So sexy ist das große Glueck
du, was ich denke?“
Jessica umklammerte die Stuhllehnen, denn sein Ton machte ihr Angst. Auf seine Frage antwortete sie lieber nicht.
Er fuhr trotzdem fort. „Ich glaube, dass du dich auf einer endlosen Männerjagd befindest, weil der Kerl, nach dem du suchst, gar nicht existiert“, erklärte er schonungslos.
Wie konnte er das sagen? „Das stimmt nicht. Ich suche nur nach …“ Verzweifelt bemühte sie sich, die richtigen Worte zu finden. „Ich suche nur nach …“
„Dem Prinz der Dunkelheit?“, fragte er sarkastisch.
„Nein.“
„Dem grüneren Gras auf der anderen Seite des Zauns?“
„Nein.“
Sein Blick war unerbittlich. „Perfektion?“
„Nein.“
Er forschte in ihrem Gesicht, als suche er dort nach der Antwort. „Warum stößt du dann jeden Mann zurück, der dir über den Weg läuft? Sie können nicht alle ihrer Exfrau nachgeweint oder in der Garage der Eltern gelebt haben.“
Jessica ließ nicht zu, dass er sich mit seinem Zynismus über ihre Prioritäten lustig machte. „Ich will jemanden, der bereit ist, mit mir gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten.“ Sie schaute ihn bedeutungsvoll an. „Ich will nicht wieder mit einem Mann zusammen sein, der sich emotional zurückzieht oder weigert, darüber zu reden, was in der Partnerschaft falsch läuft.“
Cutter schwieg zunächst, doch als er schließlich sprach, war seine Miene entmutigend. „War es so mit Steve?“ Seine Augen wurden schmal. „Hast du ihm gesagt, welche Fehler er gemacht hat?“ Sein Ton zeigte deutlich, dass sie über weit mehr als nur ihren Exmann redeten.
„Nein“, widersprach sie. Sie hasste das Gefühl, sich erklären zu müssen. „Ich habe nur vorgeschlagen, dass er mit mir zu einem Paartherapeuten geht oder zumindest in Erwägung zieht , ein paar hilfreiche Bücher zu lesen“, sagte sie und deutete auf das große Regal in der Ecke, das voller Ratgeber stand.
Cutter folgte ihrem Blick und verkrampfte sich sofort, als er die beeindruckende Bibliothek sah. „Himmel, Jessica“, murmelte er und starrte sie schockiert an. „Du bist ja noch verkorkster als ich.“
Eine kalte Hand griff nach ihrem Herz. Jessica hatte Sarkasmus erwartet, nicht diese schreckliche Mischung aus Tadel und Mitleid. „Wovon redest du?“
„Deine Ängste lähmen dich ja völlig.“
Vor Zorn schoss sie vom Stuhl hoch. „Nun, ich brauche keinen Mann, der mich sofort beleidigt und von sich stößt, wenn ich ihm mit irgendetwas zu nahe komme.“
Cutters Blick bohrte sich in ihren. „Ja, ich war grob zu Emmanuel, aber ich beleidige dich nicht. Ich sage dir nur, wie es ist. Doch du klammerst dich so sehr an deine rosarote Brille, dass du die Wahrheit einfach ignorierst, wenn sie zu unangenehm ist.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Und welche Wahrheit wäre das?“
„Zum Beispiel die Tatsache, dass du deinen Ehemann in die Flucht getrieben hast.“
Jessica erstarrte, ihr Gesicht verlor jegliche Farbe. „Das ist nicht wahr“, stieß sie hervor. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Doch, das ist es.“ Cutter trat auf sie zu. Er war nicht wütend, sondern schien absolut von dem überzeugt zu sein, was er sagte. „Du gibst niemandem eine Chance, willst jeden Mann ändern. Ihn in deine Idealvorstellung verwandeln. Dafür schleppst du deine Bücher an, sagst deinem Partner, wo er sich falsch verhalten hat, und machst ihm Vorgaben, denen er folgen muss.“
„Ich mache keine Vorgaben. Ich wollte nur, dass Steve …“
„Nein“, widersprach er gnadenlos. „Das ist das Problem. Du wolltest nicht Steve. Du wolltest die idealisierte Version von ihm.“
Alles in Jessica wehrte sich gegen seine Vorwürfe. Entsetzt versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen. „Es ist nie falsch, sich zu einem besseren Menschen entwickeln zu wollen.“
Cutters Gesichtszüge verhärteten sich. „Dann lass mich dir sagen, wie demoralisierend es wäre, damit leben zu müssen.“ Aufgewühlt fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Ich habe meine ganze Kindheit hindurch ertragen müssen, dass meine Eltern mich nicht wollten. Bis ich sieben war, hoffte ich, dass sich das vielleicht ändern würde, wenn ich mir mehr Mühe gäbe, ein besseres Kind wäre, ein bisschen netter, umgänglicher“, schnaubte er sarkastisch. Die grausame Aussage stand zwischen ihnen. Jessicas Augen begannen zu brennen. „Aber mein Dad ist gegangen und nie zurückgekommen, und meine Mutter hat mir ständig erzählt, wie sehr ich ihr Leben ruiniert hätte.“
Weitere Kostenlose Bücher