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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hast.«
    Babcock ließ seinen Stuhl wieder nach vorne kippen. »Hätte nie gedacht, dass ich den Tag noch erleben würde, an dem Dr. E. Rücksicht auf irgendjemandes Gefühle nimmt. Wenn ich’s mir recht überlege, schien sie mir heute Morgen am Tatort irgendwie nicht ganz bei der Sache zu sein. Vielleicht ist sie ja krank.«
    »Es ist nicht sie, die krank ist«, warf Gemma ein. Als beide Männer sie überrascht anstarrten, fügte sie hinzu: »Jedenfalls glaube ich das nicht. Ich habe sie heute Morgen gesehen, als ich mit Kit im Auto gewartet habe. Nachdem sie vom Tatort zurück war, hat sie eine Weile in ihrem Wagen gesessen, zusammen mit diesem riesigen Hund, als müsse sie über etwas nachdenken. Dann ist sie wieder ausgestiegen und zu einem der Boote gegangen, die gegenüber dem Pub festgemacht haben. Sie hatte ein Sauerstoffgerät dabei.« Als Gemma in die verdutzten Gesichter der beiden blickte, wurde ihr klar, dass sie ihre spontane Aktion würde beichten müssen. »Ich bin heute Nachmittag den Leinpfad entlanggegangen, von Barbridge bis zum Viehstall, um mir ein klareres Bild davon zu
verschaffen, wie die beiden Tatorte zueinander liegen. Als ich nach Barbridge zurückkam, habe ich dieses kleine Mädchen getroffen, das am Kanal saß und angelte – ganz in der Nähe des Bootes, das die Rechtsmedizinerin heute Morgen besucht hat. Das Mädchen erzählte mir, seine Mutter liege im Sterben – es muss also die Mutter sein, die Dr. Elsworthy aufgesucht hat. Obwohl ich gestehen muss, dass ich noch nie von einem Rechtsmediziner gehört habe, der Hausbesuche macht.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass es Dr. Elsworthy war?«
    Babcocks skeptischer Blick ärgerte Gemma. »Ja. Ich habe den diensthabenden Constable gefragt, wer das sei, als ich sie zu dem Boot gehen sah. Und sie gehört nicht zu den Leuten, die man so leicht verwechselt.«
    »Und das Boot? Sind Sie auch sicher, dass es dasselbe Boot war?«
    Ehe Gemma etwas erwidern konnte, warf Kincaid in ziemlich schroffem Ton ein: »Natürlich ist sie sicher, Ronnie.« Dann wandte er sich stirnrunzelnd an Gemma. »Du sagtest, du wolltest dir ein Bild von der Lage der Tatorte machen. Aber wir wissen von keiner Verbindung zwischen dem Mord an Annie Lebow und der Kinderleiche, die in dem Viehstall gefunden wurde.«
    Gemma, die keine Lust hatte, ihre entlegenen Spekulationen vor Ronnie Babcock auszubreiten, zuckte nur mit den Achseln. »Es kam mir eben einfach merkwürdig vor. Ich wollte nur …«
    »Chef.« Sheila Larkin stand von ihrem Schreibtisch auf, bahnte sich einen Weg durch das Gewirr von Kabeln zu ihnen herüber und wedelte mit einem Stoß Papiere vor Babcocks Nase herum. »Chef«, wiederholte sie, um sich seiner Aufmerksamkeit ganz gewiss zu sein. »Ich habe mir ein paar der Unterlagen angesehen, die ich auf Annie Lebows Boot gefunden habe. Offenbar hatte sie über Newcombe & Dutton in
Nantwich beträchtliche Summen investiert.« Sie sah Kincaid an. »Haben die irgendetwas mit Ihrer Schwester zu tun – mit Mrs. Newcombe?«
    »Das ist die Firma meines Schwagers«, bestätige Kincaid ohne Umschweife, doch Gemma fand, dass er ein wenig überrascht klang. »Aber du sagtest ja, dass Annie hier in Nantwich gearbeitet hat, als sie noch beim Jugendamt war, nicht wahr, Ronnie? Dann ist es ja nicht so unwahrscheinlich, dass sie Kundin von Newcombe & Dutton war.«
    »Newcombe & Dutton hat einige sehr betuchte Kunden in dieser Gegend, und Annie Lebow hat zweifellos zu dieser Kategorie gehört«, sagte Babcock und legte die Fingerspitzen aneinander. »Die Frage ist, ob das, was mit diesen Investitionen nach ihrem Tod geschieht, ihrem Mann ein Motiv geliefert haben könnte, sie zu ermorden.«
    Gemma hörte die letzten Worte nur noch undeutlich, übertönt vom Rauschen des Bluts in ihren Ohren. Während Babcock Larkin die Papiere abnahm und sie durchzublättern begann, packte sie Kincaids Arm. »Wir sollten den Chief Inspector jetzt nicht länger stören«, sagte sie mit einem erzwungenen Lächeln, bei dem sich ihre Gesichtsmuskeln verkrampften. »Deine Mutter wartet darauf, dass wir die Kinder abholen.«
    »Aber ich dachte, Mutter und Vater würden sie vom Laden mit nach Hause nehmen«, erwiderte Kincaid verdutzt.
    »Wir haben umdisponiert«, antwortete Gemma immer noch lächelnd. Während Babcock sich kurz abwandte, um mit einem anderen Beamten zu sprechen, bohrte sie ihre Finger in Kincaids Oberarm, bis er zusammenzuckte. Als er sie verblüfft ansah, formte sie mit den Lippen

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