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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Rapid City auf?«
    »Die Frau will nach ihrer Schicht losfahren, so gegen fünf. Sie hat gesagt, ich könnte bis dahin auf meinem Zimmer bleiben. Und Sie?«
    »Ich habe heute zwanzig Meilen vor mir. Ich werde ein paar Lebensmittel einkaufen und mich danach auf den Weg machen.«
    »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten«, sagte sie. »Bitte schauen Sie noch einmal bei mir vorbei, bevor Sie gehen.«
    »Das werde ich tun«, sagte ich.
    Pamela beugte sich vor und schlang die Arme um mich.Dann wandte sie sich ab und verließ das Restaurant. Ich sah ihr nach, bevor ich zu dem Geschäft nebenan ging – einer Art Gemischtwarenladen, wo ich die wichtigsten und ein paar unwichtige Dinge kaufte, wie zum Beispiel einen Beutel Donuts, der meine Reise natürlich niemals überleben würde, und zwei Beutel Andorn-Bonbons, eine schwer zu findende Leckerei, für die ich als Kind auf Knott’s Berry-Farm in Kalifornien eine Vorliebe entwickelt hatte. In einem schwachen Augenblick kaufte ich mir auch noch einen WO ZUM TEUFEL IST WALL DRUG -Autoaufkleber.
    Ich ging zurück in mein Zimmer, packte meine restlichen Sachen und klebte den Aufkleber auf meinen Rucksack. Zweimal überprüfte ich das Zimmer, um sicher zu sein, dass ich nichts vergessen hatte. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich irgendetwas dort zurückgelassen. Vermutlich stimmte das auch. Ich klopfte an Pamelas Tür. Sie öffnete rasch.
    »Bereit zum Aufbruch?«, fragte sie.
    »Und ob«, sagte ich.
    »Wenigstens haben Sie die richtigen Schuhe dafür.«
    Ich lächelte. Dann beugte ich mich vor und umarmte sie. »Auf Wiedersehen, Pamela. Viel Glück.«
    »Ihnen auch viel Glück«, sagte sie. Sie reichte mir ein Blatt Papier. »Hier haben Sie meine Telefonnummer und meine Adresse. Falls Sie je nach Colorado kommen, besuchen Sie uns bitte.«
    Ich steckte das Blatt Papier ein. »Das mache ich. Ich würde Hadley sehr gern einmal kennenlernen.«
    »Sie würde sich bestimmt freuen, Sie kennenzulernen. Vielleicht könnten Sie auf dem Rückweg von Key West bei uns vorbeischauen.«
    »Sehr gern«, sagte ich. »Falls nichts dazwischenkommt.«Ich fuhr mir mit einer Hand durchs Haar und seufzte. »Ich sollte jetzt besser gehen.«
    Pamela beugte sich vor, und wir umarmten uns noch einmal.
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie. »Passen Sie auf sich auf.«
    Ich schulterte meinen Rucksack und setzte meinen Akubra-Hut auf, dann wandte ich mich mit einem verstohlenen Lächeln um und ging los. Als ich das Ende des Parkplatzes erreichte, rief Pamela mir nach.
    »Alan.«
    Ich wandte mich um.
    »Gott schütze Sie.«
    Ich lächelte. »Machen Sie’s gut, Pamela.« Mit einem letzten Gruß wandte ich mich ab und ging zurück zur Interstate. Ich würde meine Stalkerin vermissen.

Neuntes Kapitel
    Während wir unsere individuellen Lebenswege gehen, fangen wir uns Verbitterungen und Verletzungen ein, die sich an unsere Seelen haften wie Kletten an die Socken eines Wanderers. Diese blinden Passagiere erscheinen zunächst vielleicht bedeutungslos, aber im Laufe der Zeit, wenn wir nicht hin und wieder innehalten und sie abschütteln, werden sie zu einer Last für unsere Seelen.
    A LAN C HRISTOFFERSENS T AGEBUCH
    Bevor ich Wall verließ, unterhielt ich mich mit der Kassiererin vom Wall-Drug-Souvenirladen über die Route nach Osten. Sie überzeugte mich, den Badlands Loop zu nehmen, was meinen Weg um etwa zehn Meilen verlängerte.
    Mein Rucksack war wieder schwerer. Ich hatte nämlich gehört, dass es eine Weile dauern würde, bis ich wieder eine anständige Einkaufsmöglichkeit finden würde, daher hatte ich in Wall alle Vorräte aufgestockt, die ich brauchte.
    Wenige Minuten, nachdem ich Pamela verlassen hatte, war ich wieder auf der 90 unterwegs. Die morgendliche Luft war kühl, und das Gehen fiel mir leicht – was bestimmt auch daran lag, wie gut ich mich fühlte. Trotz der Schwere meines Rucksacks fühlte ich mich irgendwie leichter. Pamela zu vergeben hatte eine Wunde geheilt, die ich bis dahin gar nicht zur Kenntnis genommen hatte.
    Zwei Meilen hinter Wall bog ich von der 90 auf den Highway 240 ab, den Badlands Loop. Ich brauchte den halben Tag, einen Marsch von zehn Meilen, um den Nationalpark zu erreichen.
    Die Straße führte über eine Mautstation. Das Eintrittsgeld für »nicht motorisierte« Besucher betrug sieben Dollar, und der Ranger an dem Kassenhäuschen ermahnte mich, dass Zelten nur in den dafür ausgewiesenen Bereichen gestattet war. Nur eine halbe Meile hinter dem Eingang blieb ich

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