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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ein Mann erstochen wurde?«, fragte Rebus, während Curt auf die Tasten seines Handys drückte.
    »Ja, das habe ich«, erwiderte Curt. »Wahrscheinlich werden wir ihn uns morgen Vormittag ansehen. Bin mir noch nicht sicher, ob es mit diesen beiden Kunden hier ebenso eilig ist.« Er schaute erneut auf das größere der Skelette. Das Kind war wieder zugedeckt, allerdings nicht mit der Plastiktüte, sondern mit Siobhans Jacke, die sie mit äußerster Behutsamkeit über ihm ausgebreitet hatte.
    »War das wirklich nötig?«, murmelte Curt und hielt sich das Handy ans Ohr. »Jetzt müssen wir uns Ihre Jacke vornehmen, um die Fasern zu vergleichen, falls wir welche an den Knochen finden.«
    Rebus ertrug es nicht, erneut mit anzusehen, wie Siobhan errötete. Er deutete deshalb auf die Tür. Im Hinausgehen hörte er Curt zu Professor Gates sagen: »Haben Sie sich schon in Schale geworfen, Sandy? Wenn nicht – und auch wenn ja – hätte ich
ce soir
ein alternatives Unterhaltungsprogramm zu bieten…«
    Statt in Richtung des Pubs zu gehen, schlug Siobhan den Weg zur Cockburn Street ein.
    »Wohin wollen Sie?«, fragte Rebus.
    »Ich hab einen Anorak im Auto«, erklärte sie. Als sie zurückkam, hatte sich Rebus eine Zigarette angezündet.
    »Freut mich, dass Sie ein bisschen Farbe im Gesicht bekommen haben«, sagte er.
    »Haben Sie sich diesen Spruch ganz allein ausgedacht?« Sie gab einen verärgerten Laut von sich und lehnte sich neben ihm an die Mauer. »Wenn Curt doch nur nicht so…«
    »Wie?« Rebus musterte die glühende Spitze seiner Zigarette.
    »Ich weiß auch nicht…« Sie schaute sich um, als suche sie nach einer Eingebung. Ein ausgelassenes Grüppchen Menschen schlenderte auf der Suche nach dem nächsten Lokal die Straße entlang. Ein paar Touristen fotografierten sich gegenseitig vor dem Starbuck’s, mit der zur Burg führenden Straße als Hintergrund. Altes und Neues, dachte Rebus wieder.
    »Für ihn scheint es ein Spiel zu sein«, sagte Siobhan schließlich. »Das trifft nicht genau, was ich meine, aber mir fällt nichts Besseres dazu ein.«
    »Er ist einer der ernsthaftesten Männer, die ich kenne«, erwiderte Rebus. Es ist seine Art, mit solchen Dingen umzugehen. Wir haben alle unsere eigene Methode, oder?«
    »Haben wir?« Sie sah ihn an. »Bei Ihrer spielt eine größere Menge Nikotin und Alkohol eine Rolle, nehme ich an.«
    »Eine erfolgreiche Mischung sollte man tunlichst so lassen, wie sie ist.«
    »Auch wenn es eine tödliche Mischung ist?«
    »Kennen Sie die Geschichte von dem alten König, der jeden Tag ein bisschen Gift zu sich nahm, um dagegen immun zu werden?« Rebus blies Rauch in den blauvioletten Abendhimmel. »Denken Sie darüber nach. Und während Sie nachdenken, spendiere ich einem Arbeiter ein Glas… und genehmige mir vielleicht auch selbst eins.« Er stieß die Tür des Pubs auf und ließ sie hinter sich zuschwingen. Siobhan blieb noch einen Augenblick draußen, ehe sie ihm folgte.
    »Wurde der König am Ende trotzdem umgebracht?«, fragte sie, während sie den Pub durchquerten.
    Das Lokal hieß The Warlock, und es schien, als wären fußkranke Touristen die Zielgruppe. Eine der Wände war mit einem Wandbild bedeckt, das die Geschichte von Major Weir erzählte, der sich im siebzehnten Jahrhundert der Hexerei schuldig bekannt und seine Schwester der Komplizenschaft bezichtigt hatte. Beide waren auf dem Calton Hill hingerichtet worden.
    »Nett«, lautete Siobhan einziger Kommentar.
    Rebus deutete auf einen Spielautomaten, vor dem ein untersetzter Mann in einem staubigen blauen Overall saß. Oben auf dem Automaten stand ein leeres Brandyglas.
    »Wollen Sie noch einen Drink?«, fragte Rebus den Mann. Das Gesicht, das sich ihm zuwandte, sah ebenso geisterhaft aus wie das von Major Weir auf dem Wandbild; außerdem war das dichte dunkle Haar mit Verputz besprenkelt. »Ich bin übrigens DI Rebus. Sie sind hoffentlich in der Lage, mir ein paar Fragen zu beantworten. Das ist meine Kollegin DS Clarke. Also, was wollen Sie trinken – Brandy, nehme ich an.«
    Der Mann nickte. »Ich bin aber mit dem Lieferwagen hier… und ich muss ihn noch zurück in die Firma bringen.«
    »Keine Sorge, wir kümmern uns darum, dass jemand Sie fährt.« Rebus wandte sich an Siobhan. »Für mich das Übliche und einen doppelten Brandy für Mr.…«
    »Evans. Joe Evans.«
    Siobhan ging ohne zu murren zur Theke. »Wie läuft’s?«, fragte Rebus. Evans schaute auf die vier unbarmherzigen, mit Früchten bedruckten Räder

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