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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Bauer die Hunde auf den Hals gehetzt hat – nur nicht die Smiths. Ich habe sie als ein sehr freundliches altes Ehepaar in Erinnerung – allerdings nehme ich an, dass sie damals noch nicht ganz so alt waren, wie sie mir als kleinem Jungen vorkamen.«
    »Ihr habt euch also ziemlich nahegestanden, du und deine Schwester?«, fragte Babcock.
    Kincaid zögerte einen Moment und sagte dann: »Wir sind nur drei Jahre auseinander, und wir haben als Familie ein ziemlich isoliertes Leben geführt, vor allem, als wir noch klein waren. So kam es, dass wir ziemlich viel Zeit miteinander verbrachten. Aber schon damals war ich mir nie ganz sicher, ob ich sie wirklich kenne.« Er zuckte mit den Achseln. »Und ich
glaube, es ist ganz normal, dass man sich auseinanderentwickelt, wenn man älter wird.«
    Babcock sah eine Chance, seine Neugier bezüglich Juliet Newcombe zu befriedigen. »Ist alles in Ordnung mit deiner Schwester? Gestern schien sie mir doch mitgenommener, als ich gedacht hätte.«
    »Ach, sie hat zurzeit … familiäre Probleme«, antwortete Kincaid nach kurzem Zögern.
    »Hat das irgendwas mit diesem Baby zu tun?«
    »Nein, natürlich nicht.« Die Frage schien Kincaid zu überraschen. »Obwohl ich mir denken kann, dass dieses Erlebnis ihrem seelischen Gleichgewicht nicht gerade gutgetan hat.«
    »Verständlich.« Babcock verzog das Gesicht, als die Erinnerung an den ausgetrockneten kleinen Körper in ihm aufstieg. Er drehte seinen Teebecher in den Händen, während er darüber nachdachte, wie viel er preisgeben sollte. »Ich hab mich gestern Abend kurz mit dem Partner deines Schwagers unterhalten. Das ist ja vielleicht ein Arsch. Und ich hatte den deutlichen Eindruck, dass er deine Schwester auf dem Kieker hat.«
    »Auf dem Kieker …«
    »Ich spreche von böswilliger Verleumdung«, stellte Babcock klar. »Ich spreche davon, dass er die erste Gelegenheit ergriffen hat, um anzudeuten, dass sie hysterisch und unzuverlässig sei.«
    »Wie kommt dieser …?«, setzte Kincaid an, brach dann aber ab und nippte vorsichtig an seinem Tee, der inzwischen längst abgekühlt sein musste. Ein Ausdruck argwöhnischer Reserviertheit legte sich über sein Gesicht wie eine Maske, und Babcock wusste, dass er nicht alles zu hören bekommen würde, was sein alter Freund wusste. »Wieso sollte Piers Dutton meiner Schwester schaden wollen?«, fragte er nach einer Weile, als er seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte.
    Babcock zog die Stirn in Falten und dachte laut nach. »Dutton
sagte, er wohne seit fünf Jahren in seinem Haus. Aber selbst wenn das Kind vor dieser Zeit eingemauert wurde, wäre es denkbar, dass er von dem Viehstall gewusst hat, bevor er in die Gegend gezogen ist.«
    »Willst du damit andeuten, dass Dutton etwas mit diesem Baby zu tun haben könnte? Aber warum hätte er dann meine Schwester für die Renovierung empfehlen sollen?«
    »Nun, nehmen wir einmal an, er hätte gewusst, dass die neuen Eigentümer entschlossen waren, den Umbau durchzuführen. Wenn er sowieso sicher war, dass das Baby gefunden würde, sah er darin vielleicht eine Chance, deiner Schwester das Leben schwer zu machen.«
    »Und dadurch den Verdacht auf sich selbst zu lenken? Das ist ziemlich weit hergeholt, findest du nicht, Ronnie? Und wenn er für das Baby verantwortlich war und wusste, dass es bei der Renovierung unweigerlich entdeckt würde, wieso hat er es dann nicht einfach vorher verschwinden lassen?«
    »Zu riskant?«, gab Babcock zu bedenken.
    »Zwischen Duttons Haus und dem Kanal ist nur ein weiteres Haus. Er hätte lediglich eine Nacht abpassen müssen, in der seine Nachbarn garantiert nicht zu Hause waren. Jules hat nicht sehr lange gebraucht, um diesen Mörtel herauszuschlagen – Dutton hätte es in ein paar Stunden schaffen und die Leiche anschließend irgendwo in einen Graben werfen können.«
    Babcock seufzte. »Da hast du recht. Tom Foster ist nicht gerade der Zerberus von South Cheshire.« Er rieb sich das Kinn und entdeckte dabei ein paar Stoppeln, die er bei der hastigen Rasur in seinem arktischen Badezimmer übersehen hatte. Neidisch beäugte er seinen alten Kumpel. Kincaid gehörte zu den Männern, denen es einen verwegenen Charme verlieh, wenn sie einmal das Rasieren vergaßen, während er mit seinem zerknautschten Gesicht lediglich aussehen würde, als hätte
er die Nacht in einem Müllcontainer verbracht. »Trotzdem, es lohnt sich, die Sache zu überprüfen«, fuhr er fort. »Dutton steckte damals mitten in einer Scheidung.

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