, als er kurz drauf zu einem Modeljob nach New York reiste und sich danach einfach nicht mehr bei mir meldete.
    Ein paar Tage später sah ich ihn in meinem zweiten Zuhause, dem Club, eng umschlungen mit einer schlanken Schönheit. Ich war plötzlich nur noch Luft für ihn, und das tat sehr weh. Wieder einmal war ich nicht gut genug gewesen, wieder einmal wahrscheinlich einfach zu fett. Ich versank noch tiefer im Selbstmitleid und machte den großen Fehler, den Grund mal wieder in meinem Aussehen zu suchen, statt zu erkennen, dass dieser Mann vielleicht gar nicht gut für mich war und er ein Problem hatte. Manchmal ist es Bewahrung, wenn man von jemandem verlassen wird!
    Doch das kapierte ich erst später. Wie in allen Lebenslagen dachte ich wieder einmal nur daran, dass alles in meinem Leben besser wäre, wenn ich schöner,

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