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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Auto.«
    Auch nachdem Rebus sie überredet hatte, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen, dauerte es noch eine Weile, bis sie die Tür geschlossen, und noch länger, bis sie den Gurt angelegt hatte. Rebus fürchtete, sie könnte jeden Moment weglaufen.
    »Wohin?«, fragte er, bemüht, die Frage beiläufig klingen zu lassen.
    »Bedlam«, antwortete sie kaum hörbar. Rebus war sich nicht sicher, ob er sie richtig verstanden hatte. »Bedlam Theatre«, erklärte sie. »Das ist eine ehemalige Kirche.«
    »In der Nähe der Greyfriars Kirk?«, wollte Rebus wissen. Sie nickte, und er fuhr los. Unterwegs erzählte sie ihm, dass Marcus, der in dem Zimmer ihr gegenüber wohnte, Mitglied der Theatergruppe der Universität war, die Bedlam für Proben und Aufführungen benutzte. Rebus erwiderte, er habe die Plakate bei Marcus an der Wand gesehen. Dann fragte er, wie sie und Chantal sich kennen gelernt hatten.
    »Irgendwie ist diese Stadt das reinste Dorf«, meinte sie. »Ich bin ihr zufällig auf der Straße begegnet und wusste sofort Bescheid.«
    »Was wussten Sie?«
    »Woher sie kam, was sie war… Es ist schwer zu erklären. Zwei Afrikanerinnen mitten in Edinburgh.« Sie zuckte die Achseln. »Wir haben uns angelacht und drauflos geredet.«
    »Und als sie Sie um Hilfe bat?« Sie starrte ihn an, als verstünde sie nicht, was er meinte. »Was dachten Sie da? Hat sie Ihnen erzählt, was passiert war?«
    »Zum Teil…« Kate sah aus dem Beifahrerfenster. »Das soll sie Ihnen selbst erzählen, falls sie dazu bereit ist.«
    »Ihnen ist doch klar, dass ich auf Chantals Seite bin? Und übrigens auch auf Ihrer.«
    »Das weiß ich.«
    Das Bedlam Theatre befand sich an der Stelle, wo die Straßen Forest Road und Bistro Place sich im spitzen Winkel trafen und in die George IV Street mündeten. Früher einmal waren diese Straßen Rebus’ Lieblingsgegend in Edinburgh gewesen, voll absonderlicher Buchhandlungen und einem großen Laden mit Second-Hand-Schallplatten. Mittlerweile gab es dort Filialen von Starbucks und Subway, und in dem Plattenladen befand sich eine schick designte Bar. Die Parkplatzsituation hatte sich allerdings nicht verändert, und Rebus stellte den Wagen schließlich im Halteverbot ab, in der Hoffnung, dass er zurück sein würde, bevor der Abschleppwagen eintraf.
    Das Haupttor war verschlossen, aber Kate führte ihn zu einem Nebeneingang und zog einen Schlüssel aus der Tasche.
    »Marcus?«, fragte er. Sie nickte, öffnete die schmale Tür, dann drehte sie sich zu ihm. »Ich nehme an, ich soll hier warten«, sagte er.
    »Nein«, antwortete sie entschlossen. »Sie können ruhig mitkommen.«
    Drinnen war es düster. Sie stiegen eine Treppe mit knarrenden Stufen hinauf, die zu einem Zuschauerraum führte, von dem aus man auf eine improvisierte Bühne blickte. Auf vielen der ehemaligen Kirchenbänke lagen leere Kartons, Requisiten und Teile der Beleuchtungsanlage.
    »Chantal?«, rief Kate. »
C’est moi
. Bist du da?«
    Zwischen zwei Sitzreihen tauchte das Gesicht einer jungen Frau auf. Sie hatte in einem Schlafsack gelegen und rieb sich blinzelnd den Schlaf aus den Augen. Als sie sah, dass Kate nicht allein war, riss sie Mund und Augen erschrocken auf.
    »
Calmes-toi
, Chantal.
Il est policier

    »Wer das sein?« Chantals Stimme war schrill und klang panisch. Als sie aus dem Schlafsack kletterte, sah Rebus, dass sie vollständig bekleidet war.
    »Ich bin Polizist, Chantal«, begann Rebus langsam, »ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Nein! Ich nicht tun!« Sie fuchtelte mit den Händen. Ihre Arme waren dünn, das Haar kurz geschoren. Ihr Kopf wirkte im Vergleich zu dem schlanken Hals, auf dem er saß, überproportional groß.
    »Sie wissen, dass wir die Männer verhaftet haben?«, sagte Rebus. »Die Männer, die für den Mord an Stef verantwortlich sind. Sie kommen so bald nicht wieder frei.«
    »Sie mich auch umbringen.«
    Rebus ließ sie nicht aus den Augen, während er den Kopf schüttelte. »Die Männer werden für lange Zeit im Gefängnis bleiben, Chantal. Sie haben viele schlimme Dinge getan. Aber eine Verurteilung wegen des Mordes an Stef… also, ich bin mir nicht sicher, ob wir das ohne Ihre Hilfe schaffen.«
    »Stef war guter Mensch.« Ihr Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an.
    »Ja, das war er«, stimmte Rebus zu. »Und sein Mörder darf nicht ungestraft davonkommen.« Er hatte sich langsam auf sie zu bewegt. Sie waren jetzt nur noch eine Armlänge von einander entfernt. »Stef braucht Sie, Chantal, dieses

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