So weit der Wind uns traegt
ihrem Ohr. „Lehnen Sie sich einfach an mich.“
Etwas anderes blieb Evie gar nicht übrig. Robert hatte den Arm fest um ihre Taille gelegt und schwamm die kurze Strecke zum Anleger zurück. Jasons Freunde hatten sich inzwischen niedergekniet und streckten ihnen die Hände entgegen. „Haltet Jason einfach fest!“, rief Robert. „Zieht ihn nicht aus dem Wasser. Überlasst das mir. Einer von euch muss sofort einen Krankenwagen rufen.“
„Das habe ich schon getan“, antwortete Paige, die ebenfalls nach draußen geeilt war.
„Sehr gut.“ Seine Stimme nahm einen Befehlston an. „Halten Sie sich an der Kante fest, Evie. Schaffen Sie das?“
Evie keuchte immer noch und konnte nicht sprechen. Deshalb nickte sie nur.
„Lassen Sie Jason los. Die Jungen haben ihn sicher im Griff. Bit te.“
Sie gehorchte und klammerte sich verzweifelt an das Holz. Robert stemmte sich aus dem Wasser und schob beide Hände unter Jasons Schultern. „Seine Wirbelsäule könnte verletzt sein“, warnte sie.
„Ich weiß. Aber er atmet nicht. Wenn wir ihn nicht rausziehen und Wiederbelebungsversuche machen, kommt er nicht durch.“Evie schluckte trocken und nickte erneut. So vorsichtig wie möglich hob Robert den Jungen aus dem Wasser. Seine Schultern und Armmuskeln zeichneten sich deutlich unter dem nassen Hemd ab. Evie warf einen entsetzten Blick auf Jasons bläuliches Gesicht und kletterte mit letzter Kraft an Land. Sie stürzte neben dem Jungen auf den Steg und kniete sich mühsam auf. „Jason!“
Robert tastete nach dem Puls am Hals und fühlte einen schwachen Schlag. „Sein Herz schlägt“, sagte er erleichtert. Er beugte sich über den schlaffen Körper, kniff die Nase des Jungen zu und drückte mit der anderen Hand den Kiefer nach unten. Anschließend presste er den Mund auf die blauen Lippen und blies seinen eigenen Atem aus. Die schmale Brust hob sich sofort. Robert richtete sich wieder auf, und die Luft strömte hinaus. Jasons Brust senkte sich wieder.
Evie wollte instinktiv übernehmen, hielt sich aber zurück. Sie war viel zu schwach, um auch nur halb so gut wie Robert helfen zu können. Dabei musste sie unbedingt etwas tun. Sie konnte unmöglich hilflos zusehen, wie noch jemand vor ihren Augen sterben konnte, den sie unendlich liebte.
Robert setzte die künstliche Beatmung fort und zählte stumm mit. Er konzentrierte sich ausschließlich auf die Wiederbelebung und kümmerte sich weder um die entsetzten Jungen noch um Evie, die regungslos neben ihm kauerte. Jasons Oberkörper hob und senkte sich gleichmäßig. Das bedeutete, dass der Sauerstoff in die Lungen gelangte. Sein Herz schlug. Falls er keine ernsten Kopf- oder Rückgratverletzungen erlitten hatte, konnte er durchkommen. Wenn er doch endlich von allein atmen würde …
Die Sekunden vergingen. Eine Minute. Zwei. Plötzlich bäumte Jason sich auf und begann zu husten. Sofort ließ Robert ihn los.
Jason krampfte sich zusammen, rollte auf die Seite undstieß keuchend mit Evie zusammen. Sie schwankte und konnte sich nicht halten. Robert griff über den Jungen hinweg, packte mit seinen schlanken Fingern ihren Arm und zog sie mühelos zu sich heran.
Wasser strömte aus Jasons Nase und offenem Mund. Er würgte und hustete erneut und erbrach sich plötzlich heftig.
„Zum Glück ist nichts gelähmt“, stellte Robert erleichtert fest.
„Nein.“ Evie machte sich aus seinem Griff los. Tränen brannten in ihren Augen, und sie hockte sich neben ihren Neffen. Zärtlich streichelte sie ihn und merkte, dass er am Hinterkopf heftig blutete. „Alles wird wieder gut“, flüsterte sie und prüfte die Wunde. „Die ist mit ein paar Stichen zu nähen.“ Sie sah auf und entdeckte Paiges kreidebleiches, tränenüberströmtes Gesicht. „Hol bitte ein Handtuch“, forderte sie ihre Nichte auf. „Aber sei vorsichtig und lauf nicht zu schnell.“
Paige schluckte und eilte zum Bürogebäude zurück.
Jason hustete inzwischen nicht mehr. Er lag erschöpft auf der Seite und rang nach Luft.
Paige kehrte mit einem Handtuch zurück, und Evie drückte es vorsichtig auf die tiefe Wunde, um das Blut zu stillen. „Tante Evie?“, krächzte Jason so heiser, dass seine Worte kaum zu verstehen waren.
„Ich bin hier.“
„Darf ich mich aufsetzen?“, fragte er. Er sah, dass die anderen ihn beobachteten, und wurde furchtbar verlegen.
„Ich weiß nicht, ob das richtig wäre. Meinst du, dass du es kannst?“, antwortete sie ruhig.
Er war so schwach, dass Robert sein Bein hinter
Weitere Kostenlose Bücher