So weit die Hoffnung trägt - Roman
bestens. Wirklich. Wie läuft’s bei dir? Wie geht es Kailamai?«
»Sie ist genau so, wie du gesagt hast. Eine bemerkenswerte junge Frau. Sie hat sich schon auf dem College eingeschrieben.«
»Wie läuft’s mit meinem Dad?«
»Er ist der reinste Lebensretter. Wir bringen alles in Ordnung. Ich bekomme individuelle Rentenkonten, Investmentfonds und noch eine ganze Menge Dinge, über die ich gar nichts weiß. Aber wen interessiert schon mein langweiliges Leben? Erzähl mir von deinem Abenteuer.«
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich bin noch immer unterwegs.«
»Ich denke jeden Tag an dich, weißt du.«
Ich schwieg einen Moment. »Wir zwei hatten schon ein paar gute Zeiten, oder?«
»Oh ja, in der Tat. Wenn du das Herumwandern je satthast, hier ist immer ein Platz für dich.«
»Nur fürs Protokoll, ich hatte das Wandern schon satt, bevor wir uns kennengelernt haben. Aber danke für die Einladung. Ich behalte sie im Hinterkopf.«
»Ich habe viel über die Zeit nachgedacht, die wir zusammen verbracht haben. Ich …« Sie hielt einen Moment inne. »Ich vermisse dich.«
»Ich dich auch.«
»Versprich mir, dass wir uns wiedersehen.«
»Versprochen.«
»Okay«, sagte sie. »Das genügt mir fürs Erste.«
»Kann ich mit Kailamai reden?«
»Sie ist mit ein paar Freunden unterwegs. Bestimmt ist sie wahnsinnig enttäuscht, dass sie dich verpasst hat. Sie hat eine ganze Reihe neuer Witze, die sie für dich aufhebt.
Hier ist einer, den sie mir heute Morgen erzählt hat: Ein Golfschläger geht in eine Bar und bittet um ein Bier, aber der Barmann weigert sich, ihn zu bedienen. ›Warum nicht?‹, fragt der Golfschläger. ›Weil du später zuschlagen wirst‹, sagt der Barmann.«
»Der ist wirklich unterirdisch«, sagte ich.
»Ich weiß«, lachte Nicole. »Aber es ist so witzig, dass sie sie erzählt.«
»Klingt, als ob bei euch beiden alles gut läuft.«
»Oh ja«, sagte sie.
»Das freut mich zu hören.«
»Gut. Denn du bist dafür verantwortlich.«
»Schön, zu hören, dass ich etwas richtig gemacht habe.« Ich seufzte. »Na ja, ich mache jetzt besser Schluss.«
»Okay.« Sie klang enttäuscht. »Ruf bald wieder an.«
»Mache ich. Pass auf dich auf.«
»Bis bald.«
Es tat gut, ihre Stimme zu hören. Trotzdem, unser Gespräch rief mir in Erinnerung, wie einsam ich war. Ich verstaute mein Handy wieder in meinem Rucksack und ging dann durch die Hintertür der Scheune in den Park.
1880 Town war eine ehrgeizige Neuschöpfung einer alten Westernstadt, die sich über mehr als fünfzig Morgen erstreckte. Es gab ein Postamt, eine Zahnarztpraxis, eine Bank, eine Apotheke, ein Gefängnis, ein Schulhaus mit einem einzigen Klassenzimmer, einen Pferdestall voller echter Pferdewagen und mindestens zwei Dutzend andere Gebäude, alles noch etwas größer und übertriebener als Nevada City in Montana. Das seltsamste Ausstellungsstück war ein lebendiges, Brezeln liebendes Kamel namens Otis, das auf einem Weidepferch hinter der Kirche der Stadt stand.
Ich hatte nicht vor, an diesem Abend noch weiter zu laufen, daher hing ich ungefähr eine Stunde in der Stadt herum, lange genug, um durch jedes Gebäude zu schlendern. Als ich alles gesehen hatte, was mich interessierte, ging ich zurück zu dem Diner, um etwas zu essen. Es waren nicht viele andere Gäste da, nur zwei Familien, und ich setzte mich ans andere Ende des Eisenbahnwaggons und stellte meinen Rucksack auf der roten Kunstlederbank mir gegenüber ab. Ich studierte die Speisekarte, dann lehnte ich mich zurück und wartete, bis die Bedienung ein paar Minuten später zu mir kam. Sie war jung, mit kurzen roten Haaren und einem Namensschild, auf dem MOLLY stand.
»Hi«, sagte sie. »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten. Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
»Ich hätte gern etwas Wasser. Viel Wasser, am besten eine Karaffe.«
»Eine was?«
»Einen Krug«, sagte ich. »Einen ganzen Krug.«
»Okay. Wissen Sie schon, was Sie essen möchten?«
»Wie ist denn der Hackbraten?«
»Gut. Ich hatte ihn selbst zum Mittagessen.«
»Dann nehme ich den Hackbraten und den Chefsalat mit Thousand-Island-Dressing.«
Sie notierte sich meine Bestellung. »Sollen Sie haben. Ich bin gleich wieder da und bringe Ihnen das Wasser und etwas Brot.« Sie ging zurück in die Küche.
Vor meinem Fenster war eine Shell-Tankstelle. Neben der Tankstelle saß eine Familie auf einem Stück Gras neben ihrem Minivan. Der Vater studierte eine Straßenkarte, die auf der
Weitere Kostenlose Bücher