So sexy ist das große Glueck
war, vermutlich nicht. „Ich habe zugelassen, dass er mich beherrscht, als ich in Chester hineingerast bin, und das hat meine Karriere zerstört.“ Schon witzig, wie unbedeutend das jetzt wirkte im Vergleich zur Trennung von Jessica. Frustriert fuhr Cutter sich durchs Haar. „Nicht gerade das, was ein Held tun würde.“
Die folgende Stille wurde nur durch das Geräusch des Balls durchbrochen. Nach ein paar Minuten ohne jegliche Reaktion des Jungen stand Cutter auf. Er hatte seinen Vers aufgesagt. Sein Angebot gemacht.
Jetzt war es an dem Jungen, es anzunehmen oder nicht.
„Ich lasse meine Nummer da, falls du es dir anders überlegst“, sagte er.
12. KAPITEL
Jessica saß in ihrem Büro und versuchte zu arbeiten. Um sie herum lagen Dutzende benutzte Taschentücher, ihre Lider waren ganz geschwollen vom Schlafmangel und den ständigen Tränenausbrüchen.
Es war jetzt exakt sieben Tage her, seit Cutter aus ihrem Büro gestürmt war – sieben Tage, in denen sie sich meistens die Augen aus dem Kopf geweint hatte.
Einige der Tränen waren die eines Teenagers, der das Ende einer angeblich glücklichen Familie betrauerte. Andere waren die der erwachsenen Frau, die Cutters Vorwurf, sie habe ihre Ehe zerstört, tief verletzte.
Doch den größten Teil vergoss sie, weil sie Cutter so schrecklich vermisste.
In ihrem Herzen tobte ein Schmerz von ungeahnten Ausmaßen – und es gab keine Möglichkeit, ihn zu ignorieren. Jedes Mal, wenn Jessica die Augen schloss, stieg Cutters schlimme Vergangenheit in ihr, auf und sie sah seinen konsternierten Blick vor sich, als er das Bücherregal wahrnahm – halb vorwurfsvoll, halb mitleidig. Doch trotz all der verletzenden Dinge, die er zu ihr gesagt hatte, fehlten ihr sein beißender Sarkasmus, seine zynische Lebenseinstellung und dieses Beinahelächeln, das ihre Welt erhellte.
Dazu kam noch die körperliche Sehnsucht nach seiner Berührung. Himmel, Jessica war völlig durch den Wind!
Ganz besonders schlimm war es an dem Abend gewesen, als Cutter mit Calamity Jane das Benefizdinner besucht hatte. Den Erzählungen nach musste es ein voller Erfolg gewesen sein. Die Brice Foundation hatte mehr Geld gesammelt als jemals zuvor. Doch für Jessica hatte sich die Kampagne zu einer persönlichen Katastrophe von verheerenden Ausmaßen entwickelt.
Zum hunderttausendsten Mal wanderte ihr Blick zu dem Regal mit den Ratgebern hinüber. Zuerst war sie zu wütend gewesen, um objektiv zu sein – überzeugt davon, dass Cutter nur wild um sich geschlagen hatte. Doch je mehr Zeit verging, desto deutlicher erinnerte sie sich an die Aufrichtigkeit in seinem Blick, die Überzeugung in seiner Stimme und den absoluten Mangel an Zorn. Zweifel schlichen sich ein, und das Regal türmte sich immer bedrohlicher vor Jessica auf, bis es sie zu erdrücken drohte.
„Gott“, stöhnte sie und schnappte sich ihr Handy. Es war an der Zeit, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Also wählte sie Steves Nummer. Als er sich nach ein paar Sekunden meldete, hielt sie sich nicht mit einer Begrüßung auf. „Wann ist dir zum ersten Mal klar geworden, dass es nicht funktionieren würde?“
Sie hörte Jazzmusik im Hintergrund. „Jess?“, sagte er verwirrt. „Du hast meine Anrufe nicht erwidert. Ich habe mir Sorgen gemacht …“
„Ich rede von uns, Steve“, unterbrach sie ihn. Sie holte tief Luft und zwang sich, die Ruhe zu bewahren. Ihre Scheidung lag fünf Jahre zurück. Steve einen Moment Bedenkzeit zu geben, war nur fair. „Ich will wissen, wann du zum ersten Mal den Verdacht hattest, dass es mit uns nicht klappen würde.“
„Jess“ , stöhnte er. Diesmal klang er nicht verwirrt, sondern wie ein Mann, der dieses Gespräch nicht führen wollte. Seinen widerwilligen Ton kannte sie nur zu gut. „Es spielt doch keine Rolle mehr …“
„Nicht“, sagte sie. Schon wieder wich er ihr aus. Oder vielleicht war es auch eine Verzögerungstaktik. Denn dazu neigte Steve ebenfalls. „Wann hast du unsere Ehe zum ersten Mal infrage gestellt?“ Als sich das Schweigen unangenehm in die Länge zog, fügte Jessica hinzu: „Die Wahrheit, Steve.“ Sie hoffte, dass sie ihr Handy nicht zerquetschte, so fest hielt sie es. „Bitte.“
Er seufzte laut. „Ich schätze, es war, als der Geschäftsführer von Wallace Corporation aus New York zu unserem Meeting kam.“
Erstaunt richtete sie sich in ihrem Stuhl auf. Das Meeting hatte stattgefunden, als sie gerade mal vier Monate verheiratet gewesen waren. Jessica war
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