So weit die Hoffnung trägt - Roman
zehn Schritte nach hinten zum Eingang des Museums, streckte die Hand aus und sagte: »Ihre Eintrittskarte, bitte.«
Ich gab ihm die Eintrittskarte wieder.
»Hier entlang«, wies er mir den Weg.
Ich betrat einen langen, dunklen Raum, in dem Gesteinsproben hinter Glas und Hühnerdraht ausgestellt waren. Der Raum war von ultraviolettem Licht erhellt, in dem die Steine fluoreszierten. Ich hielt mich ein paar Minuten dort auf, dann verließ ich den Raum durch eine Tür, die in den Garten führte.
Der Garten war übersät mit versteinerten Hölzern, Fossilien, Quarzen und Dinosaurierknochen. Es gab einen »versteinerten Holzstoß« und eine alte Hütte, etwa so groß wie ein SUV , mit einem Schild daneben, auf dem stand: »Elf Personen haben den Winter 1949 in dieser Hütte überlebt.« Im ersten Moment stellte ich mir Pioniere vor, unter Büffelhautdecken zusammengekauert, die in einem Schneesturm gestrandet waren. Dann begriff ich, dass auf dem Schild 1949 stand – dasselbe Jahr, in dem Russland die Atombombe bekam. Dieser Ort war wirklich abgeschieden.
Um den Garten zu verlassen, musste ich wieder durch das Gebäude gehen. Dort waren Fossilien, eine Sammlung von Geoden und einige bearbeitete Steinplatten ausgestellt, die irgendwie bei der Schaffung des Mount-Rushmore-Monuments verwendet oder weggeworfen worden waren. Der Ausgang führte in einen Souvenirladen, in dem es ungefähr dieselben Mount-Rushmore-Andenken gab, die ich schon in Custer gesehen hatte, dazu etliche polierte Steine, die in verschiedene Accessoires eingesetzt waren: Manschettenknöpfe, Krawattennadeln, Schlüsselanhänger und Ohrringe. Ich fragte den Mann, der jetzt als Souvenirverkäufer bereitstand, wie das Geschäft liefe.
»Dieser Ort ist seit siebenundfünfzig Jahren im Besitz der Familie«, sagte er.
Eigentlich hatte er meine Frage nicht beantwortet, aberich nahm an, dass das alles war, was er dazu sagen wollte. Ich benutzte die Toilette, verabschiedete mich und machte mich wieder auf den Weg.
An diesem Nachmittag, sechs Meilen hinter der Stadt Belvidere, kam ich an einer Plakattafel vorbei, auf der zu lesen stand: »1880 Town. Der mit dem Wolf tanzt- Filmrequisiten nächste Meile.«
Ich lächelte, als ich das Schild las. Ich musste an den Abend denken, an dem ich den Film mit Nicole gesehen hatte. Das war auch die erste Nacht gewesen, in der ich sie weinen hörte. Ich fragte mich, wie es ihr wohl ging.
Keine Meile später ging ich unter dem Freeway hindurch in Richtung Norden, nach 1880 Town. Auf einem großen, gemalten Holzschild am Eingang stand:
1880 Town
DAKOTA-GEBIET
HÖHE: 2391 FUß
BEVÖLKERUNG: 170 GEISTER
9 KATZEN
3 HUNDE
3905 820 36 6 2 KANINCHEN
Der Eingang in die Stadt war durch eine Scheune mit vierzehn Seitenwänden (als weltweit Einzige dieser Art gepriesen). Der vordere Zaun war flankiert von zwei Eisenbahnwaggons, einer echten Dampflokomotive und einem Speisewagen aus rostfreiem Stahl, der passenderweise in einen Diner umgewandelt worden war.
Ich betrat die Scheune, wo ich einer mürrischen Frau mit blauen Haaren zwölf Dollar bezahlte.
In dem Gebäude türmten sich bis an die DachsparrenWestern-Antiquitäten und Filmrequisiten aus Der mit dem Wolf tanzt – darunter das Grassodenhaus und das Zelt vom Filmset, die Timmons-Güterwaggons und unzählige Fotos von Kevin Costner und Mary McDonnell, der Frau, die »Steht mit einer Faust« spielte, die weibliche Hauptrolle und Costners Objekt der Begierde. Ich holte mein Handy aus meinem Rucksack und rief Nicole an. Sie nahm beim zweiten Klingeln ab.
»Hallo?«
»Nicole, hier ist Alan.«
Ihre Stimme klang aufgeregt. »Alan! Ist alles in Ordnung?«
»Es geht mir gut.«
»Es tut so gut, deine Stimme zu hören. Wo in aller Welt steckst du?«
»South Dakota.«
»South Dakota? Bist du an Wall Drug vorbeigekommen?«
»Du kennst Wall Drug?«
»Jeder kennt Wall Drug.«
»Ich hab dort einen Zwischenstopp eingelegt.«
»Wie war es?«
»Eine richtig große Drogerie.«
»Da muss ich auch einmal hin«, sagte sie.
»Na ja, der Grund, weshalb ich anrufe – erinnerst du dich noch an diese Szene in Der mit dem Wolf tanzt , wo Costner den Büffel jagt?«
Eine lange Pause trat ein. »Ja, ich glaube schon.«
»Ich stehe genau neben diesem Büffel.«
»Er lebt noch?«
»Nein, er hat nie gelebt. Es ist ein Animatronic-Büffel.«
»Ein was?«
»Ein Roboter-Büffel«, sagte ich.
Sie lachte. »Bist du sicher, dass bei dir alles okay ist?«
»Es geht mir
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