So sexy ist das große Glueck
er Schmerzen. „Kein Grund, rührselig zu werden. Ich habe Sie nicht gebeten, mich zu heiraten.“
Jessica lachte leise. Die Mischung aus Erleichterung und männlicher Nähe machte sie schwindlig. „Hören Sie auf damit, Cutter. Ich weiß wirklich zu schätzen, was Sie für mich tun.“ Sie ließ die Arme sinken und trat einen Schritt zurück. Auch wenn sie am ganzen Körper zitterte, schaute sie Cutter fest an. „Und ich würde einen Antrag von Ihnen niemals annehmen.“
Er blickte sie grimmig und belustigt zugleich an. „Ich würde Ihnen auch nie einen machen.“
4. KAPITEL
Das Foyer des Miami-Aquariums war voller Gäste in eleganter Abendgarderobe, funkelnder Lichter und riesiger Becken mit farbenfrohen exotischen Fischen. Phillip Carr, Geschäftsführer von Carr Investments, sah so aus, als wäre er bereits in einem teuren Smoking zur Welt gekommen. Er hatte blondes Haar, blaue Augen und ein aalglattes Lächeln. Für Cutters Geschmack war der Mann viel zu gelackt.
Und viel zu zufrieden, seine Hand auf Jessicas Rücken legen zu können.
Was auch immer der Kerl vorhatte, er war die perfekte Begleitung für sie, denn er führte Jessica von einer Gruppe plaudernder Gäste zur nächsten. Schließlich gesellten sie sich zu Cutters kleiner Ansammlung gesellschaftlicher Rebellen.
Schon aus der Entfernung ein echter Hingucker, war Jessica aus der Nähe einfach atemberaubend. Ihr schulterfreies rotes Kleid schmiegte sich eng um Brüste und Taille, ehe es weich zum Boden hin auslief. Das Haar hatte sie zu einer eleganten Hochsteckfrisur geschlungen, wobei weiche Locken ihr Gesicht sanft umrahmten. Cutter hatte größte Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Sie strahlte einsame Klasse aus.
Genauso wie der Mann, dessen Hand auf Jessicas Rücken festgewachsen zu sein schien. Einen zwanzigminütigen Vortrag über Phillip Carrs Firma anzuhören, waren etwa neunzehn Minuten und fünfundfünfzig Sekunden mehr, als Cutter ertragen konnte. Der Mann war ein aufgeblasener Wichtigtuer. Er redete ständig über sich und ließ alle anderen spüren, dass er wenig von ihnen hielt.
Das Ganze stillschweigend über sich ergehen zu lassen, war noch das Höflichste, was Cutter tun konnte. Dummerweise wurde es nicht besser, als Phillip endlich von etwas anderem als sich selbst sprach.
„In der Kunstgalerie ist eine neue Ausstellung eröffnet worden“, bemerkte er.
Jessicas strahlendes Gesicht versetzte Cutter einen Stich. „Ich habe davon gehört“, erwiderte sie.
Phillip Carr wandte sich mit seinem viel zu glatten Lächeln an Cutter. „Haben Sie Picassos Arbeiten schon gesehen?“
Da der Mann ihn direkt anblickte, konnte er ihn schlecht ignorieren. Allerdings wusste er, dass Carr ihn ganz bewusst angesprochen hatte. „Nein“, entgegnete Cutter. „Ich hasse sein Zeug.“
Offensichtlich war seine Wortwahl nicht korrekt, denn Jessica starrte ihn entgeistert an. Die restlichen Gespräche innerhalb der Gruppe verstummten, wobei Carr ihn mit nervtötender Nachsicht betrachtete. Für ihn war Cutter scheinbar ein bemitleidenswerter Einfaltspinsel, dem es schlichtweg an Verständnis für die schönen Künste mangelte.
„Die Werke seiner späten Phase versteht nicht jeder“, sagte Phillip gönnerhaft.
Cutter nahm die verbale Ohrfeige ohne sichtbare Regung hin. Ganz ruhig trank er einen Schluck Bier, ehe er antwortete. „Was ist an einer Nase zu verstehen, die einer Dame aus der Wange herauswächst?“
Ein angespanntes Lächeln spielte um Phillips Mundwinkel. „Es handelt sich um einen Kunststil, den man Kubismus nennt.“
„Mir ist völlig egal, wie man ihn nennt. Es ist trotzdem hässlich“, versetzte Cutter mit einem leichten Achselzucken. „Und wenn wir jetzt mit unserer kleinen Kunstkritik fertig sind, dann kann ich mich ja dem Buffet zuwenden.“
Sprachlos sah Jessica zu, wie er auf den Tisch mit den Vorspeisen zusteuerte, der zwischen zwei Becken mit Kugelfischen und einer leuchtenden Quallenart stand. Als Phillip erneut begann, über seine Firma zu sprechen, wusste sie, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis er zum Ende käme. Cutter aus dem Augenwinkel beobachtend, murmelte sie eine Entschuldigung und bahnte sich den Weg durch die Menge. Sie griff nach einem Teller und stellte sich Cutter gegenüber in die Schlange am Buffet.
Da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte, sprach sie betont leise. „Was sollte das gerade?“
Völlig unbekümmert betrachtete Cutter die kulinarische Auswahl.
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