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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Motorhaube des Wagens ausgebreitet war, während die Mutter Sandwiches für ihre drei Kinder herrichtete. Ihr Anblick weckte Erinnerungen an die Familienausflüge, die wir unternommen hatten, bevor meine Mutter starb.
    Mein Vater fiel, genau wie ich, leicht auf Touristenfallen herein und hätte vermutlich an genau denselben Orten angehalten wie ich – den Versteinerten Gärten, Wall Drug, 1880 Town, er hätte nichts ausgelassen. Obwohl ich immer gedacht hatte, völlig anders zu sein als mein Vater, stellte ich allmählich fest, dass ich doch viel von ihm hatte.
    Molly kam einen Augenblick später mit einem Krug Wasser, einem großen, mit Eis gefüllten Glas und einem kleinen Plastikkorb mit einem Mini-Brotlaib und zwei in Folie gewickelten Butterstückchen wieder. »Bitte sehr«, sagte sie freundlich. »Ihr Essen kommt sofort.«
    Ich sah wieder durchs Fenster zu der Familie. Der Mann hatte sich noch immer über die Karte gebeugt. Die Frau stand jetzt neben ihm, eine Hand auf seinem Rücken.
    Irgendetwas an diesem kleinen Tableau faszinierte und irritierte mich zugleich. Die Szene war so einfach und echt, vielleicht hoffnungsvoll, und doch gab sie mir das Gefühl, unvollständig zu sein. Warum war mir dabei so unbehaglich zu Mute? Während ich darüber nachgrübelte, wurde mir bewusst, dass mir das, was ich dort beobachtete, nicht nur einmal, sondern zweimal genommen worden war. Das erste Mal, als meine Mutter starb. Das zweite Mal, als McKale starb. Ich vermisste meine Vergangenheit und meine Zukunft zugleich.
    Würde ich je das haben, was diese Familie hatte? Würde ich je wieder heiraten? Kinder haben? Ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und doch …
    Meine Gedanken wurden von Molly unterbrochen, die mit meinem Essen wiederkam. Ich fragte sie, ob sie in der Nähe irgendetwas wüsste, wo ich übernachten könnte.
    »Etwa eine viertel Meile die Straße hoch gibt es einen KOA -Campingplatz«, sagte sie. Sie deutete aus dem Fenster.»Viele meiner Gäste wohnen dort. Da kann man auch Hütten mieten.«
    »Sind die Hütten hübsch?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich habe noch keine Klagen gehört.«
    »Würden die Leute sich denn beklagen, wenn es ihnen nicht gefallen würde?«
    Sie verdrehte die Augen. »Manche Leute beklagen sich, weil ihnen das Eis in der Cola zu kalt ist.«
    Ich grinste. »Da haben Sie recht.«
    Ich aß auf, holte mir ein Stück Apfelkuchen zum Mitnehmen und machte mich auf den Weg zu dem Campingplatz. Dort gab es mehrere freie Plätze, und der Mann, der den KOA führte, erklärte mir, dass es in den Hütten keine Bettwäsche gab.
    »Es gibt eine Matratze, aber keine Bettwäsche«, sagte er. »Und Sie haben ein Waschbecken und eine Toilette, aber wenn Sie duschen wollen, müssen Sie in dieses Gebäude hier kommen.«
    »Perfekt«, sagte ich. Vielleicht nicht perfekt, aber für fünfundvierzig Dollar die Nacht, mit Klimaanlage, Verandaschaukel und Fernseher, hätte ich es deutlich schlimmer treffen können. Ich rollte meinen Schlafsack auf dem Bett aus und schaltete die David-Letterman-Show ein, dann legte ich mich hin und schlief prompt ein.

Zehntes Kapitel
    Meine Haare werden allmählich lang. Ich muss einen Friseur finden, bevor mich irgendjemand mit einem Rockstar verwechselt.
    A LAN C HRISTOFFERSENS T AGEBUCH
    Am nächsten Tag tat ich nichts als gehen. Es war, als würde sich dieselbe Landschaft ständig wiederholen, wie der Hintergrund bei einer Familie-Feuerstein -Episode. Den ganzen Tag kam ich an einem einzigen Haus vorbei, bis ich am Abend die Stadt Murdo erreichte. Ich aß in der Prairie Pizza zu Abend und übernachtete im American Inn.
    Am nächsten Morgen wachte ich mit Kopfschmerzen auf, auch wenn sie ziemlich bald wieder vergingen. Ich packte meine Sachen, bevor ich ein herzhaftes Frühstück aus Würstchen mit Brötchen und Béchamelsauce zu mir nahm, in dem Diner bei der World Famous Pioneer Auto Show.
    Während ich aß, fiel mir auf, dass sich die Zeit auf der Uhr des Restaurants um eine Stunde von meiner Armbanduhr unterschied. Ich fragte meine Kellnerin nach der Uhrzeit, und sie erklärte mir, dass die Zeitzone in ihrer Stadt von der Mountain zur Central Time wechselt. Ich hatte offiziell meine zweite Zeitzone durchschritten, seit ich Seattle verlassen hatte. Ich stellte meine Uhr um und ging wieder hinaus zur 90.
    Etwas Seltsames fiel mir an jenem Tag auf: Ich kam an vielen überfahrenen Tieren vorbei. Warum es hier mehr toteTiere gab als auf all meinen

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