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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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nur ihre Aussage mit der Beschreibung der Leiche und dazu die Namen aller Männer aus ihrem Trupp.«
    Babcock dachte an Juliet Newcombes verängstigten Gesichtsausdruck bei ihrer Begegnung gestern Abend und an Piers Duttons ziemlich offensichtlichen Versuch, ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen. »Ich denke, der Fall liegt vielleicht ein bisschen komplizierter«, meinte er, ohne seine heimliche Hoffnung zu erwähnen, dass Kincaids Freundin wie versprochen Mrs. Newcombe hergebracht hatte. Gegen einen kleinen Schwatz mit der rothaarigen Gemma James hätte er durchaus nichts einzuwenden gehabt.
    Doch als sie die Eingangshalle betraten, war es Kincaid selbst, der neben seiner Schwester stand.
    Mit seiner Jeans und der abgewetzten Lederjacke wirkte Kincaid schon viel lockerer als bei ihrer Begegnung an Heiligabend, während Juliet Newcombe zwar unglücklich aussah, aber nicht mehr ganz so verzweifelt.
    Nachdem Babcock die beiden vorgestellt hatte, bekam Larkin große Augen und sagte zu Kincaid: »Ooh, Scotland Yard! Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir. Wenn Sie irgendwann mal wieder in dieser Gegend sind und Hilfe brauchen …« Auf Babcocks missbilligenden Blick reagierte sie nur mit einem alles andere als schuldbewussten Grinsen und fragte: »Soll ich Mrs. Newcombes Aussage aufnehmen, Sir?«
    »Bringen Sie Mrs. Newcombe doch erst mal in den Aufenthaltsraum«, schlug er vor. So könnte Larkin schon einmal die Formalitäten erledigen, während er sich mit Kincaid auf einen Plausch in sein eigenes Büro zurückzog. Und es war immerhin
denkbar, dass Larkin, vorwitzig wie sie war, aus Juliet Newcombe irgendetwas herausbekäme.
    Doch Juliet drehte sich mit bestürzter Miene zu ihrem Bruder um und sagte: »Aber ich dachte, du würdest dabei sein …«
    Kincaid tätschelte ihren Arm. »Mach dir keine Sorgen. Du erzählst Constable Larkin einfach nur ganz genau, was vorgestern Abend passiert ist. Es ist ja bloß für die Akten.«
    »Der Kaffee hier ist beschissen«, sagte Babcock, nachdem Larkin Juliet weggeführt hatte, »aber für besondere Gäste habe ich einen Wasserkocher und ein paar Teebeutel in meinem Büro. Wie wär’s mit einem Tässchen?«
    »Ich fühle mich geehrt.« Kincaid folgte ihm, und als sie es sich auf den beiden Besucherstühlen in Babcocks Büro bequem gemacht und ihre Teebeutel in die angestoßenen Becher getaucht hatten, blickte er sich in dem engen Zimmer um. »Hast es ja ganz schön weit gebracht, Ronnie«, bemerkte er.
    »Tu nicht so gönnerhaft«, erwiderte Babcock schmunzelnd. »Du hast in London wahrscheinlich eine Luxussuite mit Blick auf die Themse.«
    Kincaid schüttelte lachend den Kopf. »Das denkst du vielleicht – obwohl, wenn man sich im Büro meines Chefs auf den Stuhl stellt, kann man vielleicht ein Stückchen vom Fluss sehen.« Er fischte seinen Teebeutel heraus und beförderte ihn mit einem gezielten Wurf in den Papierkorb. »Und, seid ihr mit dem Fall irgendwie weitergekommen?«, fragte er, während er sich zurücklehnte und die Finger um den Becher schlang, um sie zu wärmen.
    »Kein Stück«, antwortete Babcock und verzog das Gesicht. Er fasste kurz den Bericht der Pathologin zusammen und beklagte das Fehlen jeglicher Fortschritte auf allen anderen Gebieten. »Du hast nicht zufällig irgendwelche Ideen? Nicht, dass ich Scotland Yard offiziell um Amtshilfe bitte, das ist ja wohl klar.«

    »Wie wär’s mit ein bisschen Geduld, mein Junge?«, witzelte Kincaid und hob gleich die Hand vors Gesicht, um einen imaginären Schlag abzuwehren. »Nein, im Ernst, ich würde sagen, ihr sitzt so ziemlich auf dem Trockenen, bis die Nachbarn aus dem Urlaub zurück sind und die Geschäfte wieder aufmachen. Hast du die örtliche Presse informiert?«
    »Die Chronicle bringt diese Woche einen Artikel. Vielleicht erinnert sich ja irgendjemand an ein Baby von unbestimmtem Alter, das vor einer unbestimmten Anzahl von Jahren verschwunden ist.«
    »Man hat schon Pferde kotzen sehen«, meinte Kincaid. »Aber vielleicht meldet sich ja jemand, der die Adresse der Smiths hat. Ich erinnere mich übrigens noch an die beiden, auch wenn der Name mir vielleicht nicht mehr eingefallen wäre. Aber damals war der Milchhof, zu dem dieser Viehstall gehörte, noch in Betrieb. Jules und ich …«
    »Jules?«
    »Entschuldigung, ich meine Juliet. Juliet und ich haben uns früher immer am Kanal rumgetrieben – das würde man den Kindern heute ja kaum noch erlauben. Und es ist mehr als einmal vorgekommen, dass uns ein

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