So sexy ist das große Glueck
Grund haben sie genannt?“, fragte er.
„Sie sagten, sie wollten nicht länger verheiratet sein.“
„Das klingt doch ehrlich.“
Jessica zog die Augenbrauen zusammen. Ihr ganzes Gesicht war angespannt. „Nun, das reicht mir aber nicht. Die ersten vierzehn Jahre meines Lebens schienen sie rundum glücklich zu sein.“ Sie schaute ihm in die Augen. „Und dann haben sie bei einem Abendessen urplötzlich verkündet, dass es vorbei wäre.“
Seine Augenbrauen wanderten langsam in die Höhe. „Einfach so?“ Er zögerte, als warte er auf weitere Erklärungen. Aber die gab es nicht, und das war das Härteste daran. Cutter legte den Kopf schräg. „Du hattest keine Ahnung, dass etwas nicht stimmte?“
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Nicht die geringste. Sie haben sich nie vor mir gestritten. Sie wirkten wirklich glücklich.“ Jessica faltete die Hände im Schoß. „In der Woche, in der mein Vater auszog, saß ich in meinem Zimmer und hoffte immer noch, dass alles nur ein Missverständnis wäre – dabei haben sie schon diskutiert, wie die Möbel aufgeteilt werden sollten.“ Nach sechzehn Jahren Ehe hatte sich ihre Konversation darauf reduziert, wer was bekam. „Und ich hätte am liebsten nur geschrien.“
Das Schweigen, das folgte, war bedrückend. Und als Jessica aufblickte, musterte Cutter sie mit einem Gesichtsausdruck, den sie nicht einordnen konnte. Sie fühlte den starken Drang, die Stille irgendwie zu füllen. „Die meisten Leute würden vermutlich sagen, ich solle dankbar sein, dass ihre Trennung einvernehmlich war.“ Sie lachte leise, was ziemlich pathetisch klang.
Cutter betrachtete sie überrascht. „Zum Teufel mit dem, was die Leute sagen, Jessica“, erwiderte er sanft und dann betonte er jedes einzelne Wort. „Du musst nicht dankbar sein.“
Ihre Augen brannten vor ungeweinten Tränen. Ihre Mundwinkel zuckten – eine Mischung aus traurigem Lächeln und Grimasse. „Cutter Thompson gestattet mir also, dass ich mich mies fühle?“
In seinem Blick lag kein Zynismus, keinerlei Belustigung, als Cutter antwortete: „Genau das tut er.“
Das Mitgefühl in seiner Stimme rührte sie. Nach all den Jahren war es irgendwie komisch, dass ihr nun jemand die Erlaubnis gab, traurig zu sein.
Und wie war es möglich, dass sie sich zu einem Mann, der so wenig zu ihr passte, dermaßen hingezogen fühlte?
Denn in diesem Moment schaute Cutter sie an, als wolle er sie am liebsten in die Arme ziehen. Sie trösten. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich danach, dass er genau das tat. Doch seine Haltung verriet ihr, dass es nicht geschehen würde.
Der Schmerz, den Jessica empfand, seit Cutter ihre Beziehung beendet hatte, wurde immer größer – genauso wie ihre Verwirrung. Er war einer der ehrlichsten Menschen, die ihr je begegnet waren. Und noch wichtiger – sie hatte das Bedauern in seinen Worten gehört, hatte die Zweifel in seinem Gesicht erkannt, als er ihr am Pool die ganze Wahrheit gesagt hatte. Er hatte sich seinen Fehlern gestellt, und es war klar, dass er manche Entscheidung in seinem Leben bereute. Bedeutete das nicht eine Veränderung zum Positiven?
Cutter räusperte sich und der Bann war gebrochen. „Also, wie soll die letzte Frage des Kampf-der-Geschlechter-Wettbewerbs lauten?“
Jessica wusste einige brennende Fragen, auf die sie gern eine Antwort hätte. Schließlich entschied sie sich für einen Vorschlag, der ihr Herz wild klopfen ließ.
„Wie wäre es mit …“, ihre Stimme zitterte ein wenig, doch sie sprach weiter. „Was ist so tabu, dass es eine Beziehung sofort beenden würde?“
Er hob eine Augenbraue. „Das klingt nicht sonderlich optimistisch.“
„Vielleicht doch“, versetzte sie und beugte sich vor. Ihr Herz pochte immer heftiger. „Wir sind zwei intelligente Erwachsene. Vielleicht haben wir den Punkt, an dem es mit uns nicht weitergeht, noch nicht erreicht.“ Er blinzelte überrascht, aber Jessica war nicht bereit, jetzt einen Rückzieher zu machen. Die Hoffnung trieb sie an. Möglicherweise fand ja auch Cutter den Gedanken unerträglich, dass zwischen ihnen alles vorbei sein sollte.
„Wenn wir willens sind, es auszuprobieren, könnten wir vielleicht …“
„Ausprobieren?“, unterbrach er sie. „Sunshine“ , er sah sie mit einem undurchdringlichen Ausdruck an, „ich stimme zu, dass du eine intelligente Frau bist.“ Cutter verschränkte die Arme über der Brust. „Aber was du gerade gesagt hast, ist nicht besonders klug. Und weißt
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