So sinnlich wie dein Kuss
verlorenen Jahre?
Einerseits hatte sie Angst, wie er reagieren würde, andererseits stand sie voll auf Charles’ Seite. Hätte Cynthia Masters-Wilson ihn damals nicht hintergangen, hätte er sich sicher nie von seinem Sohn getrennt.
Anna kannte Cynthia nicht, aber diese Frau hatte die Familie zerstört, deshalb freute sie sich nicht auf die Begegnung mit ihr.
Zunächst einmal aber kam es darauf an, Charles’ Sohn kennenzulernen, damit sie einschätzen konnte, wie er auf das Angebot seines Vaters reagieren würde.
Dass sie Judd so überaus attraktiv fand, erschwerte ihren Auftrag noch mehr.
Während sie fasziniert das Spiel seiner Muskeln unter der sonnengebräunten Haut beobachtete, versuchte sie, sich nicht von ihrer Mission ablenken zu lassen.
Sie musste den Zeitpunkt gut wählen und geschickt vorgehen, um Erfolg zu haben. Das schuldete sie Charles, dem sie so viel verdankte. All die Jahre hatte er sie und ihre inzwischen verstorbene Mutter unterstützt. Nein, sie durfte nicht durch unbedachtes Vorgehen die Hoffnung des alten Mannes zunichtemachen. Sie musste es schaffen, dass Judd Wilson mit ihr kam.
Sie folgte einer Abzweigung, um ihm fürs Erste aus dem Weg zu gehen. Fünf Stunden war sie seinetwegen geflogen! Während ihres Aufenthaltes hier auf The Masters – einem Weingut mit Ferienappartements – würde sie noch genug Gelegenheit haben, mit ihm zu sprechen. Gut Ding will Weile haben …
Doch sie kam nicht weit.
„Hallo“, rief eine Stimme hinter ihr – dunkel und samtig wie Rotwein. „Ein schöner Nachmittag, nicht wahr?“
Anna nahm einen tiefen Atemzug, drehte sich um und sah in das Gesicht von Charles’ Sohn.
Als Judd die Spaziergängerin im blauen Kleid bemerkte, hielt er sie für einen Feriengast. Seine Cousine Tamsyn schickte zu Anfang der Woche immer einen Newsletter an alle Familienangehörigen und das Personal, welche Gäste erwartet wurden. Nur hatte sie darin nicht erwähnt, wie atemberaubend schön diese Frau war.
Er kniff die Augen zusammen, um jeder ihrer Bewegungen zu folgen. Mit unbeschreiblicher Anmut und Grazie schritt sie über den steinigen Weg. Ihr Gang, ihre weibliche Figur und besonders ihr Hüftschwung weckten seine männlichen Urinstinkte.
„Ich bin Judd Wilson. Willkommen auf The Masters.“
Er legte die Axt weg und streckte der unbekannten Schönen die Hand hin.
Etwas zögerlich lächelte sie – ein Lächeln, das ihn so stark ansprach, dass es ihm schon fast wehtat.
Als sie seine Hand nahm, durchströmte ihn heiße Begierde.
Interessant. Sehr interessant.
Vielleicht lag hier die Lösung seines Problems, das ihm seit einiger Zeit zu schaffen machte: Er langweilte sich.
Er lächelte und drückte ihr die Hand.
„Hallo. Ich bin Anna Garrick“, sagte sie mit rauer Stimme.
Aufmerksam sah sie ihn an. Kannten sie sich etwa? Aber nein, das konnte nicht sein. Wenn er ihr je früher begegnet wäre, würde er sich unter Garantie daran erinnern.
Denn sie entsprach in allen Einzelheiten seiner Vorstellung von einer Traumfrau. Angefangen beim kastanienbraunen Haar über die perfekte Figur bis hin zu den sorgfältig pedikürten Zehen. Selbst die Stimme, die sanft und ein bisschen spröde klang, schien seine Sinne zu streicheln. Sie war so eine beeindruckende Erscheinung, dass er sie mit Sicherheit nie vergessen hätte.
„Freut mich, Sie zu sehen, Anna. Sind Sie heute angekommen?“
Plötzlich wirkte sie nervös, als wollte sie etwas verbergen. Nur konnte er sich nicht vorstellen, was das sein könnte.
„Ja. Es ist wunderschön hier. Sie können sich glücklich schätzen, in dieser Gegend zu leben … Arbeiten Sie schon lange hier?“
Die Frage lag nahe, aber ihm war ihr Zögern nicht entgangen. Hatte sie sich ursprünglich anders ausdrücken wollen?
„Kann man so sagen. The Masters ist eine Art Familienbetrieb. Ich bin hier aufgewachsen.“
„Aber Ihr Name …?“
Ja, der Name. Der ihn immer wieder an seinen Vater erinnerte, von dem er als Kind verstoßen worden war. Und selbst jetzt, da er das weitverzweigte Familienunternehmen leitete, behandelten ihn manchmal sogar seine Cousins so, als ob er nicht wirklich dazugehören würde.
„Meine Mutter ist Cynthia Masters-Wilson“, antwortete er, ohne ins Detail zu gehen. Es gab nun wirklich angenehmere Themen.
„Hacken denn alle Masters Holz für die Kamine der Cottages?“, scherzte sie.
„Na klar. Für das Wohl unserer Gäste tun wir alles.“ Das klang bedeutend besser als die schlichte
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